Hajri hatte beim MSV-Aufstieg "Gefühle wie bei der Hochzeit"


Glücksmomente: Enis Hajri (li.) und Steffen Bohl genießen den Aufstieg mit dem MSV Duisburg. Rechts strahlt Dennis Grote. Im Hintergrund: MSV-Chefscout Dieter Mertens.

MSV-Profi Enis Hajri hatte nach dem Abpfiff Tränen in den Augen. Dass er an den Aufstieg schon eher glaubte, zeigt ein Schriftzug auf seinen Schuhen.

Mitten im Getümmel klinkte sich Enis Hajri für ein paar Minuten aus. Als um den Duisburger Mittelfeldspieler das Volk tobte, seine Teamkollegen im ekstatischen Jubel fast erdrückt wurden und Fans freudetrunken über den Rasen kugelten, schnappte sich Hajri sein geschminktes Töchterchen Emilia.

„Sie war auf ein Mal mitten drin. Irgendjemand hat sie zu mir gebracht. Ich habe Emilia dann auf den Arm genommen und bin mit ihr eine Runde über das Spielfeld gegangen. Die Zeit haben wir uns einfach genommen“, schilderte der ehemalige Nationalspieler seinen ganz besonderen und innigen Moment.

Hajri sieht Wendepunkt für MSV im Spiel gegen Dynamo

Danach war Hajri mitten drin in der von Kevin Wolze angeführten Partytruppe, die es auf Rasen, Tribüne und in der Kabine lautstark krachen ließ. Irgendwann fand der Defensivabräumer wieder einen kurzen Moment der Ruhe und erklärte im Gespräch mit der Sportredaktion: „Vor ein paar Wochen habe ich mir in meinen Fußballschuh den Schriftzug „MSV-Aufstieg 2015 – Hajri“ einsticken lassen. Ich habe das keinem gesagt, das war mein Geheimnis. Meine Eltern haben es mir in jungen Jahren beigebracht. Ich soll immer an etwas glauben. Und ich soll immer dafür kämpfen. Für den Aufstieg haben wir alle zusammen gekämpft. Ich bin unendlich glücklich.“

Den Knackpunkt einer Saison, die in der Endphase eine unglaubliche Eigendynamik entwickelte, sah Hajri nicht etwa in der 2:4-Klatsche bei Mitbewerber Stuttgarter Kickers, sondern beim Duell in Dresden. Für Dynamo ging es gegen die Zebras um nichts mehr, trotzdem war die Anspannung im Duisburger Lager spürbar. „Als wir in Dresden mit dem Bus zum Stadion gefahren sind, haben uns unheimlich viele Leute Mittelfinger gezeigt. Sogar eine Oma mitten auf der Kreuzung“, zeigte sich Zeugwart Manni Piwonski fassungslos. Hajri: „In Dresden haben wir einen dreckigen Sieg eingefahren. Da zu bestehen, war nicht einfach. Unsere Mannschaft hat mir unheimlich imponiert. Das war clever, was wir da gemacht haben. Und natürlich brauchst du auch in gewissen Phasen Glück.“

„Felge“ zählte die MSV-Spiele herunter

Enis Hajri verriet auf dem Weg zum ganz großen Triumph noch eine kleine Anekdote aus der Kabine. „Unser Co-Trainer Daniel Felgenhauer hat irgendwann damit begonnen, die verbleibenden Spiele als Countdown runterzuzählen. Noch fünf, noch vier, noch drei – auf einmal haben wir gemerkt, wie dicht wir vor dem Aufstieg stehen.“

Als es dann am Samstag so weit war, brachen alle Dämme. „Ich hatte Tränen in den Augen“, zeigte sich der erfahrene Haudegen tief bewegt, „das sind Dinge, die ich immer im Herzen tragen werde. Das kann uns niemand mehr nehmen. Vom Gefühl her war es mit dem Moment vergleichbar, als meine Frau vor ein paar Jahren zu Trauung hereinkam. Es war einfach Gänsehaut pur.“

Zum Gesamterfolg trug nicht nur die „charakterstarke Mannschaft“ (Hajri) bei, sondern auch die riesige Euphorie rund um den MSV. „Die Fans haben uns über die Ziellinie getragen. Dafür gebührt ihnen ein Riesendank. Ich weiß nicht, ob es bei Champions League-Spielen lauter sein kann, als bei unserem Duell mit Holstein Kiel.“

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