MSV-Gegner FC St. Pauli im Check: Höllengeläut am Millerntor



Spiele am Millerntor sind zumeist äußerst unterhaltsam. Wenn die Hausherren ihre Piratenflaggen hissen und aus den Lautsprechern Höllengeläut erklingt, ist die Atmosphäre im regelmäßig vollen Station des FC St. Pauli atemberaubend. Das treibt Fußballer zu außergewöhnlichen Leistungen an. Nachdem die Zebras nunmehr knapp drei Jahre auf dieses Erlebnis verzichten mussten, sollen die mitreisenden MSV-Fans und alle Duisburger vor dem Fernseher das Match am Montag (20.15 Uhr) nicht nur genießen, sondern auch die ersten Auswärtspunkte der laufenden Saison feiern können.

Auf die Zebras wartet zweifelsohne mal wieder eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Der FC St. Pauli hat zwar im letzten Match vor der Länderspielpause beim 0:1 in Frankfurt seine erste Saisonpleite einstecken müssen, doch ansonsten können die Hamburger sehr selbstbewusst antreten. Steckte das Team in der vergangenen Spielzeit noch im Abstiegskampf und konnte die Rettung erst auf der Zielgeraden perfekt machen, läuft es jetzt wesentlich besser. Dem 0:0 zum Auftakt gegen Bielefeld folgten die drei Siege gegen Karlsruhe, Fürth und Leipzig.

Mit St. Pauli ist dieser Saison wieder zu rechnen. Vor dem sechsten Spieltag rangieren die Hamburger auf dem vierten Tabellenplatz mit Tuchfühlung zur Aufstiegszone. Coach Ewald Lienen hat eine Mannschaft geformt, die mit großem Teamgeist funktioniert. Mit der entsprechenden Mentalität soll der kurzfristige Verlust des Leistungsträgers Marcel Halstenberg kompensiert werden. Halstenberg wechselte Ende August zum Liga-Rivalen nach Leipzig. Dafür wurde unter anderem Jeremy Dudziak von Borussia Dortmund verpflichtet.

20 Pflichtspiele wurden bislang zwischen dem MSV und St. Pauli ausgetragen, die meisten Partien verliefen extrem spannend. Die Bilanz ist ausgeglichen. Je acht Spiele konnten beide Teams gewinnen. Ihren bislang letzten Sieg am Millerntor feierten die Zebras am 34. Spieltag der Bundesliga-Saison 96/97. Es war ein Triumph mit Nachhaltigkeitsfaktor. Denn durch den 2:0-Erfolg, den Marcus Marin und Thomas Puschmann mit ihren Toren gegen den bereits feststehenden Absteiger perfekt machten, wurde das Ticket für spannende Spiele im UI-Cup gelöst. Der MSV beendete die Saison als Tabellenneunter und spielte sich über die Stationen Heerenveen, Aalborg, Warschau, Minsk und Moskau bis ins UIC-Finale. Erst kurz vor dem Einzug in den UEFA-Cup wurde das Team von Trainer Friedhelm Funkel durch AJ Auxerre gestoppt.

Nur ein Match zwischen Duisburg und St. Pauli endete bislang torlos – und zwar das bislang letzte Aufeinandertreffen am 5. Mai 2013 in Duisburg. Ansonsten fielen immer Tore. Bereits der erste Vergleich war ein Schützenfest. Mit 4:3 siegte der MSV am 30. September 1977. Rudi Seliger mit einem Doppelpack, Herbert Büssers und Kees Bregman waren die MSV-Torschützen, für St. Pauli traf unter anderem der schon verstobene Horst Feilzer.

DER TRAINER Ewald Lienen hat sich als Spieler und Trainer in Duisburg überaus verdient gemacht und zählt mit Stolz bei den Zebras zum Team der Legenden. An Lienens Duisburger Zeit knüpften sich viele Engagements im In- und Ausland an. Seit Dezember 2014 betreut er erfolgreich den FC St. Pauli.

IM RAMPENLICHT Robin Himmelmann zählte schon als Nachwuchsspieler zu den besten deutschen Torhüter-Talenten. Vom Regionalligisten RW Essen wechselte er über die Zweitvertretung von Schalke 04 bereits vor drei Jahren nach St. Pauli, kam aber zunächst nur zu wenigen Einsätzen im Profiteam. Jetzt hat sich Himmelmann vorerst den Stammplatz erarbeitet und überzeugte zuletzt mit guten Leistungen.

DIE GESCHICHTE 1977 erstmals in die Bundesliga aufstiegen und seitdem auch mehrfach in der Drittklassigkeit versackt, ist der FC St. Pauli mittlerweile ein Fahrstuhlverein, der scheinbar jedem Sturm trotzt. Nach Rückschlägen wird wieder aufgestanden. St. Pauli besticht nicht nur im Fanbereich durch ein äußerst positives Image. Am Millerntor machen die Spiele auch nach der Stadion-Modernisierung großen Spaß. Wenn die Einlaufhymne „Hells Bells“ erklingt, herrscht Gänsehautstimmung.

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