Neu-Trainer Ilia Gruev glaubt an Rettungschance für den MSV


Hat die Zügel beim ersten Training schon fest in der Hand: MSV-Trainer Ilia Gruev.

"Ich bin nach Hause gekommen", sagt Ilia Gruev, neuer Chefcoach des MSV Duisburg. Und ab jetzt gilt: Aufgeben gibt's bei den Zebras nicht mehr.

Die Botschaft von Ilia Gruev ist eindeutig, trotzdem war sie am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Trainers des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg zunächst nicht zu verstehen. Der Rasenmäher lief auf der Platzanlage in Meiderich auf Hochtouren und verstummte erst, als Aufsichtsratschef Jürgen Marbach per Handzeichen eingriff. „Wenigstens einer, der auf mich hört“, murmelte der Funktionär.

Gruevs Botschaft: Noch ist nichts verloren. Trotz eines Tabellenbildes, das trister kaum sein kann und sich eben wie November anfühlt. Wenig Licht, viel grau. Doch der 46-Jährige soll in den kommenden Wochen dafür sorgen, dass es an der Westender Straße wieder heller wird. Der Bulgare ist der Hoffnungsträger.

Vom Co zum Chef

Bei den Verantwortlichen zauberte der Nachfolger von Gino Lettieri gestern am Mittwoch ein erstes Lächeln auf die Lippen. Gruev ging vor gut zwei Jahren als Freund und Co-Trainer, jetzt ist er als Freund und Cheftrainer wieder da. „Das ist ein besonderer Tag“, sagte MSV-Präsident Ingo Wald. „Wir kennen ihn, er kennt uns – das erleichtert den Start“, so Wald weiter.

Und Gruev spielte den Doppelpass der Nettigkeiten gekonnt mit. „Hello again. Ich bin nach Hause gekommen“, so das erste Statement des neuen Cheftrainers, der auf der hohen Klaviatur weiter spielte. „Ich bin stolz bei diesem Klub gespielt zu haben und ich bin stolz, bei diesem Klub nun Cheftrainer zu sein“, so Gruev, der den MSV zudem als „Ikone des deutschen Fußballs“ bezeichnete.

Cheftrainer-Premiere

Die Chemie stimmt, trotzdem sind Gruev und der MSV auf gute Ergebnisse angewiesen. Besser heute als morgen. Der neue Coach sieht trotz der mageren Punktausbeute von sechs Zählern aus 13 Spielen noch die Chance, das Ruder herumzureißen: „Es liegen noch zwei Drittel der Saison vor uns.“ Ingo Wald unterstrich: „Aufgeben gibt es bei uns nicht.“

Abgesehen von einem Engagement als U-19-Trainer bei Rot-Weiß Erfurt ist Gruev zum ersten Mal in seiner Laufbahn als Cheftrainer tätig. Der nächste Schritt auf der Leiter. Eine Herausforderung. Der frühere Mittelfeldspieler wollte nicht ewig der zweite Mann bleiben. Gruev hat als Assistent vier Cheftrainer erlebt. Einer davon war Lothar Matthäus – der Name, der oft ein reflexartiges Grinsen auslöst. Ein Grinsen, das Gruev nicht gelten lässt. Gerne referiert Gruev darüber, dass der deutsche Rekordnationalspieler als Trainer ein ausgewiesener Fachmann ist.

Gruev das Mastermind

Dann waren da noch Krassimir Balakov und Karsten Baumann. Trainer wie Matthäus, die selbst auf hohem Niveau gekickt haben. Und eben Kosta Runjaic, der nicht auf eine nennenswerte Fußballer-Laufbahn verweisen kann. Trotzdem ist Coach Kosta der Trainer, der Gruev am meisten geprägt hat. „Kosta hat sich alles selbst erarbeitet. Wir haben uns in den letzten drei Jahren fantastisch ergänzt und voneinander viel gelernt“, so Gruev, der bei Runjaic’ Engagement in Duisburg oft als der Mastermind des Cheftrainers galt.

Nun ist Gruev der Chef. In den ersten Tagen seiner Amtszeit will er in der Mannschaft „nicht alles durcheinander bringen“. Im Hinblick auf das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstag wird es naturgemäß Veränderungen geben – aber nicht viele. Noch hat Gruev das Problem seines Vorgängers. Das Lazarett ist gefüllt. „Ich bin froh über jeden Spieler, der zurückkommt“, sagt Gruev. Das dürfte zunächst für Thomas Bröker, Martin Dausch und Zlatko Janjic, der in München nach langer Verletzungspause als Einwechselspieler sein Comeback feierte, gelten. Allerdings muss Gruev schon zu Beginn seiner Amtszeit einen neuen Verletzten beklagen: Mittelfeldspieler Nico Klotz brachte aus München einen Muskelfaserriss mit und wird in den nächsten Wochen ausfallen.

Das Engagement in Duisburg kam für Ilia Gruev letztlich überraschend. Ursprünglich wollte er an der Seite von Kosta Runjaic mit dem 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison in die Bundesliga aufsteigen. „Ich hatte mit meiner Frau gerade in Kaiserslautern eine wunderschöne Wohnung bezogen.“ Nun müssen Ilia und Petia Gruev in Duisburg eine neue Wohnung finden. Gruevs Sohn Ilia spielt mittlerweile in der U 16 von Werder Bremen, Tochter Hcistiana studiert in Heidelberg. Gruev: „Da ist der Umzugsaufwand nicht so groß. Außerdem haben wir in Duisburg sehr viele Freunde.“

derwesten.de