Im Interview: MSV-Geschäftsführer Bernd Maas


MSV-Geschäftsführer Bernd Maas hat seinen Vertrag verlängert

Bernd Maas, gemeinsam mit Peter Mohnhaupt für die Geschäftsführung der MSV Duisburg GmbH & Co KGaA verantwortlich, hat seinen Vertrag im Juli verlängert. Maas wurde im Juli 2013 in die Geschäftsführung der Zebras berufen; er verantwortet dort die Bereiche Sport und Finanzen. „Er hat den MSV mit seinem großen Erfahrungsschatz im sportlichen und kaufmännischen Bereich gemeinsam mit Peter Mohnhaupt entscheidend mit auf den richtigen Weg gebracht“, betont der Vorstandsvorsitzende Ingo Wald. Wir haben uns mit dem MSV-Geschäftsführer über seine Vertragsverlängerung, Vergangenheit und Zukunft des MSV und die Herausforderung 2. Liga gesprochen.

Herr Maas, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrer Vertragsverlängerung beim MSV Duisburg. War diese Entscheidung für Sie eine Überraschung?
Zunächst freu ich mich natürlich, dass die Vereinsführung den eingeschlagenen Weg der Kontinuität auch weiterhin so konsequent verfolgt. Das ist ganz besonders im Hinblick auf die Finanzen ein absolutes Muss. Es wäre sicherlich kontraproduktiv, in den für den Verein überlebenswichtigen Fragen der Lizenzierung/Finanzen die Ansprechpartner zu wechseln. Ich fühle mich persönlich beim MSV Duisburg sehr gut aufgehoben, habe mich eingearbeitet, kenne und schätze mein Umfeld und meine Mitstreiter und weiß, dass ich meine Arbeit hier unaufgeregt und mit der notwendigen Effizienz erledigen kann.

Sie gelten jetzt nicht unbedingt als der „Dampfplauderer“, der in stetigem Dialog mit der Presse steht. Sind Sie eher der ruhige Typ, der seine Aufgaben im stillen Kämmerlein erledigt und dann entsprechend Vollzug meldet?
Da haben sie mich grundsätzlich schon richtig charakterisiert. Finanzen müssen mit Seriosität und Zurückhaltung einhergehen. Nach meiner Meinung lässt mein Aufgabengebiet keinen Platz für Selbstdarstellung oder permanente Wasserstandsmeldungen. Von mir werden Ergebnisse erwartet; vom MSV und in intensivem Austausch von der DFL beziehungsweise zuletzt vom DFB. Die habe ich in der Vergangenheit geliefert und die werde ich auch zukünftig im Rahmen unserer Möglichkeiten vorlegen.

Was bedeutet denn „im Rahmen der Möglichkeiten“?
Nun ja, das ist relativ einfach erklärt: Ich bin dafür zuständig, die eingenommenen Gelder zu verwalten sowie den kaufmännischen und sportlichen Bereich zu organisieren. Die Summe der zufließenden Gelder ist ja davon abhängig, in welcher Liga wir spielen, wie viele Zuschauer zu den Spielen kommen, wie hoch die Sponsoreneinnahmen sind und so weiter. Im letzten Bereich hat es ja ganz aktuell unter meinem Kollegen Peter Mohnhaupt als Geschäftsführer Vermarktung eine Veränderung gegeben, nämlich durch die Zusammenarbeit mit Sportfive. Die Agentur hat ja bereits den Black Crevice – Deal auf die Beine gestellt. Die Gesamteinnahmen des MSV schwanken von Spielzeit zu Spielzeit mitunter sehr stark. Außerdem bin ich als Ansprechpartner zu den nationalen Verbänden DFL und DFB stets darauf bedacht, nach der Lizenzverweigerung verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Das hat in der Vergangenheit durch die komplette Neustrukturierung ganz gut funktioniert und ich glaube, dass wir diese Konsolidierungs- und Vertrauensphase auch weiterhin positiv gestalten können. Das ist natürlich noch ein langer Weg, aber auf jeder Reise macht man ja einen Schritt nach dem anderen.

