Ein Trainerwechsel würde den MSV Duisburg Geld kosten


Gino Lettieri (rechts) könnte bald schon nicht Trainer des MSV Duisburg sein.

Das Kellerduell des MSV Duisburg gegen 1860 München könnte das letzte Spiel von Trainer Gino Lettieri sein. Doch noch gibt es keinen Plan B.

Jürgen Marbach legte sich am Sonntag fest. Der Mann saß im heimischen Garten am Teich und war nach eigenem Bekunden „tiefenentspannt“. „Gino Lettieri wird beim nächsten Spiel gegen 1860 München auf der Bank sitzen “, sagte der Aufsichtsratschef des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg nach dem 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg. Eine Jobgarantie ist das für den Coach noch nicht. Wenn es hart auf hart kommt, ist Marbachs Stimme nur eine von mehreren. Allerdings bekräftigte gestern auch MSV-Präsident Ingo Wald, dass Lettieri in München auf der Bank sitzen wird. Es dürfte Lettieris letzte Chance sein.

Es ist schon kurios: Unmittelbar vor dem Spiel gegen Paderborn vor 14 Tagen hatte der frühere Düsseldorfer und Wolfsburger Funktionär eine „Siegen-oder-Fliegen“-Parole ausgegeben. Sportdirektor Ivica Grlic hielt sich am Wochenende zurück. Gegenüber der ARD-Sportschau sagte der 40-Jährige am Samstag, dass wie in den letzten Wochen eine Analyse anstehe. „Was dann passiert, werden Sie ja sehen“, so Grlic vor der Kamera.

Trainerwechsel würde Geld kosten

Somit spricht derzeit vieles dafür, dass der MSV seinem Trainer auch noch das München-Spiel gibt, um eine Kehrtwende einzuleiten. Dies auch aus wirtschaftlichen Gründen: Ein Trainerwechsel würde Geld kosten, das der Verein erst einmal aufbringen müsste. Schon die letzten Nachverpflichtungen im Spielerkreis waren nur möglich, weil Sponsoren noch einmal die Schatulle aufmachten. Innerhalb der Führungsgremien gibt es zudem konträre Meinungen zum Trainer. Noch überwiegt die Zahl der Befürworter.

Zudem scheint bei den Zebras Stand heute kein „Plan B“ für eine Zeit nach Lettieri in der Schublade zu liegen. Zwar fällt neben Kosta Runjaic, der die Zebras schon einmal aus einem tiefen Tal herausführte, auch der Name Ilia Gruev immer wieder – ob die Verpflichtung des früheren Publikumslieblings tatsächlich eine Option wäre, ist offen. Gruev soll gerade erst eine Drittliga-Offerte abgeblockt haben – um möglicherweise für seinen Herzensklub bereit zu stehen? Oder um wieder im Gespann mit „Coach Kosta“ anzutreten?

Für die MSV-Fans unter den gut 16 000 Zuschauern hatte die Darbietung der Gastgeber bereits eine Woche vor Halloween gruselige Züge. Nicht allein, weil das Spiel schlecht war, sondern weil die Zweifel an der Ligatauglichkeit des gesamten Konstrukts immer größer werden. Der MSV konnte den krankheitsbedingten Ausfall von Victor Obinna nicht kompensieren. Die Einsätze von Martin Dausch und Steffen Bohl als „Doppel-Zehn“ zahlten sich nicht aus.

Gino Lettieri machte nach dem Spiel das, was Trainer, die unter Druck geraten, oft tun: Er suchte nach positiven Aspekten. „Wir sind gerade dabei, eine neue Serie aufzubauen“, gab der 48-Jährige zu Protokoll. Lettieri sprach damit die Defensive an, die tatsächlich besser geworden ist. Das zweite Spiel ohne Gegentor, in den letzten drei Partien durfte der Gegner (Heidenheim) nur einmal jubeln. Trotzdem verliert der MSV in der Liga immer weiter an Boden. Es ist so, als ob ein Kapitän eines sinkenden Schiffes berichtet, dass das erste von drei Lecks gestopft ist. Es bleiben die beiden weiteren Lecks und das Problem, dass das Wasser noch da ist.

Wolze vergab Siegtreffer

Gino Lettieri bewahrt sich auch in schweren Tagen seinen Humor und sagte nach dem Match, dass „ich ein bisschen zu alt bin, um die Tore selbst zu schießen.“ Andere waren am Samstag jung genug, am Ende aber nicht in der Lage, den erlösenden Treffer zu erzielen. Stanislav Iljutjenko (25), dessen limitierte Vorstellung Lettieri nach dem Match als „stark“ bezeichnete, bugsierte die Kugel in der ersten Halbzeit aus fünf Metern über das Tor . Kevin Wolze (25) hätte in der letzten Sekunde der Nachspielzeit ein versöhnliches Ende herbeiführen können. Mit seinem überhasteten Schuss über das Tor vergab er jedoch den Sieg. „Ich hatte in der Szene zwei Gedanken: Vollspann oder Innenseite. Vollspann wäre besser gewesen“, so Wolze zerknirscht. Und Neuzugang Giorgi Chanturia (22), der nach einem holprigen Start mit zunehmender Spieldauer stärker wurde, scheiterte zweimal aus aussichtsreicher Position.

derwesten.de