Grlic spricht MSV-Trainer Lettieri das Vertrauen aus


Der Ball liegt neben dem Duisburger Tor – doch der Schein trügt: KSC-Stürmer Erwin Hoffer hatte zuvor das 1:0 für den Karlsruher SC erzielt.

Bekenntnis zu Gino Lettieri nach 0:2-Pleite beim KSC – Vereinsführung schaut trotzdem kritisch hin.

Der Berichterstatter, der die Zweitliga-Spielberichte auf der Homepage des Karlsruher SC verfasst, gab nicht mal eine durchschnittliche Bewertung über die Darbietung des MSV Duisburg ab im Wildpark. „Den Gästen“, so heißt es in der Analyse auf ksc.de, „fehlte es sowohl an spielerischer Klasse als auch am nötigen emotionalen Aufbäumen.“ Ein vernichtendes Urteil über einen Zweitliga-Aufsteiger, der sich normalerweise mit Zähnen und Klauen wehren muss, um im Abstiegskampf auch nur ansatzweise eine Chance zu haben.

Die 0:2 (0:1)-Pleite bei allenfalls mäßigen Karlsruhern ließ sich nicht unbedingt an nackten Zahlen festmachen. Das Verhältnis von klaren Chancen sprach mit 7:1 mehr als deutlich für die Badener, aber die Eckenbilanz (2:4) schlug Richtung MSV aus. Auch 52 Prozent Ballbesitz und ein Flankenverhältnis von 20:5 sind ein Beleg dafür, dass die Duisburger am Spiel teilnahmen.

Wie sie es allerdings taten, war ein Schlüssel für die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel. Fast keine Hereingabe flog auch nur annähernd in die Gefahrenzone der Karlsruher. Bezeichnend: KSC-Keeper Dirk Orlishausen hätte in der ersten Hälfte überhaupt keine Torwarthandschuhe anziehen müssen.

Den ersten Ball parierte er nach 64 Spielminuten, nachdem der eingewechselte Jungfuchs Ahmet Engin aus 18 Metern abgezogen hatte. Sturmpaket Kingsley Onuegbu, beim 2:2 gegen Bielefeld noch der Mann für die Wende, verbuchte keine Torszene. Mit 14 Ballkontakten und diversen Abnutzungskämpfen im tiefsten Mittelfeld war der „King“ genauso uneffektiv wie Außenbahnspieler Dennis Grote. Seine Arbeitsnachweise: 21 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 28 Ballkontakte.

Dass Grotes Ballverlust das Karlsruher Führungstor einleitete, passte ins Gesamtbild. Tim Albutat bekam die Kugel durch die Beine geschoben, Abwehrchef Branimir Bajic verteidigte in der unsortierten Viererkette außen und verlor das Duell gegen Karlsruhes Flankengeber Torres. Im Zentrum bestaunten Rolf Feltscher, James Holland und Dustin Bomheuer, wie KSC-Knipser Jimmy Hoffer zum 1:0 einköpfte (45.). „Da muss einer zum Mann gehen“, merkte Coach Gino Lettieri reichlich bedient an.

Iljutcenko als zweite Spitze eingewechselt

Das vorentscheidende 2:0 durch Manuel Gulde (56.) dient ebenfalls als negatives Lehrbeispiel. Die Flanke von Ylli Salahi wurde von Daniel Gordon und Jonas Meffert zwei Mal unbehelligt durch die Duisburger Gefahrenzone geköpft, bevor Gulde aus fünf Metern vor Bajic einschießen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gino Lettieri bereits auf 4-4-2 umgestellt und mit Stanislav Iljutcenko eine zweite Spitze eingewechselt.

Dass Iljutcenko bei seiner ersten Aktion im Karlsruher Strafraum den eigenen Mitspieler Onuegbu anschoss, ist ein weiterer Beleg dafür, dass sich die Zebras in allen Bereichen steigern müssen. Der Balltransport wirkt insgesamt viel zu behäbig. Überraschungsmomente sind zu keinem Zeitpunkt zu erwarten. „Wir haben zu viele Ballkontakte, bevor wir eine Situation einleiten. Das muss alles schneller gehen“, fordert Lettieri.

Auf den Schlüsselpositionen werden zu wenig entscheidende Duelle gewonnen, in der Defensive fehlt nach wie vor die Sicherheit. In fünf Pflichtspielen hat der MSV, der in Karlsruhe verletzungsbedingt auf Thomas Bröker (Adduktoren) und Zlatko Janjic (Knöchel) verzichten musste, mittlerweile 15 Gegentore geschluckt. Trotzdem erkennt Coach Lettieri Verbesserungen. „Die erste Halbzeit macht Hoffnung. Da haben wir gut gegen den Ball gearbeitet und viele Zweikämpfe gewonnen. Nach vorne war es mau, aber da habe ich vom KSC auch nichts gesehen.“

Der Deutsch-Italiener sah „taktisch gutes Arbeiten“ seiner Gefolgschaft, die zum Schluss allerdings deutlich höher hätte verlieren können. Große Löcher zwischen Mittelfeld und Abwehr ermöglichten den Gastgebern etliche Torszenen. Auf der Gegenseite hätte der MSV einen Elfmeter bekommen müssen, als Karlsruhes Sallahi der Ball an die Hand sprang.

Feltscher appelliert an den Teamgeist

Außenverteidiger Rolf Feltscher appellierte nach der Pleite an den Zusammenhalt. „Wir sind eine Mannschaft und müssen zusammen versuchen, uns zu verbessern. Wir müssen positiv sein. Geduld ist bei uns ganz wichtig.“ Der Geduldsfaden wird bei einem Teil der Anhängerschaft allerdings merklich dünner. Auch in der administrativen Ebene steigt die Zahl der Funktionäre, die sich mit der Personalie Gino Lettieri kritisch auseinandersetzen. Der 48-Jährige kann die Unruhe im Umfeld nicht nachvollziehen und betont immer wieder, „dass es für uns nur um den Klassenerhalt geht.“ Manager Ivica Grlic stärkte Lettieri unmittelbar nach dem Karlsruhe-Spiel den Rücken: „Der Trainer hat unser Vertrauen.“ Bei einem weiteren Rückschlag im Heimspiel gegen Greuther Fürth sind diese Worte allerdings kein Garantieschein mehr.

derwesten.de