Kein wirklicher Knaller



Nach dem Aufstieg in die zweite Liga hat sich der MSV Duisburg mit elf externen Neuzugängen verstärkt. Bisher haben nicht alle die Erwartungen erfüllt.

Dabei hatte der eine oder andere Neue vor allem mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, weshalb das Transfer-Zwischenzeugnis sehr bescheiden ausfällt.

Dustin Bomheuer (Fortuna Düsseldorf): Der 24-Jährige sollte die Defensive verstärken, kam aber überhaupt nicht gut in die Saison und war an den ersten Spieltagen ein Unsicherheitsfaktor. Seinen Stammplatz in der Innenverteidigung verlor er daraufhin und ist seither nur noch vierte Wahl. Unter anderem hat ihm Steffen Bohl, der eigentlich für das defensive Mittelfeld vorgesehen war, seinen Platz streitig gemacht. Transfer-Note: 5

Lasha Dvali (FC Reading): Kam lediglich 30 Minuten bei den Zebras zum Einsatz. Und da das ausgerechnet beim 0:5 gegen Eintracht Braunschweig war, war der 20-jährige Georgier danach weg vom Fenster. Nach dem Trainerwechsel setzte Ilia Gruev überhaupt nicht mehr auf den Nationalspieler, der vor allem körperlich hinter der Konkurrenz hinterher hinkt. Vielleicht auch deswegen hat er nach der Hinrunde um seine Vertragsauflösung gebeten und ist wieder in die Heimat zurückgekehrt. Transfer-Note: 6

Dan-Patrick Poggenberg (VfL Wolfsburg II): Einer der größten Pechvögel der Hinrunde. Schon in der Vorbereitung im Trainingslager verletzte sich der Außenverteidiger schwer - Schienbeinbruch! Bis auf zwei Einsätze in der zweiten Mannschaft war er bisher außen vor. Ohne Note

Nurettin Kayaoglu (Vereinslos): Stieß nach mehrwöchigem Training bei den Zebras, für die er in der Jugend schon spielte, erst Mitte Oktober zum Kader dazu. Damit reagierte der MSV vor allem auf seine Verletzungmisere und wollte eine Alternative für Kevin Wolze schaffen. Für den Zweitliga-Kader hat es aber zu keiner Zeit gereicht. Ohne Note

James Holland (Austria Wien): Kam als Stammspieler aus Österreich, wo er mit Austria sogar schon Meister war (2012/13). Seinem Ruf als beinharter Hund kam er beim MSV bislang auf jeden Fall nach. Schon am neunten Spieltag fehlte er wegen seiner fünften Gelben Karte. Nach der Hälfte der Saison steht er kurz vor seiner nächsten Zwangspause. Hat sich als einziger Neuer direkt einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld erspielt und ist spätestens seit dem Trainerwechsel - und seit Tim Albutat regelmäßig neben ihm spielt - eine Konstante für den Aufschwung in der Defensive. Note: 2

Andreas Wiegel (Rot-Weiß Erfurt): Auch seine Zeit bei den Zebras war bislang nicht von Glück erfüllt. Nachdem er wegen Knieproblemen zu Beginn pausieren musste, zog er sich in seinem ersten Liga-Spiel gegen den FC St. Pauli einen Kreuzband- und Meniskusriss im linken Knie zu - und kam danach nicht wieder zum Einsatz. Ohne Note

Giorgi Chanturia (Vereinslos): Wurde bei seiner Verpflichtung nach Ende des Transferfensters als der georgische Messi angepriesen. Sein Können ließ er auch immer wieder aufblitzen, nur kommt er viel zu selten in Zebrastreifen zum Einsatz. Was wohl auch daran liegt, dass er sich häufig viel zu ballverliebt zeigt und deutlich zu wenig Defensivarbeit leistet. Erst ein Tor hat er erzielt - immerhin den wichtigen Siegtreffer gegen Paderborn. Ist bisher definitiv hinter seinen Erwartungen geblieben, noch macht er den Unterschied nicht aus. Transfer-Note: 4+

