MSV-Chefscout Mertens geht in Rente - Glücksgriff Ishiaku


Glücksgriff: Manasseh Ishiaku schlug beim MSV nach dem Bundesliga-Aufstieg ein. Später verkaufte der Klub den Nigerianer mit einem dicken Gewinn nach Köln.

Nach 26 Jahren als Chefscout hört Dieter Mertens beim MSV auf. Er entdeckte unter anderem Tom Starke, verkannte aber auch das Talent von Arjen Robben.

Einen Groundhopper-Atlas führt Dieter Mertens nicht. Dabei könnte der 65-Jährige in dem Nachschlagewerk für Fußball-Fans, die die Welt bereisen und Stadien „sammeln“, hunderte Kreuzchen machen. Als Chefscout des MSV Duisburg war Mertens seit 1989 auf dem gesamten Globus unterwegs. Nun geht der gelernte Schlosser in Rente – am Dienstag hat Mertens seinen letzten Arbeitstag.

Ein Fußballspiel schaut sich Dieter Mertens an seinem letzten Tag als Chefscout nicht mehr an. Gut möglich, dass er aber künftig noch für die Zebras auf fremden Tribünen sitzen wird. „Ich habe einen sehr guten Draht zu Manager Ivo Grlic. Er möchte mich gerne weiter einbinden“, sagt Mertens, der sich aber nun darauf freut, mehr Zeit für die Familie zu haben: „Ich habe mittlerweile zwei Enkelkinder. Ich freue mich darauf, mehr für meine Familie da zu sein.“

Mertens empfiehl dem MSV Steven Tweed und Lubomir Moravcik

Die Berufsvita von Mertens, der 1989 von Bayer Uerdingen zum MSV kam, ist eng mit vielen Personalien und Geschichten des MSV verbunden. Die Liste der Spieler, die Mertens gescoutet und dem Management anschließend empfohlen hat, lässt viele Fanherzen höher schlagen: Die Torhüter Georg Koch und Tom Starke. Der eisenharte Innenverteidiger Steven Tweed, der aus Schottland zum MSV kam. Der Däne Thomas Baelum. Mittelfeld-Genie Lubomir Moravcik, der allerdings mit Trainer Friedhelm Funkel nicht klarkam und nach seinem Weggang bei Celtic Glasgow Legenden-Status erreichte.

Ilia Gruev beobachtete er in Bulgarien. Mertens: „Beim MSV ist er nun Kult.“ Längst besteht zum aktuellen Co-Trainer des 1. FC Kaiserslautern eine enge Freundschaft. Olcay Sahan holte Mertens für die Amateur-Mannschaft der Zebras. Dieter Mertens erinnert sich: „Ihm hat kaum einer zugetraut, dass er es schafft. Nun ist er in der Türkei ein Star.“

Mertens hat in Duisburg viele Trainer kommen und gehen sehen. Auch hier bestehen immer noch innige Kontakte – etwa zu Friedhelm Funkel, Rudi Bommer, Ewald Lienen oder Kosta Runjaic.Trainertypen, die unaufgeregt und sachlich an ihre Arbeit herangehen.

Mertens lag bei Arjen Robben schwer daneben

Als größten Glücksgriff bei der Spielersuche bezeichnet Mertens den nigerianischen Stürmer Manasseh Ishiaku, den er 2007 in Brügge beobachtet und dem gerade in die Bundesliga aufgestiegenen MSV empfohlen hatte. Der MSV stieg ein Jahr später trotzdem ab, konnte den Afrikaner aber mit einem dicken Gewinn nach Köln verkaufen.

Ein Scout liegt aber auch nicht immer richtig. Mertens beobachtete einst in Heerenveen einen 16-Jährigen. „Er hat mich damals nicht überzeugt. Ich glaubte nicht, dass er es packt.“ Dieter Mertens schmunzelt heute darüber. Der Spieler, den er damals in Augenschein genommen hatte, war ein gewisser Arjen Robben.

derwesten.de