Vom Jäger zum Gejagten



Die gesamte Saison hechelten die Zebras den Aufstiegskanidaten hinterher.

Während die Konkurrenz – außer Bielefeld – das hohe Anfangstempo aber nicht halten konnte und einbrach, hatten die Meidericher genügend Kraftreserven und sind jetzt völlig verdient an Münster, Stuttgart und Kiel vorbeigezogen.

Doch wie gehen die Duisburger damit um, nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte zu sein? „Das ist uns egal“, winkt Kevin Wolze ab: „Ob wir aktuell Zweiter oder Dritter sind, ob wir samstags oder sonntags spielen, das interessiert uns nicht. Wir wollen einfach nur das nächste Spiel gewinnen und damit fahren wir gut.“

Stimmt. Seit der Pleite bei den Kickers (2:4) ist der MSV ungeschlagen, hat sechs Dreier sowie ein Remis gelandet und ist so an allen anderen vorbeigerauscht. Gino Lettieri kündigte nach der Niederlage Anfang März an, dass er wohl zu lieb gewesen sei und das ändern wolle. „Aber er hat sich nicht verändert“, grinst Wolze. Der 24-Jährige weiß aber, was den Ausschlag zur Trendwende gegeben hat: „Wir haben uns nicht gegenseitig runtergemacht, sondern uns gemeinsam aufgebaut. Im Gegensatz zur Hinrunde ist unser Teamgeist stark gewachsen. Uns kommt es zu Gute, dass wir nicht nur Arbeitskollegen sind, sondern uns auch privat gut verstehen.“

Vor allem für Stimmungskanone Wolze ist die Euphorie innerhalb aber auch außerhalb des Teams ein Traum. Schließlich gehörte er kurz nach dem Lizenzentzug zu den Ersten, die dem MSV in der schwärzesten Stunde der Vereinsgeschichte die Treue hielten. Er weiß, wie wichtig es ist, nur zwei Jahre nach dem Crash in die Bundesliga zurückzukehren. „Das wäre eine Sensation, aber so weit denken wir noch nicht“, wiegelt der Ex-Wolfsburger, der seit vier Jahren im Pott ist, ab: „Natürlich wollen wir den Aufstieg gegen Kiel klar machen, aber vorher steht erst einmal Erfurt an.“

Dass Wolze und Co. nicht nur um eine Floskel handelt, sondern sie wirklich nur an die kommende Aufgabe denken, zeigt sich auch daran, dass er sich keine Gedanken um seine Zukunft macht. Sein Vertrag läuft zwar im Sommer aus und im Gegensatz zu Enis Hajri oder Michael Ratajczak hat er keine Verlängerungsklausel, doch Wolze bleibt gelassen. Die Gespräche würden laufen.

Das bestätigt auch Ivica Grlic. Dem Sportdirektor ist nicht verborgen geblieben, dass sich Wolze nach einem zwischenzeitlichen Leistungstief pünktlich zum Endspurt wieder zum absoluten Leistungsträger gewandelt hat. Defensiv als auch nach vorne ist auf ihn Verlass. „Kevin hat sich zuletzt wieder sehr gut präsentiert“, lobt Grlic. Es deutet also alles auf einen Verbleib des Publikumslieblings hin, doch auch bei Wolze wird Grlic erst Vollzug vermelden, wenn die Ligazugehörigkeit geklärt ist.

Lange wird das nicht mehr dauern. Noch zwei Siege, dann ist der Aufstieg, die Sensation perfekt. Dass den Zebras auf den letzten Metern doch noch mal die Puste ausgeht, daran glaubt außer vielleicht in Kiel kaum noch jemand.

reviersport.de