Thomas Bröker soll beim MSV Duisburg die Dampflok werden


Thomas Bröker (r.) wechselte ablösefrei vom 1. FC Köln zum MSV Duisburg.

Der MSV ist zurück aus der 3. Liga und will zum Auftakt gegen Kaiserslautern punkten. Beim Projekt Klassenerhalt setzt man auch auf einen Ex-Kölner.

Buntes Auftaktprogramm, 25.000 erwartungsfrohe Zuschauer, Knistern, Flutlicht-Feeling: Nach zweijähriger Abstinenz ist der MSV Duisburg wieder zurück aus dem Stahlbad der 3. Liga. Die Zebras eröffnen um 20.30 Uhr (im Live-Ticker) die neue Zweitligasaison mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. „Natürlich überwiegt die Freude, das Kribbeln vor dem Start ist da. Wir mit unserem Minibudget vergleichen uns mit den Topteams. Es wird ein Abenteuer“, sagt Duisburgs Trainer Gino Lettieri.

Einen Etat von sechs Millionen Euro hat der MSV zusammengetragen, um eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Das Fernsehgeld ist nach dem Aufstieg von 750.000 Euro auf exakt 5,36 Millionen Euro nach oben geschnellt. Im Ranking der 18 Zweitligisten liegt der Neuling damit auf dem vorletzten Platz. Die TV-Erlöse können nicht 1:1 in die Mannschaft gepumpt werden; es gibt noch reichlich andere Baustellen.

„Wir müssen nach wie vor auf die Finanzen achten“, betont Präsident Ingo Wald, der nach teilweise chaotischen Verhältnissen für den neuen seriösen Kurs beim viermaligen DFB-Pokalfinalisten steht. Wald: „Nur mit einem Gewinn kann in dieser Saison eine Schuldentilgung erfolgen.“ Der Klassenerhalt ist für die Zebras daher überlebenswichtig.

3. Liga kostete Kraft und Geld

Die 3. Liga hat viel Geld und Kraft gekostet. Hätte der Aufstieg im Mai nicht geklappt, wäre der Traditionsklub nur noch in der Light-Version angetreten. „Wir hätten den Etat zusammenstreichen müssen. Es wäre dann wohl auf einen Platz im Mittelfeld hinausgelaufen“, sagt Ingo Wald.

Thomas Bröker soll bei den Ze­bras, die die meiste Zuversicht aus dem seit Jahresbeginn enorm gewachsenen Teamgeist und der hohen physischen Belastbarkeit schöpfen, in die Rolle der Dampflok schlüpfen. Der 30-Jährige durfte in der vergangenen Saison beim 1. FC Köln nur sporadisch beim Unternehmen Bundesliga-Klassenerhalt mithelfen. Jetzt ist „Bröki“ eine Etage tiefer als feste Korsettstange eingeplant. „Thomas wird sicherlich noch etwas brauchen, weil er praktisch ohne Spielpraxis zu uns gekommen ist. Aber alleine aufgrund der Tatsache, dass er die Bälle halten kann und eine wichtige Anspielstation ist, wird er uns helfen“, sagt Gino Lettieri.

Große Rückendeckung beim MSV

Im Trainingslager in St. Johann bewegte sich Thomas Bröker noch „im blauen Bereich“, wie der Coach feststellte. Mit „blau“ war schlichtweg platt gemeint. Mittlerweile fühlt sich der Routinier deutlich besser. „Ich freue mich auf den Start, fühle mich von der Fitness her gut und finde es schön, Rückendeckung zu haben. Jetzt kann es losgehen“, sagt Bröker und weiß, dass die Augen besonders auf ihn gerichtet sein werden.

„Ich bin mir bewusst, dass die Leute in Duisburg viel von mir erwarten. Und ich bin überzeugt, dass ich die Dinge umsetzen kann.“ Der Schritt von Köln nach Duisburg war für „Bröki“ kein Kulturschock. „Die Bedingungen beim MSV sind top. Es herrscht große Euphorie. Der Schritt, nach Duisburg zu gehen, ist mir nicht schwer gefallen. Ich war positiv überrascht.“

Bröker blickt dem Auftakt mit einer gewissen Coolness entgegen. Er hat im Fußball-Unterhaus 173 Begegnungen bestritten und den Slogan „die stärkste 2. Liga aller Zeiten“ schon x-fach gehört. Bröker schmunzelt: „Natürlich braucht das Fernsehen seine Quoten. Ich sehe es so, dass die Spielklasse eine Wundertüte wird. Mir fällt es schwer, drei Klubs zu nennen, die unten drin stehen werden.“

Bröker verzichtet auf Twitter

Wenn es nach Bröker geht, der auf soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook komplett verzichtet („Privates bleibt bei mir privat“), dann soll der MSV möglichst nicht bis zum Ende in der Abstiegsverlosung stecken. „Ich hätte nichts gegen einen Platz im Niemandsland einzuwenden.“ Niemandsland kann für kleine Vereine manchmal so schön sein wie Europa für andere.

derwesten.de