"Duisburg wird Zweiter und steigt direkt auf!"



Er ist einer der prominentesten und treuesten MSV-Fans: Joachim Llambi.

Selbst nach dem Lizenzentzug – der schwärzesten Zeit der Vereinsgeschichte – hat sich der Chef-Juror von „Let‘s dance“ in der Fernsehshow immer zu den Zebras bekannt. Ob in Wortgefechten mit Moderator Daniel Hartwig, oder beim Fachsimpeln mit den Kandidaten wie aktuell Hans Sarpei, der 50-Jährige steht hinter den Meiderichern.

Nachdem Llambi im RS-Interview vor zwei Jahren die Zustände in Duisburg offen und ehrlich anprangerte, ist er jetzt von der Entwicklung der Blau-Weißen begeistert. Der Vereinsführung um Ingo Wald sowie den Geschäftsführern Bernd Maas und Peter Mohnhaupt gibt er acht Punkte, Sportdirektor Ivica Grlic erhält für seine geleistete Arbeit sogar die volle Punktzahl – Zehn!

Die gibt der ehemalige Profitänzer auch den Fans, denen es zu verdanken ist, dass der als Skandalklub verschrieene MSV sein Image aufpoliert hat. Auch von der Geschlossenheit der Mannschaft ist Llambi beeindruckt, weshalb er auch davon ausgeht, dass Duisburg am Samstag, 16. Mai, gegen Kiel den Aufstieg feiern wird.

Das bereits ausverkaufte Endspiel kann der gebürtige Neudorfer aufgrund einer Veranstaltung in Essen zwar nicht live erleben. Sollte es aber mit dem erhofften Aufstieg gegen Holstein Kiel noch nicht klappen, ist Llambi auf jeden Fall beim Finale eine Woche später in Wehen Wiesbaden im Stadion. Im RS-Interview betont der gelernte Bankkaufmann, dass sich die Meidericher nicht noch einmal in eine komplette Abhängigkeit eines Sponsors begeben sollen und hofft, dass der Führungscrew der Zebras der Spagat zwischen Entschuldung und Investitionen gelingt.

Joachim Llambi, vor zwei Jahren lag der MSV am Boden. Wie bewerten Sie die Entwicklung der letzten 24 Monate?
Die ist sehr gut. Sowohl sportlich als auch wirtschaftlich hat sich der Verein neu aufgestellt. Es wurde auf ganzer Linie gute Arbeit geleistet und Duisburg hat jetzt zum Glück wieder eine Perspektive.

Der Schuldenschnitt ist geglückt, die Stadionlösung eingetütet. Was war für Sie der wichtigste Schritt bei der Neuformierung des Vereins?
Das Wichtigste ist, dass es das Präsidium hinbekommen hat, Ruhe in den Verein zu kriegen. Denn die Außendarstellung war in der Vergangenheit eine Katastrophe. Dank der genannten Maßnahmen ist der Klub finanziell nun so aufgestellt, dass nicht jedes Jahr nachgebessert werden muss. Dass der Antrag für die zweite Liga von der DFL ohne große Beanstandungen durchgewunken wurde, zeigt, dass die handelnden Personen den richtigen Weg eingeschlagen haben. Daran war vor zwei Jahren überhaupt nicht zu denken. Doch zum Glück ist diese schlimme Zeit vorbei.

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe, dass der Vorstand in der zweiten Liga bereit ist, neben der notwendigen Entschuldung auch Geld für Transfers in die Hand zu nehmen. Die aktuelle Mannschaft ist zwar gut, muss aber, um eine Liga höher im gesicherten Mittelfeld zu landen, mit noch etwas mehr Erfahrung ausgestattet werden. Diesen Spagat erfolgreich zu meistern, ist eine große Herausforderung.

