Der Hoffnungsträger beim MSV Duisburg ist nun Ilia Gruev


Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: Am Mittwoch wird Ilia Gruev das Traineramt beim MSV Duisburg übernehmen.

Gino Lettieri muss ausgerechnet nach der 0:1-Niederlage bei seinem Ex-Klub 1860 München bei den Zebras die Koffer packen. Der MSV ist Tabellenletzter.

Ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte beim TSV 1860 München hatte Gino Lettieri seinen letzten Auftritt als Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg. Nach der 0:1 (0:0)-Pleite bei den Löwen satteln die Zebras um und trennen sich vom 48-Jährigen, der den MSV im vergangenen Mai zurück in die 2. Bundesliga geführt hatte.

Nach nur einem Sieg in 13 Spielen ist das Maß für die Verantwortlichen nun voll. Im Laufe des Montags wird der MSV offiziell die Trennung von Gino Lettieri verkünden. „Wir müssen eine Entscheidung treffen. Und die ist schon längst überfällig“, bezog Vizepräsident Bernard Dietz erneut konkret Stellung.

Die Klub-Ikone hatte bereits nach dem 0:1 in Heidenheim deutliche Worte gewählt. Seinerzeit konnte sich die Mehrheit der Amtsträger allerdings noch nicht zu einer Neubesetzung des Trainerpostens durchringen. Nach der Nullnummer gegen Nürnberg und der Last-Minute-Niederlage in München bleibt der Duisburger Chefetage nun keine andere Wahl mehr. Gino Lettieri muss sich auch von externen Fußball-Experten den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig Feuer auf dem Platz entfacht zu haben.

MSV-Offensivabteilung strahlte bis auf Grote keinerlei Gefahr aus

Für das zum Endspiel deklarierte Kellerduell bei 1860 München brachte der MSV zu wenig ein, um der zerfahrenen, hektischen Partie seinen Stempel aufzudrücken. Nur Torwart Michael Ratajczak, der mehrfach auf dem Posten war, und dem umsichtigen Innenverteidiger Steffen Bohl war es zu verdanken, dass Duisburg zumindest lange die Null hielt.

Da bis auf den engagiert aufspielenden Dennis Grote die komplette Offensivabteilung mit Giorgi Chanturia, Victor Obinna und dem erneut chancenlosen Stanislav Iljutcenko keinerlei Gefahr ausstrahlte, war das Unternehmen Trendwende an der Isar zum Scheitern verurteilt. Dass sich die Münchner in diesem niveauarmen Kick erst in der Nachspielzeit durchsetzten, als der eingewechselte Marius Wolf auf Hereingabe von Korbinian Vollmann aus kurzer Distanz einschoss, passte ins Bild.

Gino Lettieri fühlte sich an Heidenheim erinnert. „Gleicher Einwurf, gleiche Seite, gleiches Gegentor. Nur die Minute war anders. Wenn du solche Fehler machst, dann verlierst du die Spiele.“ Und wenn solche Fehler nicht abgestellt werden, fällt das zwangsläufig auf den Trainer zurück. Selbst im Falle einer Punkteteilung hätten die Duisburger Macher den Fallschirm ausgelöst. Seit mehreren Tagen laufen im Hintergrund die Gespräche mit Ilia Gruev. Der langjährige MSV-Profi, der auch als Assistenztrainer erfolgreich in der 2. und 3. Liga bei den Zebras gearbeitet hatte, bevor er Kosta Runjaic zum 1. FC Kaiserslautern folgte, steht für seinen Herzensklub bereit.

Nach Informationen der Sportredaktion soll Gruev am Mittwoch offiziell vorgestellt werden. Für den Familienvater, der aktuell noch als Kaiserslauterner Scout unterwegs ist, aber aus dem Vertrag geräuschlos herauskommt, ist es die erste Cheftrainer-Position im Profigeschäft. Gruev hat eine Herkulesaufgabe vor sich. Er muss eine Mannschaft, die selbst für das Duell beim Vorletzten der 2. Liga nicht clever genug war, mit einer Positivserie aus dem Abstiegs-Treibsand führen. Die Spieler wissen, was die Stunde geschlagen hat.

„In München ist für uns der worst case eingetreten. So ein Spiel darfst du niemals verlieren. Die Anzahl der Spiele nimmt ab, es wird immer schwieriger, den Rückstand aufzuholen. Klar sind wir alle ein Stück weit niedergeschlagen“, so Dennis Grote.

Verärgerte MSV-Fans

Auch da muss Gruev den Hebel ansetzen, um die Köpfe wieder über Wasser zu bekommen. Auch bei den Fans ist der Geduldfaden gerissen. Nach dem Schlusspfiff gab es „Wir haben die Schnauze voll“-Sprechchöre, dazu gesellten sich „Gino raus“-Rufe Die Mannschaft zeigte Größe, stellte sich komplett vor den Fanblock – allerdings mit ein paar Metern Distanz. „Es gibt schönere Gefühle“, erklärte Linksverteidiger Kevin Wolze, „aber ich kann unsere Anhänger verstehen. Sie fahren über 600 Kilometer, sehen aber wieder keinen Sieg von uns. Dass es dann Unmut gibt, ist nachvollziehbar. Wir haben es selbst verbockt.“ Was der neue Hoffnungsträger Ilia Gruev beim MSV kurzfristig bewirken kann, wird das Auftreten des Teams beim kommenden Heimspiel gegen Titelaspirant Freiburg zeigen.

derwesten.de