Die Welt der MSV-Zebras ist trotz Aufstiegs nicht rosarot


„Unsere Welt ist nicht rosarot“: MSV-Chef Ingo Wald.

Duisburgs Klubchef Ingo Wald warnt vor blinder Euphorie: "Es ist weiter harte Arbeit erforderlich, um den MSV wieder zu etablieren.“ Manager Ivo Grlic bastelt mit Bedacht am neuen Kader.

Neulich in Meiderich. Robert Philipps geht über die Straße. Um seinen Hals hat das Vorstandsmitglied, das beim MSV Duisburg für die Themen Verwaltung und Finanzen zuständig ist, einen weiß-blauen Ze­braschal gehängt. Philipps: „Auf einmal sind Leute stehen geblieben und haben mich umarmt, mir zum tollen Erfolg unserer Mannschaft Glückwünsche ausgesprochen.Der MSV ist für die Leute in unserer Stadt ein wichtiger Bestandteil. Etwas, an das sie sich klammern können.“

Philipps immer noch sichtlich bewegt: „Die Abstiegszeit war die schlimmste Phase, die ich in meinem Leben mitgemacht habe. Jetzt ist es ein unglaublich schönes Gefühl, nach zwei Jahren in der 3. Liga wieder zurück zu sein.“ Derzeit bastelt die Sportliche Leitung in Zusammenarbeit mit der Chefetage daran, dass aus dem Duisburger Comeback möglichst eine dauerhafte Präsenz im höherklassigen Fußball wird.

Verbindlichkeiten bleiben ein Problem

Zwar kann der als Tabellenzweiter aufgestiegene MSV künftig mit deutlich mehr Fernsehgeld planen, aber nach wie vor drücken den Traditionsklub hohe Verbindlichkeiten. „Unsere Welt ist nicht rosarot“, warnt Klubchef Ingo Wald, „es ist weiter harte Arbeit erforderlich, um den MSV wieder zu etablieren. Man wird erst in ein paar Jahren richtrig einordnen können, wie wichtig die Rückkehr ins Unterhaus für uns gewesen ist.“ Die Zebras bewegen sich aktuell zwischen sportlichem Klassenerhalt und finanzieller Kräftigung.

Mit rund fünf Millionen Etat kann der Neuling keine großen Sprünge machen und muss den neuen Kader mit viel Fingerspitzengefühl zusammenstellen. Geschäftsführer Bernd Maas: „Wir liegen vom Budget her im unteren Drittel der 2. Liga. Viele Verpflichtungen, die wir im vergangenen Sommer und im Fall Martin Dausch im Januar gemacht haben, waren schon mit Weitsicht auf die neue Saison ausgerichtet.“

Manager Ivica Grlic tritt in dieser Woche planungsmäßig auf das Gaspedal. Laut Informationen aus Köln soll Geißbock-Stürmer Thomas Bröker (30) bereits den Medizincheck in der BGU Duisburg absolviert haben und sich mit dem MSV über die Wechselkonditionen einig sein. Brökers Vertrag beim 1. FC Köln, wo er zuletzt nur die Rolle des Ergänzungsspielers einnehmen durfte, endet am 30. Juni.

Auch Schachten wird gehandelt

Während die Spur zu den beiden Union-Berlin-Profis Björn Kopplin und Björn Jopek (Tendenz Richtung Bielefeld) erkaltet ist, scheinen die Wechsel von Andreas Wiegel (Rot-Weiß Erfurt/Mittelfeld) und Stanislav Iljutcenko (Osnabrück/Angriff) immer konkreter zu werden. Neu in der Gerüchteküche taucht der Name von Sebastian Schachten (FC St. Pauli) auf. Der 30-jährige kann sowohl rechts als auch links in der Viererkette spielen, bringt bei 1,90 Metern Körpergröße Gardemaß mit. Schachtens Vertrag wird nach vier Jahren am Millerntor nicht verlängert.

„Wir werden in allen Mannschaftsteilen etwas machen“, kündigt Ivo Grlic an, „aber ich gebe immer wieder zu bedenken, dass wir kleine Brötchen backen müssen. Alles andere, als in der neuen Saison vom Ligaverbleib zu reden, wäre Träumerei.“ Der ehemalige Nationalspieler schiebt nach: „Wir werden versuchen, unsere Hausaufgaben zu machen und bei Neuverpflichtungen ganz genau draufschauen, ob sie passen.“

derwesten.de