Eine weitere Herausforderung ist es, neue Sponsoren zu gewinnen. Hat der MSV dabei eine Chance?
Natürlich. Die aktuelle Führungscrew weiß, dass sie den Verein nicht wieder in eine komplette Abhängigkeit eines Investors bringen darf. Im Moment ist das noch schwierig, weil es neben den städtischen Geldgebern mit „Schauinsland-Reisen“ nur einen Großsponsor aus der privaten Wirtschaft gibt. Aber der Aufstieg sollte auch dazu führen, dass der MSV dann auch wieder mehr Freiheit und Unabhängigkeit erhält. Wenn man sich schließlich nur an einer Stelle festhalten kann und dann loslässt, fällt man tief. Deshalb ist es notwendig, weitere Premiumsponsoren zu gewinnen.

Welche könnten das denn sein?
Das ist natürlich schwierig, weil es in Duisburg zu wenig große Unternehmen gibt. „Duisport“ wurde beispielsweise verprellt. „Thyssen“ sitzt in Essen und engagiert sich auch dort nicht. „König Pilsener“ gehört mittlerweile zu „Bitburger“. Also müssen die Verantwortlichen über die Stadtgrenze hinaus schauen. Dabei hilft ihnen der mittlerweile wieder gute Ruf des MSV. Denn Mannschaft und Fans haben es geschafft, unser Image wieder ordentlich aufzupolieren.

Apropos Fans. Ohne die Unterstützung der Anhänger wäre die Kehrtwende wohl nicht so erfolgreich verlaufen, oder?
Stimmt. Die Fans sind einmalig. Es ist fantastisch, wie die Leute seit dem Lizenzentzug zum Verein stehen. Ganz Duisburg zeigt Streifen. Dass die Arena schon eine Woche vor dem Endspiel gegen Kiel ausverkauft ist, ist der Wahnsinn.

Haben Sie diese Solidarität für möglich gehalten?
In diesem Ausmaß hat sie mich überrascht. Betrachtet man alleine den Zuschauerschnitt, der beim MSV in der 3. Liga vergleichbar mit dem aus der zweiten ist, sagt das alles aus. Dresden muss man bei der Betrachtung der Besucherzahlen außen vor lassen, weil dort noch einmal ganz andere Voraussetzungen als in Duisburg herrschen. Doch danach ist der MSV zusammen mit Bielefeld der Zuschauermagnet. Deshalb ist auch ganz klar: Die Zebras sowie die Arminia gehören in die zweite Liga. Sportlich, aber vor allem auch von den Fans und dem Umfeld her.

Also sind die beiden Vereine Ihre Wunschaufsteiger?
Ja. Sind wir doch mal ehrlich: In Sandhausen oder Aalen wird sicherlich auch gute Arbeit geleistet, aber solche Vereine haben allein vom Namen her im Vergleich zu Duisburg oder Bielefeld nichts in der zweiten Liga zu suchen. Leider ist die 3. Liga von den Vereinen her allerdings spannender als die zweite. Das kann sich durch die Aufstiege der beiden Vereine sowie durch die möglichen Absteiger aus der ersten Liga nun aber zum Glück wieder etwas ändern.

Hätten Sie damit gerechnet, dass nur zwei Jahre nach dem Crash die Rückkehr in die Bundesliga gelingen kann.
Gerechnet nicht, aber natürlich gehofft. Der MSV darf einfach nicht weiter abrutschen. Ist man einmal unten, ist es schwer, wieder hoch zu kommen. Das sieht man ja beispielsweise an Rot-Weiss Essen, die in der Regionalliga feststecken. Apropos Regionalliga: Wir können so froh sein, dass uns das erspart geblieben ist, denn wenn ich sehe, dass der Meister nicht direkt aufsteigen kann, sondern in die Relegation muss, ist das ein absoluter Witz.

