Für MSV-Coach Gino Lettieri wird es nach 0:5-Debakel eng


Sportdirektor Ivo Grlic (links) und Torwart-Trainer Sven Beuckert muntern Neuzugang Victor Obinna nach seiner Auswechslung auf. Ob Trainer Gino Lettieri noch langfristig mit ihm arbeiten darf, ist fraglich.

Nach dem 0:5-Debakel gegen Eintracht Braunschweig sprach MSV-Sportdirektor Ivica Grlic Trainer Gino Lettieri nur eine Kurzzeit-Jobgarantie aus.

Die Sponsorenwand in den Katakomben der Arena musste am Mittwoch zwei feste Schläge aushalten. Victor Obinna schlug in der Halbzeitpause der Partie des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg gegen Eintracht Braunschweig laut fluchend und nicht druckreif gegen die Metallwand und auch nach dem Spiel, als das 0:5 (0:1)-Debakel amtlich war, setzte es einen weiteren Hieb.

Victor Obinna. Der Wunschspieler von MSV-Trainer Gino Lettieri, der doch noch rechtzeitig spielberechtigt war. Tagelang ließ sich eine gewisse Galina, Bürokraft beim russischen Fußball-Verband, Zeit um den finalen Mausklick, der dem MSV die Spielberechtigung bescherte, zu vollziehen.

MSV-Neuzugang Obinna könnte Klub nach vorne bringen

Und nun? Obinna demonstrierte, dass er den MSV qualitativ nach vorne bringen kann. Er traf einmal ins Tor. Abseits. Er schoss ein zweites Mal scharf, aber Kingsley Onuegbu stand im Weg, blockte den Schuss ab. Symptomatische Szenen eines tristen Duisburger Fußball-Herbstes.

Wie er die Situation in Duisburg einschätzt, wissen wir immer noch nicht. Seit seiner Ankunft durfte er nicht öffentlich sprechen. Auch am Mittwoch schwieg der Nigerianer, weil kein Duisburger Spieler sprechen durfte. Anweisung von oben.

Dafür sprach Sportdirektor Ivica Grlic. Der 40-Jährige war auf die Frage der Fragen vorbereitet: „Er sitzt am Samstag gegen Union Berlin auf der Bank.“ Und danach? Grlic: „Soll ich jetzt eine Garantie bis zum Saisonende geben? Wir konzentrieren uns jetzt nur auf Berlin.“

Dann braucht Lettieri ein zählbares Ergebnis und wird sich nicht mehr auf personelle Probleme berufen können. Auch wenn die seit dem Braunschweig-Spiel noch größer geworden sind. James Holland kassierte seine fünfte gelbe Karte und ist in Köpenick ebenso gesperrt wie Rolf Feltscher, der nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte sah.

Zuschauer flüchteten angesichts der desolaten MSV-Leistung

Feltschers Platzverweis. Auch symptomatisch. Er passt in die Saison. Eine Säule nach der anderen bricht weg – und gestern brach nach seinem Abgang das komplette MSV-Spiel auseinander. 30 Minuten, so Lettieri, habe sein Team im ersten Durchgang auf Augenhöhe agiert und sich Torchancen erspielt. Wie gut diese 30 Minuten waren, sei einmal dahingestellt. Dem gegenüber standen 60 Minuten des Grauens, die viele Zuschauer nicht komplett miterlebten. Nach dem dritten Braunschweiger Tor durch Emil Berggreen setzte auf den Rängen eine Massenflucht ein.

Viele waren schon nicht mehr Zeuge von Lasha Dvalis Debüt gewesen. Der Georgier kam nach einer Stunde für den angeschlagenen Branimir Bajic. Der 20-Jährige kann darauf verweisen, dass der MSV zu diesem Zeitpunkt bereits ein Torso war – seine Patzer in der Innenverteidigung waren trotzdem haarsträubend, ein Gegentor ging auf seine Kappe.

Immerhin gab es Lob für den MSV vom Gästetrainer

Lettieri weiß, wie ernst die Situation ist. Er sagt es nicht, niemand sagt es, aber jeder weiß es. MSV-Boss Ingo Wald erhofft sich vom Spiel in Berlin natürlich Punkte und „ein Spiel, in dem wir ebenbürtig sind und nicht schon wieder einen Spieler verlieren.“ Natürlich gab es am Mittwoch keinen Offiziellen, der den Namen Kosta Runjaic in den Mund nahm. Aber der Rücktritt des früheren MSV-Trainers in Kaiserslautern führte auf den Rängen und im Umfeld des Vereins immer wieder zu diesem einen reflexartigen Satz: „Runjaic ist doch jetzt frei.“

Gino Lettieri hofft, dass sich am Samstag diese Sätze erübrigen werden. Braunschweigs Trainer Thorsten Lieberknecht trug seinen bescheidenen Anteil dazu bei: „Wir trafen auf eine Mannschaft, die intakt ist. Duisburg ist ein Gesicht der 2. Liga und wird es auch bleiben.“ Und Ex-MSV-Spieler Mirko Boland, der mit seinem Treffer zum 0:1 das Duisburger Debakel einleitete, sagte: „In der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass die Duisburger als Neuling mithalten können.“

derwesten.de