Das erhoffte Signal blieb beim MSV Duisburg aus


Die MSV-Gesichter sprechen Bände: Dustin Bomheuer, Rolf Feltscher, Thomas Bröker, Steffen Bohl und Michael Ratajczak (von links) schleichen enttäuscht vom Platz.

Den klassischen Pokalfight gab es bei der 0:5-Niederlage der Zebras gegen Schalke 04 nicht. Torwart Michael Ratajczak erlebte eine Achterbahnfahrt.

Jena gegen Hamburg, Unterhaching gegen Ingolstadt, Reutlingen gegen Karlsruhe, Aue gegen Fürth – Kleine gegen Große. Das Salz in der Suppe des DFB-Pokal-Wettbewerbs. Große, leidenschaftliche Kämpfe, Überraschungen, die eigene Gesetzmäßigkeit des Wettbewerbs – die Formulierung, die fünf Euro für das Phrasenschwein kostet. Den klassischen Pokalfight gab es am Samstag in der mit 30 600 Zuschauern ausverkauften Schauinslandreisen-Arena nicht. Der MSV Duisburg war gegen den Bundesligisten FC Schalke 04 ähnlich chancenlos wie beim Pokalfinale in Berlin vor fünf Jahren. Wieder setzte es eine 0:5-Niederlage. Und wieder sangen die Duisburger Fans. 20 Minuten lang. Eine Reminiszenz an einen denkwürdigen Tag in der MSV-Historie.

Bis zu zwölf Stunden standen die Fans im Juli an, um sich im Vorverkauf ihr Pokalticket zu sichern. Am Samstag dauerte es gerade einmal drei Minuten, um zu erkennen, dass es die insgeheim erhoffte Pokal-Überraschung nicht geben würde. Klaas Jan Huntelaar traf für die Gäste zum 0:1. Und schon in der 39. Minute bestand bereits Gewissheit, dass eine Wende nicht mehr zu erwarten war. Matija Nastasic köpfte zum 0:2 ein, die einseitige Partie war entschieden.

Warum gab es keine Pokalschlacht auf Biegen und Brechen? Am Samstag betrat keine Mannschaft den Rasen, die Selbstvertrauen ausstrahlte. Viele Aktionen in der Anfangsphase schienen auch von Angst geprägt. Und die Partie ließ vor allem einen Wunsch unerfüllt: Das Signal blieb aus, das Hoffnung machen könnte, dass im nächsten Zweitliga-Spiel gegen Arminia Bielefeld nicht alles, aber zumindest ein wenig besser wird.

MSV-Trainer Lettieri: „Wir sind stabil genug“

Was MSV-Trainer Gino Lettieri trotzdem hoffen lässt? „Dass wir anwesend waren und Schalke schon im Spielaufbau gestört haben. Nach dem 1:0 hat es in der ersten Halbzeit noch eine herausgespielte Situation gegeben, ansonsten bekommen wir drei Tore aus Standardsituationen.“ Im Gegensatz zur 0:3-Pleite beim VfL Bochum sah der Coach außerdem deutlich mehr eigene Spielzüge. Dass die erneut deftige Niederlage weiter am Selbstbewusstsein seiner Spieler nagt, glaubt er nicht: „Im Prinzip war das Spiel ja schon nach dem 0:2 in Unterzahl gegessen. Wir sind stabil genug, um uns davon schnell zu erholen.“

In Unterzahl spielte der MSV ab der 32. Minute nach einem wiederholten Foulspiel von Branimir Bajic, der die gelb-rote Karte sah. Eine Aktion, die nicht nur Folgen für Bajic hatte. Lettieri brachte mit Thomas Meißner einen neuen Innenverteidiger. Flügelspieler Dennis Grote musste dafür weichen. Zum zweiten Mal in dieser Saison so früh: Schon bei der 1:3-Auftaktpleite gegen Kaiserslautern war für ihn das Spiel nach 34 Minuten beendet.

Hollands Startelf-Debüt beim MSV Duisburg

Bajic’ Foulspiel führte beim Stand von 0:1 zum Foulelfmeter von Franco di Santo, den MSV-Torwart Michael Ratajczak stark parierte. Der Duisburger Schlussmann hatte für den Samstagnachmittag ein Dauerticket für die Achterbahn gebucht. Grandiose Paraden, erstaunliche Patzer. „Rata“ hielt nicht nur den Elfmeter, sondern klärte allein gegen Huntelaar zweimal überragend. Aber: Das 0:5 geht auf seine Kappe, beim 0:3 und 0:4 agierte er unglücklich, und wer es gar nicht gut mit dem Keeper meint, sieht ihn auch beim Treffer zum 0:2 beteiligt.

Beim MSV gehörten mit Martin Dausch und Tim Albutat immerhin zwei Spieler dem Kader an, die unter der Woche noch auf der Krankenliste standen. Dausch, der nach Meniskusproblemen bereits am Freitag schmerzfrei war, kam nicht zum Einsatz, weil die Partie früh entschieden war und ein Risiko nicht mehr zu rechtfertigen gewesen wäre.

Albutat, zuletzt mit einem Magen-Darm-Infekt auf Eis, löste nach einer Stunde im defensiven Mittelfeld Neuzugang James Holland ab, der sein Startelf-Debüt feierte. Der Australier war der einzige Lichtblick: aggressive Spielweise, viele Zweikämpfe, der Blick für den überraschenden Pass. Lettieri war mit der Hollands Leistung zufrieden: „Man hat gesehen, dass er uns verstärkt. Wir dürfen aber jetzt nicht den ganzen Rucksack auf seine Schultern laden. Er braucht immer noch einige Wochen, um körperlich auf dem notwendigen Stand zu sein.“ Dort ist auch Simon Brandstetter noch nicht, der als einzige Spitze den Vorzug vor Kingsley Onuegbu erhielt. Der frühere Erfurter konnte in der Offensive keine Nadelstiche setzen.

Gästetrainer André Breitenreiter stellte fest: „Der Gegner hat es uns zu keiner Phase leicht gemacht. Aber wir waren einfach sehr motiviert und echt stark. Ich wünsche dem MSV und Gino alles Gute und hoffe, dass das Umfeld weiter ruhig bleibt. Man hat in Paderborn gesehen, dass auch mit wenig Budget vieles möglich ist. Die Mannschaft muss die Chance bekommen, sich erst einmal an die 2. Bundesliga zu gewöhnen.“

derwesten.de