MSV-Chef Wald geht Saison mit "realistischer Euphorie" an


Ingo Wald schätzt die Situation bei den Zebras realistisch ein: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“ Links: Pressechef Martin Haltermann.

Für den Klubchef des MSV Duisburg bleibt Bescheidenheit eine wichtige Trumpfkarten. Das Wort "Bundesliga" kommt Ingo Wald nicht über die Lippen.

Wer laute Töne hören will, ist bei Ingo Wald komplett falsch. Der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg ist genau das Gegenbeispiel eines Effekthaschers, sondern überzeugt durch ehrliche Arbeit und Verhandlungsgeschick.

So ist es kaum verwunderlich, dass der 57-Jährige beim Blick in die Zukunft bescheiden und bodenständig bleibt. Auch nach dem geglückten Zweitliga-Aufstieg, der für die Zebras alleine schon aufgrund der Fernseherlöse von über fünf Millionen Euro überlebenswichtig war, sieht Wald keinen Anlass, Luftschlösser zu bauen. „Wir gehen die kommende Saison mit realistischer Euphorie an“, sagt der Duisburger Klubchef.

Wald denkt ungern an jüngste MSV-Vergangenheit

Dass die Hoffnungen auf noch bessere Zeiten beim einen oder anderen Zebra-Fan bereits vor Beginn der neuen Zweitliga-Spielzeit sprießen, findet Ingo Wald zwar charmant. Aber das Wort „Bundesliga“ kommt dem Krohne-Geschäftsführer nicht über die Lippen.

„So ein Durchmarsch, wie ihn der SV Darmstadt 98 hingelegt hat, lässt sich nicht Eins zu Eins wiederholen. Wenn es uns als MSV gelingt, dass wir uns in der 2. Liga festsetzen, dann wäre das ein toller Erfolg.“ Wald schiebt nach: „Wir dürfen nicht außer Acht lassen, wo wir herkommen. Über die Vergangenheit möchte ich eigentlich nicht mehr reden, aber man darf sie auch nicht vergessen.“

Nach zwei Jahren in der kostenintensiven 3. Liga will sich der DFB-Pokalfinalist von 2011 nun wieder seinen Claim im Unterhaus abstecken. In der ewigen Zweitligatabelle rangieren die Meidericher mit 992 eingesammelten Punkten auf Platz 14. Sollte der MSV in der neuen Serie 41 Punkte holen, würde er zum jetzigen Tabellenelften Darmstadt 98 (1033 Gesamtpunkte) aufschließen. „Der MSV Duisburg“, betont Ingo Wald, „ist immer eine gute Marke gewesen. Natürlich haben wir durch den Zwangsabstieg ein paar Kratzer abbekommen, aber als Marke bleiben wir attraktiv.“

Wald: „Ivo Grlic hat gute Arbeit geleistet“

Das soll sich auch bei der Suche nach einem neuen Trikotpartner entsprechend ausdrücken. Dem Präsidenten und seinen Vorstandskollegen schwebt eine Sponsoringsumme im mittleren sechsstelligen Bereich vor. Mit erhöhter Präsenz im Free-TV lässt sich allerdings bei der Partnersuche nicht argumentieren. „In der 3. Liga hatten wir relativ viele Livespiele“, gibt Geschäftsführer Peter Mohnhaupt zu bedenken. Trotzdem will sich der Neuling keinesfalls unter Wert verkaufen, nur um einen Schriftzug auf dem Trikot zu präsentieren. „Wir sollten unsere Brust nicht verramschen“, so Wald deutlich.

Was den Spielerkader anbelangt, zeigt sich der Vorsitzende zufrieden. „Unser Manager Ivo Grlic hat wieder gute Arbeit geleistet. Die Verpflichtungen waren allesamt relativ früh unter Dach und Fach. Alles ist gut geplant worden.“

Ob der zusammengestellte Kader das Zeug dazu hat, sich im rauen Zweitligagewässer zu behaupten, muss sich noch zeigen. Coach Gino Lettieri scheint jedenfalls noch nicht ganz zufriedengestellt, was sein Personal angeht. „Als Trainer hat man immer Wünsche“, lässt er durchblicken, dass der Markt noch beobachtet wird. Lettieri weiß: „Wir haben jetzt schon Qualität, müssen sie aber unter Beweis stellen.“ Der 48-Jährige ergänzt: „Wir müssen uns alle unter Beweis stellen.“

derwesten.de