Kingsley Onuegbu muss beim MSV keinem etwas beweisen


Wieder alles im Eimer? Nicht mit dem King. Der Angreifer hatte in Duisburg auch schon schwierige Zeiten, hat seinen Optimismus aber nicht verloren.

Der Aufstiegsheld erzählt, was für ihn in Duisburg besonders ist, was er sich als Ziel für die Zweitliga-Saison gesetzt hat und welcher Teamkollege ihn bekocht.

Während die Distanz zwischen vielen Fußballprofis und ihren Fans immer größere Ausmaße annimmt, ist beim Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg genau das Gegenteil der Fall. Torjäger Kingsley Onuegbu genießt das Bad in der Menge, verabredet sich mit Kids zum Eisessen, ist immer ansprechbar. Die Sportredaktion unterhielt sich mit dem „King“ im Mannschaftshotel Kaiserfels in St. Johann.

Kingsley Onuegbu, MSV-Athletiktrainer Andreas Tappe sagt, Sie wären so fit wie nie. Hat er Recht?

Onuegbu: Für den Zeitraum, in dem Andreas Tappe mich kennt, trifft das sicherlich zu. Aber schon seit meinem Knöchelbruch, den ich mir 2011 bei Greuther Fürth zugezogen hatte, fühle ich mich wieder fit.

Es hieß mehrfach, Sie hätten erheblich an Gewicht verloren und hätten auch deswegen eine so starke Rückrunde gespielt. Was ist da dran?

Onuegbu: Das mit dem Gewicht stimmt so nicht. Man wandelt Körperfett durch Training in Muskeln um, wird dadurch aber nicht leichter.

In der 3. Liga haben Sie insgesamt 14 Tore zum Aufstieg beigesteuert. Ist eine zweistellige Torquote auch eine Etage höher das Ziel?

Onuegbu: Das Ziel jedes Fußballers muss es sein, möglichst das Beste zu erreichen. Für den Verteidiger ist das zum Beispiel die Anzahl der gewonnenen Zweikämpfe, für mich als Stürmer ist es die Torquote. Ich möchte wieder zweistellig treffen. Ob das klappt, wird sich zeigen.

Worauf stellen Sie sich in der 2. Liga ein?

Onuegbu: Es ist nicht so, dass ich die Spielklasse nicht kenne. In Fürth hatte ich bis zu meiner Verletzung ein gutes Halbjahr. Die 2. Liga ist in der Besetzung bisher die stärkste. Ob sie insgesamt schneller geworden ist, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich weiß aber, dass wir mit dem MSV nicht 90 Prozent Ballbesitz haben werden. Ich traue uns aber zu, dass wir mithalten können.

Ist der MSV als Mannschaft stark genug, um schwierige Phasen zu bewältigen?

Onuegbu: Es kann passieren, dass wir in dieser Saison drei, vier Spiele hintereinander verlieren. Wenn es so kommt, wird sich zeigen, wie wir damit umgehen. Reden alleine ist schwierig. Ich hoffe, dass der Zusammenhalt so gut bleibt, wie er jetzt ist.

Beim letzten Drittligaspiel in Wehen Wiesbaden ist das Team mit weiß-blauen Haaren aufgelaufen. Bei der Aufstiegsparty kam Ihre Mickie Krause-Perücke zum Einsatz. Im Training in St. Johann haben Sie Reservekeeper Marcel Lenz mit einem Eimer Wasser übergossen. Sind Sie ständig für gute Laune verantwortlich?

Onuegbu: Nein, immer nicht. Ein bisschen Spaß gehört dazu. Aber man muss es trennen können. Der richtige Zeitpunkt zwischen Ernst und Witz ist wichtig. Dann hat auch unser Trainer Gino Lettieri kein Problem damit.

Wie lustig darf es denn in der 2. Liga zugehen?

Onuegbu: Nach drei Niederlagen hast du sicherlich nicht die Lust dazu, irgendwelche Späßchen zu machen. Sobald man gewinnt, kommt das dann automatisch. Wir wissen, was in der kommenden Serie auf uns wartet.

Was kann der MSV Duisburg erreichen?

Onuegbu: Es gibt ein klares Ziel: Überleben! Alles, was darüber hinaus geht, wäre Bonus. Unsere Fans dürfen natürlich träumen, aber wir müssen die Saison ganz realistisch angehen.

Haben die Zebras das Zeug für Überraschungen?

Onuegbu: Am Beispiel Darmstadt 98 hat man gesehen, was möglich ist. Sie haben auch gegen starke Gegner viele Spiele gewonnen und waren am Ende ganz oben. Überraschungen sind immer möglich, hängen aber von der Tagesform ab. Wir haben in der 3. Liga zuhause zuletzt kein einziges Spiel verloren. Ich glaube, dass wir daheim viel bewegen und auch gegen Favoriten wie Kaiserslautern, Braunschweig oder Freiburg etwas holen können.

Sie haben bisher 34 Zweitligaspiele für Greuther Fürth und den SV Sandhausen absolviert. Müssen Sie sich oder anderen noch etwas beweisen?

Onuegbu: Nein. Ich muss niemandem etwas beweisen. Das ist oft der Fehler, dass man sich zu sehr unter Druck setzt. Ich gehe mit freiem und kühlem Kopf in die neue Saison.

Was macht für Sie den MSV Duisburg aus?

Onuegbu: Eindeutig die Fans. Ich habe hier den intensivsten Kontakt mit Anhängern, den ich jemals hatte. Es ist deutlich mehr als in Braunschweig oder Fürth, wo ich auch noch viele Bekannte habe. Mir schreiben hier in Duisburg so viele Kinder auf WhatsApp . . .

Was ja an sich schon ungewöhnlich ist, dass ein Fußballprofi für Kids via WhatsApp erreichbar ist . . .

Onuegbu: Mag sein, aber ich habe selbst eine Tochter und mag Kinder. Sie sind ein Geschenk. Ich gehe mit den jungen Fans Eis essen, unternehme etwas mit ihnen. Mir macht das einfach Spaß.

Wie sieht es im Team-Innenleben aus?

Onuegbu: Das ist absolut intakt. Viele Teamkollegen machen etwas zusammen. Ich habe zu einigen Spielern engen Kontakt. Branimir Bajic ist für mich wie ein Bruder. Auch mit Zlatko Janjic, Thomas Meißner und Tim Albutat verstehe ich mich sehr gut. Mit Tim gehe ich oft einkaufen und er kocht dann für uns. Er bereitet wirklich sehr leckeres Essen zu. So muss ich als Single nicht alleine kochen.

Vor den Partien sieht man Sie immer mit Kopfhörer. Gibt es ein bestimmtes Lied, was Sie stets abspielen?

Onuegbu: Nein, das variiert. Mal höre ich afrikanische Lieder, mal Hip Hop. In der Kabine macht Zlatko Janjic zur Einstimmung vor dem Anpfiff die Musik. Wenn wir gewonnen haben, bin ich dran. Dann gibt’s Schlager.

Welche Schlagzeile wollen Sie Ihrer Duisburger Tageszeitung im Mai 2016 lesen?

Onuegbu: Der MSV hat eine überragende Saison gespielt!

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