Sie haben die Relegation angesprochen. Wir sprechen die ganze Zeit vom direkten Aufstieg des MSV. Schaffen es die Zebras wirklich ohne den Umweg der Entscheidungsspiele?
Ja. In der zweiten Liga kann man ja fast würfeln, gegen wen es gehen wird. Mit Frankfurt, Fürth, St. Pauli, München, Aue und Aalen kann es noch sechs Teams treffen. Das sind alles schwere Brocken. Deshalb lassen wir mal lieber die Finger von der Relegation und steigen direkt auf. Ob wir dabei noch Bielefeld einholen oder nicht, das ist völlig egal. Ich denke, dass wir als Zweiter ins Ziel kommen.

Das würde einer Sensation gleichkommen. Welchen Anteil am Erfolg hat Sportdirektor Ivica Grlic?
Vorab muss ich sagen, dass ich „Ivo“ sehr gut finde. Er ist kein Selbstdarsteller, sondern ein akribischer Arbeiter, der den Fokus nicht auf sich zieht, sondern gute Ergebnisse liefert. Die können sich mehr als sehen lassen. In der Vergangenheit war die Fluktuation immer sehr groß. Kaum ein Duisburger konnte sich mit der Mannschaft des MSV identifizieren. Mit Grlic hat sich das geändert. Er macht einen Super-Job und hat gemeinsam mit Gino Lettieri ein Team aufgebaut, dass für den Verein steht und lebt. Wie wichtig diese Entwicklung ist, kann bei unserem Nachbarn in Mönchengladbach bestens beobachtet werden. Dort steht ebenfalls keine Söldnertruppe auf dem Platz, sondern eine Einheit, die seit Jahren gewachsen ist und nur punktuell verstärkt wurde. Zudem ist es wichtig, dass die A- und B-Jugend im gesicherten Mittelfeld steht. Hoffentlich kommen in den nächsten Jahren mal mehr Talente aus dem eigenen Nachwuchs hoch, die dem MSV dann auch treu bleiben.

Wie beurteilen Sie die Mannschaft?
Unser Winterneuzugang Martin Dausch war ein sehr guter Transfer von Grlic. Allerdings lebt die Mannschaft davon, dass es nicht so viele Stars gibt. Von Michael Ratajczak bis Kingsley Onuegbu ist es eine Einheit, die auf einem guten gemeinsamen Level spielt. Den Einzigen, den ich aufgrund seiner Cleverness und seines Könnens etwas herausheben möchte, ist Zlatko Janjic. Er ist eine der wichtigsten Personalien für den MSV.

Blicken wir auf das Endspiel gegen Kiel. Was erwarten Sie am Samstag?
Das wird die entscheidende Nummer für uns. Es wäre großartig, wenn wir bereits einen Spieltag vor dem Ende der Saison den Aufstieg feiern könnten. Doch wir dürfen die Kieler nicht unterschätzen. Die haben ebenfalls einen Lauf. So ein Spiel kann auch mal schnell Remis enden und dann wird plötzlich das Match in Wehen Wiesbaden noch einmal extrem wichtig. Das sollten wir unbedingt vermeiden, denn der SVWW ist eine Wundertüte. Mal spielen sie welt-, mal kreisklasse. Wir sollten das Ding also lieber schon vorher ziehen.

Machen Sie sich Sorgen?
Das Einzige, was mir Kopfschmerzen bereitet, ist die Tatsache, dass die Mannschaft zuletzt auswärts spielerisch besser als zu Hause war. Ich hatte weder in Dresden noch Erfurt das Gefühl, dass etwas anbrennen würde. Gegen Münster war das beispielsweise anders. Wäre der Anschlusstreffer zehn Minuten früher gefallen, wäre es noch einmal eng geworden. Kiel ist sehr konterstark und wenn sie wie in Bielefeld mal ein, zwei Gegenstöße setzen, kann es brenzlig werden. Aber am Ende mache ich mir nur Sorgen, weil wir alle möchten, dass es gut ausgeht.

Sind Sie Samstag im Stadion?
Leider kann ich nicht, aber sollte es widererwartend gegen Kiel nicht klappen, werde ich in Wiesbaden dabei sein.

Wie lautet Ihr Tipp gegen Kiel?
2:0 für den MSV und dann kann die Party beginnen.

reviersport.de