Warum es beim MSV Duisburg derzeit einfach nicht läuft


Die Zebras schieben Frust: Sportdirektor Ivica Grlic (links) und Trainer Gino Lettieri.

Aufsteiger MSV Duisburg ist Tabellenletzter. Viele sind verletzt, die Qualität der Mannschaft reicht nicht und um Zugang Obinna rankt sich eine Posse.

Gino Lettieri bevorzugt Käsebrötchen. Pech für den Trainer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg: Als der 48-Jährige gestern das Trainingszentrum betrat, hatten einige Spieler am Brötchen-Buffet bereits zugeschlagen und nur noch die mit Wurst belegten Backwaren übrig gelassen. Ein Affront gegen den Trainer, der mit seinem Team mit gerade einmal zwei Punkten und 5:15 Toren das Tabellenende der 2. Bundesliga einnimmt? Lettieri sieht keine Kluft zum Personal: „Ich sehe eine Mannschaft, die will, die meine Dinge umsetzt. Die Mannschaft zeigt, dass es passt.“

Wenn es tatsächlich passt, steht die Frage im Raum: Wie lange noch? MSV-Präsident Ingo Wald stellte sich am Sonntag nach der 0:1-Heimpleite gegen den FSV Frankfurt vor den Coach: „Eine Trainerdiskussion gibt es bei uns nicht.“ Am Mittwoch, 17.30 Uhr, empfängt der MSV Eintracht Braunschweig, am Samstag geht’s zu Union Berlin. Holen die Zebras in diesen beiden Partien auch keine Punkte, wird Wald die Trainerfrage erneut beantworten müssen.

MSV beklagt sechs Verletzte

Wie groß der Anteil des Trainers an der Misere ist, ist schwer zu beurteilen. Fakt ist aber, dass beim MSV Duisburg in den letzten Wochen viele Dinge schief gelaufen sind, für die der Coach nichts kann.

Da sind die Verletzten. Es gibt Rugby-Mannschaften, die kommen im Saisonverlauf glimpflicher davon. Zwei Spieler laborieren an Brüchen (Dan-Patrick Poggenberg und Simon Brandstetter), einer an einem Kreuzbandriss (Andreas Wiegel) – hinzu kommen weitere Ausfälle (Thomas Bröker, Pierre De Wit und Zlatko Janjic).

Dvali hilft den Zebras noch nicht

Diese Ausfälle schmerzen. Gino Lettieri kann sich auf diesen Umstand berufen. Fakt ist aber auch: Als – fast – alle Spieler gesund waren, lief es bei den Zebras ebenfalls nicht. Schnell wurde deutlich: Die Qualität reicht nicht aus, der Verein ging im Sommer die 2. Liga zu blauäugig an. Der Ex-Kölner Thomas Bröker war der einzige namhafte Neuzugang. Ein Mann aus der Bundesliga, der dort zuletzt aber kaum zum Einsatz kam. Mit Zugängen aus der 3. Liga konnte der Klub keine schlagkräftige Zweitliga-Truppe aufbieten.

Mannschaftsintern gibt es viele Baustellen, Sportdirektor Ivica Grlic mied in den vergangenen Wochen öffentliche Auftritte, sucht nach Lösungen. Drei Neuzugänge sind schon da – aber nur der australische Mittelfeldspieler James Holland konnte sich bislang nützlich machen. Mit dem jungen Lasha Dvali haben die Zebras einen Innenverteidiger aus der georgischen Nationalmannschaft verpflichtet. Offenbar kein Mann, der sofort hilft: Der 20-Jährige saß seit seiner Verpflichtung zweimal 90 Minuten lang auf der Bank.

Obinna wartet noch immer auf die Freigabe

Der dritte Neue ist Bestandteil einer Posse: Der Nigerianer Victor Obinna, zuletzt bei Lokomotive Moskau ein Jahr lang auf der Tribüne, ist seit fast zwei Wochen bei den Zebras, darf aber nicht spielen. Der russische Verband verweigert bislang die Freigabe. Warum, weiß beim MSV kein Mensch. Womöglich hat es nicht mal mit Fußball, sondern eher mit einer politischen Gemengelage zu tun. Aber der Verein lässt sich darauf ein, weil er an Obinna große Hoffnungen knüpft.

Am Donnerstag kann die DFL dem Stürmer die Spielerlaubnis erteilen – dann hätte Obinna seit seiner Ankunft in Duisburg bereits drei Spiele verpasst. Heute könnte der vierte Neuzugang anheuern. Georgi Chanturia, noch ein Georgier. Auch er ist Nationalspieler. Am späten Montagabend verhandelte der MSV noch mit dem Offensivspieler. Lettieri hofft, dass er mit Obinna und Chanturia die Wende einleiten kann. Wenn es sein muss, überlässt er den Hoffnungsträgern auch die Käsebrötchen.

derwesten.de