Victor Obinna (Vereinslos): Nachdem das Verletzungspech den MSV heimgesucht hatte, wurde der nigerianische Nationalspieler nachverpflichtet. Als großer Hoffnungsträger sollte er die Offensive der Zebras ankurbeln. Fand sich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten dann auch immer besser im Team zurecht und zeigte, dass er dem MSV noch weiterhelfen kann. Bis ihn Knieprobleme außer Gefecht setzten. Unter der anhaltenden Belastung macht sich seine Arthrose bemerkbar, so dass er nach OP erst einmal fehlt. Transfer-Note: 3+

Stanislav Iljutcenko (VfL Osnabrück): Mehr als ordentliche Ansätze hat der 25-jährige Stürmer bisher noch nicht gezeigt und ist bislang noch nicht die erhoffte Alternative im Angriff. Gerade mal ein Tor hat er erzielt. Möglicherweise war der Sprung von der dritten in die zweite Liga für ihn, der 2012/13 noch in der Oberliga gespielt hat, ein bisschen zu hoch. Transfer-Note: 3-

Simon Brandstetter (Rot-Weiß Erfurt): Nach fünf kürzeren Einsätzen war für ihn die Hinserie bereits gelaufen. Acht Minuten waren in der Partie gegen Greuther Fürth (2:2) gelaufen, als er verletzt ausgewechselt werden musste. Die Diagnose: Knöchelbruch. Bis dahin suchte er aber auch noch seinen Platz in der zweiten Liga. Transfer-Note: 4

Thomas Bröker (1. FC Köln): Auch er fiel zwischenzeitlich aus, Adduktorenprobleme ließen den 30-Jährigen zehn Wochen pausieren. Langsam aber sicher arbeitet sich der ehemalige Bundesliga-Spieler wieder an seine Form heran. Wenngleich er aktuell eher auf der Außenbahn, als im Sturm zum Zug kommt. Doch egal wo, seine Erfahrung können die Zebras gut gebrauchen. Transfer-Note: 3+

"Transfers werfen Fragen auf" (von Kristina Steffens)

Wie es scheint, haben die Duisburger Verantwortlichen bei der Verpflichtung ihrer neuen Spieler nicht bei allen ein gutes Händchen bewiesen. Aus welchen Gründen auch immer. Können die Verletzungen von Dan-Patrick Poggenberg (Schienbeinbruch) und Andreas Wiegel (Kreuzbandriss) oder Simon Brandstetter (Sprunggelenk gebrochen) noch als Pech bezeichnet werden, so stellt sich spätestens jetzt die Frage, ob der Ausfall von Viktor Obinna nicht vorhersehbar war. Wer Arthrose im Knie hat, bekommt zwangsläufig unter Belastung Probleme. Und wenn der Verein auch noch sagt, dass dies bekannt war beim Medizincheck, dann ist eine Verpflichtung – auch wenn es sich um einen vielfachen nigerianischen Nationalspieler handelt – doch ziemlich unverständlich. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass Obinna bei seiner letzten Station bei Lok Moskau ein Jahr lang nur trainiert hat.

Und auch andere Verpflichtungen müssen nach der Hinserie hinterfragt werden dürfen. Wenn ein Giorgi Chanturia tatsächlich das Talent und Können besitzt, von dem bei seiner Verpflichtung so geschwärmt wurde, dann darf er nicht ein halbes Jahr brauchen, um sich in der zweiten Liga in Deutschland zurechtzufinden. Und auch die Verletzungsanfälligkeit eines Thomas Bröker ist hinlänglich bekannt. Was nützt seine Erfahrung, wenn er die Hälfte der Hinserie mit Adduktorenproblemen ausfällt?

Die Liste könnte so weiter geführt werden, denn fast kein Transfer – abgesehen von James Holland – hat den MSV bislang wirklich weitergebracht. Immerhin kamen die Neuen fast alle ablösefrei. Weit aus dem Fenster legen musste sich Duisburg für die Verpflichtungen also nicht.

Bleibt zu hoffen, dass vielleicht noch ein bisschen Geld im Portemonnaie übrig ist, um im Winter nachzulegen. Nötig hat es der MSV – besonders in der Offensive. Nur sollten die Verantwortlichen dann ein bisschen intensiver über ihre Entscheidungen nachdenken, sonst wird das mit dem Klassenerhalt schwer.

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