MSV-Ikone Dietz fassungslos: "Was geht in den Köpfen vor?"


Vorstandsmitglied Bernard Dietz begleitete den MSV Duisburg nach Heidenheim.

Nach der vermeidbaren 0:1-Niederlage beim 1. FC Heidenheim entflammt beim MSV Duisburg die Diskussion um Trainer Gino Lettieri neu.

Frank Schmidt umarmte in den Katakomben der Voith-Arena Kingsley Onuegbu und gab dem Stürmer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg auf dem Weg in die Kabine einen Satz mit. „King, das Glück musst du dir erarbeiten, mein Freund“, sagte der Trainer des 1. FC Heidenheim. Dabei hatten die Zebras zuvor hart gearbeitet. Aber offenbar nicht genug. Das Glück war gestern nicht auf der Seite des MSV. Die Zebras hätten die Partie gewinnen können, einen Punkt holen müssen, traten aber am Ende mit einer 0:1 (0:0)-Niederlage im Gepäck die Heimreise an.

Der MSV zeigte an der Brenz eine gute Leistung, die Heidenheimer hatten sich in dieser Saison vor heimischem Publikum noch nie so schwach präsentiert. Doch das hilft dem MSV nicht, weil die Punkte trotzdem in Heidenheim blieben.

Das Tor des Tages in der 83. Minute war ein Ergebnis einer langen Fehlerkette. Es ging los bei MSV-Torwart Michael Ratajczak, der bis dahin eine seiner besseren Leistungen gezeigt hatte. Beim Abstoß schlug er den Ball ins Seitenaus. Das passiert nicht selten – und weil das so ist, zählt „Rata“ nicht zu den Top-Torhütern in der Liga. Aus dem folgenden Einwurf entwickelte sich der Spielzug, an dessen Ende der eingewechselte Tim Skarke mit einem unhaltbaren Distanzschuss in den Winkel Heidenheims Siegtreffer markierte.

Was MSV-Trainer Gino Lettieri zur Weißglut brachte

Die Zuordnung stimmte in der Duisburger Abwehr in dieser Situation nicht. Und das brachte MSV-Trainer Gino Lettieri zur Weißglut. „Das darf einfach nicht passieren“, so Lettieri, der Gegenspieler Rolf Feltscher in Schutz nahm. Lettieri: „Rolf musste zu diesem Zeitpunkt ein anderes Loch stopfen.“ MSV-Vorstandsmitglied Bernard Dietz verstand nicht, wie das Team am Ende selbst ein Remis noch aus der Hand gab: „Du spielst auswärts, bist das bessere Team und dann steht sieben Minuten vor dem Ende ein Heidenheimer frei und macht das Tor. Was geht in den Köpfen der Spieler vor? Unfassbar.“

Damit hatte alles das, was sich der MSV in den 83 Minuten zuvor erarbeitet hatte, keinen Wert mehr. Heidenheim setzte die Zebras in den ersten 20 Minuten unter Druck, die Duisburger Abwehr wackelte mehrfach. Doch der MSV überstand diese Phase unbeschadet und konnte sich Mitte der ersten Halbzeit aus der Umklammerung der Gastgeber lösen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Heidenheim Glück, mit elf Leuten weiter spielen zu dürfen. Der Ex-Düsseldorfer Ben Halloran brachte MSV-Kapitän Branimir Bajic mit gestrecktem Bein zu Fall, kam aber mit Gelb davon.

Nach der Pause versuchte Heidenheim, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Vergeblich. Der MSV kaufte der Schmidt-Elf den Schneid ab und erspielte sich selbst Torchancen. Kingsley Onuegbu hatte zweimal die Führung auf dem Fuß. Dennis Grote, der auf dem linken Flügel erneut eine starke Leistung zeigte, scheiterte freistehend an FCH-Torwart Jan Zimmermann, der mit einer starken Parade zur Stelle war.

Kingsley Onuegbu, der erneut von den Ideen seines nigerianischen Landsmannes Victor Obinna profitierte, war nach dem Spiel frustriert – und daran konnte auch der Schulterklopfer des Heidenheimer Trainers nichts ändern. „Wir haben uns um den verdienten Lohn gebracht“, so der King, der aber den Aufwärtstrend weiter intakt sieht: „Wir konnten spielerisch überzeugen, hatten gute Chancen. Es fehlt einfach der Erfolg.“ Allerdings gab es auf Duisburger Seite vor dem Gegentreffer nicht nur Licht, sondern auch Schatten: So fand Mittelfeldspieler Martin Dausch bei hoher Fehlerquote gar keinen Zugriff aufs Spiel.

Wald sieht MSV-Sportdirektor Ivica Grlic in der Pflicht

Somit beginnt beim MSV nach der Niederlage in Heidenheim erneut die Diskussion um Trainer Gino Letteri, der nach dem ersten Saisonsieg über Paderborn zumindest zwei Wochen lang in Ruhe arbeiten konnte. Bernard Dietz, der zusammen mit Klubchef Ingo Wald in Heidenheim vor Ort war, wollte die Dinge am Sonntag auf der Rückfahrt „erst einmal sacken lassen.“ Wald stellte indes klar, dass er bei der Bewertung der Situation Sportdirektor Ivica Grlic in der Pflicht sieht. „Ivo muss die Situation analysieren und bewerten. Erst danach sind wir am Zug.“ Für Gino Lettieri kann somit einmal mehr vom nächsten Spiel viel abhängen. Samstag kommt Nürnberg an die Wedau. Bis dahin will Lettieri die Pleite von Heidenheim aufgearbeitet haben: „Es geht weiter.“

derwesten.de