Beim MSV herrscht nach dem Sieg ein ganz neues Gefühl


Duisburg im erlösenden Jubeltaumel: Trainer Gino Lettieri (Mitte) feiert mit seinen Jungs den Treffer zum ersten Saisonsieg.

Trainer Gino Lettieri und die Spieler des MSV Duisburg wissen nun, dass sie auch in der 2. Liga gewinnen können - und das verdanken sie auch den Fans.

Als sich sein Arbeitstag nach der Pressekonferenz langsam dem Ende neigte, riskierte Gino Lettieri einen Blick auf den Fernseher im Medienraum der Schauinsland-Reisen-Arena. Im Hintergrund flimmerte die Zusammenfassung des Zweitligaduells zwischen dem MSV Duisburg und dem SC Paderborn über den Bildschirm. Lettieri schmunzelnd: „Da schaue ich diesmal gerne drauf.“

Der wichtige 1:0 (0:0)-Heimsieg über die Ostwestfalen lässt den 48-Jährigen bei den Meiderichern wieder deutlich fester im Sattel sitzen. Lettieri war im Vorfeld mit der unübersehbaren Drucksituation relativ gelöst umgegangen, ließ sich nicht anmerken, wie es in seiner Gefühlswelt aussieht. „Ich kenne das Geschäft“, meinte der Deutsch-Italiener nach dem befreienden ersten Dreier, „aber ich war relativ locker vor dem Anpfiff. Dass wir am Ende den Sieg geholt haben, war jetzt nicht unbedingt eine Genugtuung.“

MSV hat nur den Anschluss geschafft

Auch dieses Mal gab es wieder genug Gründe, sich frühzeitig Sorgen zu machen. So signalisierte der beim 2:3 in Berlin starke Kevin Scheidhauer nach 20 Minuten, dass es ihm nicht gut geht. Lettieri: „Kevin wurde es übel, aber er hat trotzdem einigermaßen durchgehalten.“ Zur Halbzeit brachte der MSV-Coach seine Neuerwerbung Giorgi Chanturia – und wechselte damit den Sieg ein.

Einen Grund, jetzt überschwenglich zu feiern, sieht Gino Lettieri nicht. „Wir haben den Anschluss geschafft. Mehr nicht“, stellte er betont sachlich fest. Lettieri weiß, dass der Kampf um den Klassenerhalt für den MSV Duisburg ein heißer Ritt bleibt. Was ihm Zuversicht gibt: „Die Jungs haben jetzt dieses Gefühl, in der 2. Liga gewinnen zu können. Das Arbeiten wird insgesamt leichter, wenn man den ersten Sieg eingefahren hat.“

Noch einige Baustellen bei den Zebras

Selbstverständlich sah der Duisburger Kaderleiter trotz des Erfolgserlebnisses auch reichlich Ansatzpunkte zu Verbesserungen. „Wir sind anfangs sehr hektisch aufgetreten, haben viele Bälle erobert, aber auch sehr schnell wieder hergegeben. Über manche Stellungsfehler war ich selbst erschrocken. Es gibt wirklich noch einiges, woran wir arbeiten müssen.“

Was dem ehemaligen Wehen-Wiesbadener dagegen positiv auffiel: „Ich habe großen Respekt vor der Laufstärke und dem Willen meiner Mannschaft. Jeder Spieler hat sich voll reingehauen. Und nur mit so einer Bereitschaft kommen wir da unten raus.“

Lettieri: "Die Fans waren sensationell"

Auch in schwierigen Spielsequenzen stand das Duisburger Publikum wie ein Fels hinter dem Schlusslicht. „Die Fans waren sensationell“, freute sich Lettieri über die Unterstützung. Aufsichtsratschef Jürgen Marbach meinte mit einem Augenzwinkern: „Noch nie hat sich ein Stadion so über den letzten Platz gefreut wie bei uns.“ Zum Befreiungsschlag meinte der Funktionär: „Ich habe zwei Teams gesehen, die alles versucht haben und nach 75 Minuten platt waren. Wir haben uns endlich den verdienten Lohn für die Bemühungen geholt. Jetzt sind wir wieder dran am rettenden Ufer. Und unsere Jungs haben gesehen, dass sie die 2. Liga können.“ Die Tatsache, dass sowohl beim schwächelnden SC Paderborn als auch beim abstiegsbedrohten TSV 1860 München die Trainer-Reißleinen gezogen wurden, ist ein Beleg dafür, wie dünn das Eis in der 2. Bundesliga bereits ist. Marbach ohne Umschweife: „Nach einer Niederlage wäre die Situation bei uns auch nicht gut gewesen. Das war klar.“ Jetzt haben sich die Wogen an der Wedau wieder geglättet.

derwesten.de