Aufstieg möglich - MSV Duisburg spürt das große Zebra-Kribbeln


Ein Bild, mit dem sich in Duisburg alle anfreunden könnten: Dennis Grote, Martin Dausch & Co. jubeln, was das Zeug hält. Mit einem Sieg über Kiel wären die Zebras am Ziel ihrer Träume.

Die Situation könnte für den MSV Duisburg nicht verlockender sein. Ein Sieg gegen Kiel - und der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist perfekt. Über 30.000 Fans wohnen dem Kracher bei. Enis Hajri warnt: „Nicht überdrehen“

Ivica Grlic muss grinsen. Er sagt diesen Satz seit Monaten. Und er macht es natürlich auch diesmal. „Wir schauen von Spiel zu Spiel“, betet der 39-Jährige sein Credo auch vor dem Spitzenduell gegen Holstein Kiel herunter. Gewinnt Fußball-Drittligist MSV Duisburg am Samstag in der ausverkauften Schauinslandreisen-Arena das Spitzenspiel gegen die Schleswig-Holsteiner (Anstoß 13.30 Uhr/im Live-Ticker), wird Grlic vermutlich alles tun – nur nicht auf das dann nächste Match in Wehen blicken. Ein Sieg gegen Kiel – und der Aufstieg in die 2. Bundesliga ist perfekt.

„Streifen zeigen“, lautete in der schweren Zeit zwischen Zweitliga-Lizenzentzug und dem Bangen um die Drittligalizenz das Motto rund um den MSV Duisburg. Fans pilgerten in Märschen durch die Stadt, versammelten sich zu Tausenden vor der Schauinslandreisen-Arena, zündeten Kerzen an, sangen Lieder, sammelten Geldbeträge. Nach den schlechten Zeiten sind jetzt die guten Zeiten zum Greifen nah. Torjäger Zlatko Janjic spricht vor dem Kiel-Knaller vom „Vergolden einer bisher tollen Saison“.

Und wieder spielen Streifen eine Rolle. Mittelfeld-Abräumer Enis Hajri, der buchstäblich dahin geht, wo es dem Gegner richtig wehtut, willigte zu Wochenbeginn in die Idee seines italienischen Kumpels Andrea ein. „Er ist unser Mannschaftsfrisör. Zu ihm gehen fast alle Spieler hin, um sich die Haare schneiden zu lassen. Ich saß auf Andreas Terrasse. Beim Grillen kam er auf die Idee, mir Zebrastreifen in die Haare zu rasieren. Ich habe kurz überlegt und dann gesagt: Okay, mach’s es“, lacht Hajri. Nach 20 Minuten waren die Streifen fertig. Hajri: „Einer meiner Teamkollegen will bis zum Anpfiff des Kiel-Spiels noch nachziehen. Ich finde das witzig.“

MSV kann im direkten Duell den großen Wurf packen

Das große Kribbeln beginnt beim abgezockten Ex-Nationalspieler erst am Samstag. „Wenn du zum Stadion fährst, die ganzen Fans siehst und alles voller Leute ist, dann merkt man, dass ein ganz besonderes Spiel für uns ansteht. Wir haben gegen Holstein eine Riesenchance, dürfen aber auf keinen Fall überdrehen.“

Hajri will mit den Zebras die Möglichkeit nutzen, den großen Wurf im direkten Duell zu packen. „Wir wollen das abliefern, was wir in den vergangenen Wochen gezeigt haben. Wenn wir das hinkriegen, kann unser Traum wahr werden.“

Das Ziel: Zwei Siege zum Saisonende

Und was passiert, wenn der MSV gegen die Überraschungs-Mannschaft von der Förde keinen Dreier schafft? Hajri: „Dann dürfen wir nicht in Frust verfallen. Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Mein persönliches Ziel ist es, die Saison mit zwei Siegen zu beenden.“ Und damit meint Hajri nicht die Relegationsspiele gegen den Drittletzten der 2. Liga. In einer Woche steigt das letzte Match beim SV Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel spielt zeitgleich im eigenen Stadion gegen die Stuttgarter Kickers.

Die Zebras sind bereit für den Aufstieg. Am Freitag trainierten sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit, am Donnerstag waren rund 300 Schaulustige an der Westender Straße dabei. Und jeder Trainingskiebitz merkte, wie ernst Trainer Gino Lettieri die letzten Meter nimmt. Bevor die Spieler den Trainingsplatz betraten, nordete der Coach seine Jungs 50 Minuten lang in der Kabine ein. Die zentrale Botschaft des 48-Jährigen für das Spiel gegen Kiel: „Wer mehr Herz zeigt, gewinnt die Partie.“

Fast alle Spieler sind an Bord

Bis auf Rolf Feltscher, der nach seiner Knieverletzung wieder auf dem Trainingsplatz aktiv ist, dem Dauerverletzten Erik Wille und dem gelbgesperrten Tim Albutat sind alle Spieler an Bord. Enis Hajri rückt für Albutat ins Team. Im letzten öffentlichen Training waren Dennis Grote und Michael Gardawski auf den Außenbahnen unterwegs. Ansonsten dürfte es keine weiteren Überraschungen geben.

Um 9.30 Uhr treffen sich die Fans am Samstag übrigens am Hauptbahnhof (Osteingang) zu einem Marsch zum Stadion. Wie vor zwei Jahren. Im Gegensatz zu damals soll diesmal in und vor der Arena eine Gute-Laune-Party steigen.

derwesten.de