Ihr Familienwohnsitz ist nicht in Duisburg sondern einige hundert Kilometer entfernt. Ist das für Sie keine fast schon unzumutbare Belastung?
Mein gesamtes Familienleben musste sich bereits seit meinem ersten Tag beim MSV Duisburg den Interessen des Vereins unterordnen. Das war mir aber auch bekannt, als ich Mitte 2013 beim Zwangsabstieg hier unterschrieben habe. Ich bin niemand, der Verträge unterschreibt und anschließend die Konsequenzen ignoriert. Wenn meine Anwesenheit erforderlich ist, bin ich sieben Tage in der Woche in Duisburg. Und das ist in den heißen Phasen grundsätzlich so. So wie an diesem Wochenende. Unabhängig davon habe ich mittlerweile eine Wohnung in Duisburg. Das Projekt „Umzug“ ist in Arbeit und wird zeitnah abgearbeitet (lacht).

Wo sehen Sie den MSV Duisburg in zwei bis drei Jahren?
Ich gehe davon aus, dass wir die Konsolidierung in dieser Zeitspanne weiter haben vorantreiben können. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen; die Vereinsführung und auch die Fans haben alles Menschenmögliche getan, unseren Verein neu zu gestalten. Mit Augenmaß, realistischen Zielsetzungen, gesunden kaufmännischen Menschenverstand sollte es uns gelingen, den neuen MSV Duisburg in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen und an vergangene, erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. Ein Fehler wäre es, wie es unser Präsident Ingo Wald vor einigen Tagen richtig angemerkt hat, jetzt in den Bemühungen nachzulassen, weil man fälschlicherweise glaubt, bereits etwas erreicht zu haben. Stagnation ist Rückschritt! Und wir haben noch sehr viele Aufgaben vor der Brust, die auf ihre Erledigung warten. Es gibt viel Geld, was immer noch an Gläubiger zurück zu zahlen ist. Die größten Fehler macht man im Erfolg. Das wird uns nicht passieren.

Stichwort „Geld zurückzahlen“. Wie sieht es denn derzeit mit der wirtschaftlichen Situation aus? Hat der MSV Duisburg immer noch Schulden?
Natürlich hat unser MSV noch Verbindlichkeiten. Das Eigenkapital ist - wie im Rahmen der Mitgliederversammlung kommuniziert - ja immer noch negativ. Wir kommen aus der dritten Liga, die ist alles andere als eine Gelddruckmaschine. Schauen Sie sich mal an, wie viele Traditionsclubs dort gar nicht mehr rauskommen oder in die Regionalliga durchgereicht wurden, oft durch Lizenzverweigerung. Wir haben jedoch durch den Schuldenschnitt und Einsparungen in allen Bereichen die Verbindlichkeiten trotz dritter Liga massiv reduzieren können. Für die jetzige Saison in der zweiten Bundesliga gab es die Lizenz zuletzt nach vielen Jahren erstmals wieder ohne Bedingungen - das ist ein deutlicher Hinweis auf den positiven Kurs und ich denke auch zurück gewonnenes Vertrauen. Der Weg der Konsolidierung ist noch lange nicht zu Ende. Aber ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Und sportlich? Wie ist da Ihre Einschätzung?
Ich habe hier vollstes Vertrauen zu unserem Sportdirektor Ivo Grlic, mit dem ich sehr eng zusammenarbeite. Das enge Vertrauensverhältnis hat uns in den letzten beiden Jahren zusammengeschweißt. Ich finde die bescheidene Kernaussage, dass der Klassenerhalt das erklärte Ziel ist, sehr sympathisch. Wir sind sicherlich nicht in der Position das große Wort zu führen. Und das wollen wir auch gar nicht. Wir haben im Ligavergleich einen maßvollen sportlichen Etat und die Trauben hängen somit für uns naturgemäß auch etwas höher. Dennoch versuche ich weiterhin, dem Sport immer so viele Mittel wie möglich bereitzustellen. Ich vertraue darauf, dass die sportliche Leitung mit Ivo Grlic und Gino Lettieri das Maximum auch aus diesen nicht optimalen Rahmenbedingungen herausholen wird. Ganz ganz wichtig: Wir müssen uns auf jeden Fall in Geduld üben und nicht sofort unruhig werden, wenn es mal nicht nach Wunsch läuft. Alle, Fans und Verein, haben schon ganz andere Nackenschläge ertragen müssen, sich dann aber gemeinsam wieder aufgerappelt und die gemeinsamen Ziele weiter stoisch verfolgt. Wer den Lizenzentzug übersteht, den wirft auch ein rauerer Wind im Ligaalltag nicht um.

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