Im Interview: Inka Grings zwischen Fußball-Lehrer und Pokalspiel


Zwei, die sich verstehen: Inka Grings schaut Gino Lettieri im Training über die Schulter.

Derzeit werden die Zweitliga-Profis des MSV Duisburg noch genauer unter die Lupe genommen. Denn neben Cheftrainer Gino Lettieri, seinen Assistenten Daniel Felgenhauer, Sven Beuckert und Andreas Tappe, passt ein weiteres Augenpaar ganz genau auf, dass die Spieler auch alles richtig und sauber machen: Inka Grings, Trainerin der MSV-Frauen-Mannschaft, macht derzeit bei den männlichen Kollegen ein Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung zum Fußballlehrer. „Inka macht das wirklich gut, sie bringt sich gut ein und wir haben die Möglichkeit, sie bei unserer täglichen Arbeit mit einzubinden“, freut sich Lettieri über die Unterstützung.

Im Interview mit msv-duisburg.de berichtet Grings von ihren ersten Praktikumstagen, der Männerdomäne Fußball und gibt einen Ausblick auf das erste Pflichtspiel ihres Teams am Sonntag, 23. August 2015, beim TSV Schott Mainz (Anstoß 14 Uhr).

Inka, wie hast du deine ersten Tage im „Praktikum“ erlebt?
„Die ersten Tage waren äußerst angenehm, es macht immer wieder Spaß, sich auszutauschen und bei den Profis mit reinzuschnuppern. Ich durfte bereits im vergangenen Jahr ab und zu dabei sein und bin sehr dankbar dafür. Gino ist ein absolut umgänglicher Typ. Das ist eine prima Geschichte für mich.“

Der erste Praktikumstag ist ja immer aufregend, du kanntest aber schon fast alle im Vorhinein. Das erleichtert doch sicher einiges, oder?
„Ja, total. Es geht schließlich um Fußball. Ich bin schon ein paar Tage in dem Geschäft und daher entspannt. Es macht die Sache sicherlich einfacher, weil ich schon mal hier war, gar keine Frage.“

Als einzige Frau darf man dabei nicht zimperlich sein …
„Absolut! Das habe ich schon beim Fußball-Lehrer erlebt. Da sind wir 25 Leute, mit mir gibt es nur noch eine weitere Kollegin. Man merkt schon, dass Fußball eine Männerdomäne ist. Ich mache mir allerdings keine Gedanken, ich bin zwar locker, aber auch autoritär, wenn es eben sein muss. Ich bin niemand, der zimperlich ist, sondern auch mal austeilen kann.“

Wie kann man sich die tägliche Arbeit vorstellen? Du Guckst Gino über die Schulter, darfst aber auch mal selber ran?
„Genau, darum habe ich bereits im vergangenen Jahr Gino angesprochen: Ich wollte ihm mal über die Schulter schauen, wie er mit dem Jungs umgeht, welche Trainingsformen er macht, wie seine Ansprachen sind. Dass ich jetzt direkt mitwirken darf – auch viel mit Felge zusammen – ist natürlich super, positiv überraschend und das nehme ich gerne an. Ich bin auch bei den Videoanalysen dabei, wir tauschen uns aus und diskutieren viel im Trainerbüro. Wir verfolgen schließlich alle dasselbe Ziel: Dass die Mannschaft sich weiterentwickelt, und da helfen sechs oder acht Augen mehr, als zwei oder vier. Gino war die Tage auch bei uns beim Training, das fanden die Mädels ganz spannend – das ist nicht selbstverständlich.“

Wie läuft es mit den Jungs auf dem Platz? Wenn man von außen zuguckt, sieht man, dass du viel mit ihnen interagierst und dass sie auch mal nachfragen, ob sie eine Übung so richtig machen …
„Ich bleibe dabei: Das ist Fußball, nicht mehr oder weniger, ob bei Männern oder Frauen. Ich finde es sehr angenehm bei den Jungs hier, dass sie wirklich viel nachfragen. Sie sind wissbegierig, wollen sich weiter entwickeln und das ist enorm wichtig.“

Neben deinem Praktikum geht die Vorbereitung der MSV-Frauen in die Endphase. Wie bekommst du beides unter einen Hut?
„Das ist nicht ohne. Doch ich bin ein strukturierter Mensch, es wird zwar mal länger am Tag, aber das macht mir nicht so viel aus, weil ich mit viel Spaß und Leidenschaft bei der Sache bin. Ich muss dazu sagen, dass meine Mannschaft fantastisch funktioniert, sie wissen um meine Situation und unterstützen mich wirklich klasse.“

Ihr seid also gewappnet für die Saison …
„Wir freuen uns auf das erste Pflichtspiel, haben eine lange Vorbereitung mit einem kleinen Kader hinter uns. Die Testpartien liefen positiv und auch die Stimmung ist gut. Ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft, die wirklich hervorragend gearbeitet hat.“

Erst einmal geht’s im Pokal los. Ein kurzer Ausblick auf die Begegnung …
„TSV Schott Mainz ist ein sehr interessanter Gegner, der auf den Außenpositionen zwei schnelle und gefährliche Spielerinnern hat, die auch 19-Nationalspielerinnen sind. Mit Meike Weber hat Mainz eine Spielerin im Defensivbereich, die über viel Erfahrung verfügt. Daher wird es kein Selbstläufer für uns.“

Worauf kommt’s an?
„Wir müssen uns in erster Linie auf uns selbst konzentrieren und unsere Spielidee auf den Platz bringen. Wir müssen kompakt bleiben, hinten konsequent verteidigen und mutig nach vorne spielen. Wenn wir unseren Offensivfußball an den Tag legen, nicht zu nervös sind, dann bin ich guter Dinge.“

Zum Abschluss: Wer lässt sich „leichter“ trainieren? Jungs oder Mädels?
„Das kann man nicht sagen, Fußball ist Fußball, da sind beide gleich.“

msv-duisburg.de