Das Duisburger Zweitliga-Comeback offenbart viele Baustellen


MSV-Trainer Gino Lettieri

Der MSV Duisburg unterlag Kaiserslautern am ersten Zweitliga-Spieltag mit 1:3 (0:3) - das war ein herber Dämpfer für die Duisburger Euphorie.

Die lang ersehnte Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga. Ein volles Haus gegen den 1. FC Kaiserslautern. Knisternde Euphorie. Und dann das: Das erste Spiel nach dem Wiederaufstieg bescherte dem MSV Duisburg einen deftigen Dämpfer. Schon nach 18 Minuten lag die Mannschaft von Gino Lettieri mit 0:2 hinten, am Ende hieß es dann 1:3 (0:3) gegen die Gäste aus der Pfalz. Die Fans verließen halbwegs ernüchtert die Schauinsland-Reisen-Arena, sie kamen sich ebenso kalt erwischt vor wie die Mannschaft, die nach einer ganzen Drittliga-Saison ohne Heimniederlage nicht ansatzweise in Reichweite des Premierenpunktes war.

MSV-Trainer Gino Lettieri hatte seine geplante Startelf noch umbauen müssen, weil Enis Hajri mit einem Bänderriss im Knöchel ausfiel. An seiner Stelle lief dann doch wieder Drittliga-Stammkraft Tim Albutat auf der Doppel-Sechs neben Martin Dausch auf; als Rechtsverteidiger erhielt Rolf Feltscher das Vertrauen, während Ex-Kapitän Steffen Bohl auf die Bank musste. Dort saß auch überraschend der eigentlich schon aussortierte Matthias Kühne, der den Vorzug vor den Youngstern Dominik Behr und Ahmet Engin erhielt. Als Innenverteidiger stach Rückkehrer Dustin Bomheuer den arrivierten Thomas Meißner aus.

Eine knappe Viertelstunde lang war die Rückkehr auf die große Fußballbühne ein schönes Erlebnis für die Duisburger. Stimmungsvoll ging es zunächst zu bei der Saisoneröffnungschoreographie, und auch die Anfangsphase der Partie ließ nicht so wirklich vermuten, was da noch Schlimmes folgen sollte. Der MSV stand erstaunlich hoch, setzte Lautern teilweise schon in der eigenen Hälfte unter Druck. Doch genau dieser Umstand wurde den Gastgebern letztlich zum Verhängnis. Kevin Wolze verlor den Ball in zu offensiver Position auf der linken Seite, die dann verwaist war und Mateusz Klich die Chance zum Sturmlauf gab. Seine Hereingabe in die Mitte verwertete Kacper Przybylko mühelos zum 0:1 (13.).

Tiefschlag für den MSV nach Fehlpass

Ein Rückschlag, sicher. Aber noch kein Tiefschlag. Der folgte fünf Minuten später: Nach eigener Ecke drosch Zlatko Janjic einen Rückpass in Richtung Michael Ratajczak – doch die Kugel landete bei Lauterns Jean Zimmer, der, leicht bedrängt von Kevin Wolze, auf dem Weg zum Kasten außer Tritt geriet, dann aber doch noch zum Abschluss kam. Wolze versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war, und drückte den Ball zum 0:2 über die Torlinie.

Das war noch nicht alles. In der 28. Minute ging das böse Spiel weiter: Nach einem weiten Schlag von Stipe Vucur war Branimir Bajic viel zu weit weg von Przybylko; der polnische Angreifer nutzte die Chance zur Direktabnahme zum 0:3. Gino Lettieri reagierte nun, nahm Dennis Grote vom Feld, der über links weder Akzente gesetzt noch den Handlungsspielraum von Daniel Halfar eingeschränkt hatte, und brachte Stanislav Iljutcenko als zweite Spitze. Zlatko Janjic wechselte auf die linke Seite.

Die offensiven Auswirkungen dieser Maßnahme blieben überschaubar. Nach Wiederbeginn verflachte das Spiel merklich; beide Mannschaften verzeichneten lange kaum nennenswerte Aktionen. Wie Zlatko Janjic konnte auch der zweitbeste Torschütze des MSV in der vergangenen Saison, Kingsley Onuegbu, bei seinem Zweitliga-Comeback keine Akzente setzen. Für ihn war nach 67 Minuten Schluss; an seiner Stelle kam Nico Klotz. Auch Martin Dausch musste frühzeitig für Neuzugang Simon Brandstetter Platz machen.

James Holland unterschreibt wohl in der kommenden Woche beim MSV

Den Roten Teufeln war anzumerken, dass sie mit dem Ergebnis zufrieden waren: Sie beschränkten sich darauf, hinten sicher zu stehen. In der 78. Minute hätte es aber fast noch einmal im Duisburger Kasten geklingelt, als Bajic den Ball an Przybylko verlor. Der FCK-Angreifer hatte aber nicht mehr die nötige Kraft, um das Solo entsprechend abzuschließen. Stattdessen gelang zwei Minuten später sogar noch etwas Ergebniskosmetik, als Branimir Bajic zum 1:3 einköpfte. Dass nun der Ruf nach defensiver Verstärkung lauter wird, ist trotzdem klar. Der Australier James Holland von Austria Wien wird wohl in der kommenden Woche einen Vertrag unterschreiben.

derwesten.de