Duisburger MSV-Fan hat 272 Fanschals – und sammelt weiter


Leidenschaftlicher Sammler: Seit der Kindheit sammelt der Duisburger André Frett die Schals seines Herzblut-Vereins MSV Duisburg.

Das ganze Büro des Duisburgers André Frett ist mit Fan-Schals des Zweitligisten MSV Duisburg ausgelegt. Der 31-Jährige besitzt stolze 272 Schals.

Wenn André Frett heute zum Zweitliga-Auftaktmatch der Zebras gegen den 1. FC Kaiserslautern (Anstoß: 20.30 Uhr) in die MSV-Arena geht, wird er wieder fünf Schals mitnehmen – so wie bei jedem Heimspiel.

Einen bindet er sich immer ums Handgelenk. „Fürs Wedeln beim Zebra-Twist“, sagt der 31-Jährige. Die anderen vier dienen ihm als potenzielle Tauschware. Denn der in Großenbaum aufgewachsene und nun in Neudorf lebende Unternehmensberater ist im Stadion stets auf der Suche nach Ergänzungen seiner einmaligen Sammlung. Sage und schreibe 272 MSV-Schals bilden sein imposantes Archiv. Tendenz: weiter wachsend. Denn als echter Jäger und Sammler verspürt Frett einen ständigen Beutetrieb.

Schal vom Niederrheinpokal 2014 heiß begehrt

Das jüngste Objekt seiner Begierde war jener Schal, den der MSV nach dem Gewinn des Niederrheinpokals in 2014 herausgegeben hatte. Der war fix ausverkauft, also ging er im Nachhinein auf die Suche. Fündig wurde er kürzlich bei der Zweitliga-Aufstiegsfeier am Rathausplatz, als über 10.000 Anhänger dabei waren. „Bei einem Fangesang haben alle ihre Schals in die Höhe gehalten. In diesen Momenten singe ich nicht mit, sondern laufe durch die Masse und schaue, ob ich ein Exemplar entdecke, das ich noch nicht habe.“

Die ersten zwei Besitzer des Niederrheinpokalsieger-Schals lehnten sein Tauschangebot ab. Der dritte sagte zu, nachdem ihm Frett gleich zwei andere Schals als Gegenleistung anbot. „Ich gebe nur Duplikate von Exemplaren ab, die ich schon habe.“ Und was hat er empfunden, als er das gesuchte Modell endlich in den Händen hielt? Frett lacht und antwortet: „Jetzt hab’ ich ihn! Die Hartnäckigkeit hat wieder einmal gesiegt.“

Jeder MSV-Schal liegt in einer eigenen Tüte

Seine Schals liegen im Alltag übrigens fein säuberlich verpackt, jeder in seiner eigenen Tüte, daheim im Archiv. Beim Besuch unserer Redaktion hatte Frett extra alle ausgepackt und in seinem Büro ausgelegt. Ein ganzes Zimmer erstrahlte in Blau und Weiß. „Früher haben Fanschals immer 25 Mark gekostet, heute sind es 13 Euro. Ich habe aber auch einige inoffizielle Exemplare bei Straßenhändlern gekauft, die sind deutlich billiger“, sagt der früher als Pfadfinder aktive Frett. Der gesamte Wert der Sammlung? „3000 Euro stecken da drin – mindestens!“

Am längsten hat er nach einem Schal gesucht, auf dessen Vorderseite „Wedaustadion“ und der Rückseite „Nordkurve“ steht. „Den hatte ich schon mal, doch dann ging er im Stadion verloren.“ Jahrelang graste er alle Möglichkeiten ab (Fantreffen, Internet) – immer ohne Erfolg. „Ein Super-Freund hat mir dann sein eigenes Exemplar zum 26. Geburtstag geschenkt. Bei so einer Rarität keine Selbstverständlichkeit.“

Julian Koch fehlt noch in der MSV-Sammlung

Und nach welchem Schal hält er derzeit Ausschau? „Ich habe beim Auspacken mit Schrecken festgestellt, dass mir von den Schals mit Spielerporträts der Julian Koch fehlt. Den muss ich finden!“

André Frett zählt zu den abergläubischen Fans: Geht ein Heimspiel verloren, werden die Schals, die er mit in der Arena hatte, daheim sofort gewaschen. Er hat einen MSV-Glücksstift, mit dem er sämtliche 64 Klausuren seines BWL-Studiums geschrieben hat. Er hat alle bestanden.

Die Leidenschaft für den Fußball hat Frett von seinem Vater Walter geerbt. „Bei der WM 1990 hatte ich mein Erweckungserlebnis. Ein Jahr später war ich mit meinem Vater erstmals im Wedaustadion.“ Beim DFB-Pokalfinale 1998 gegen den FC Bayern wollten Vater und Sohn erst nach Berlin, doch sie fuhren nicht. Dann starb der Vater. „Und beim Pokalfinale 2011 gegen Schalke stand ich dann mit meinem jüngeren Bruder Dominik auf der Tribüne. Wir haben beide gefühlt, dass unser Vater in diesem Moment bei uns war.“

derwesten.de