Bayerns Winter-Offensive


München - Beim FC Bayern ist wieder richtig was los. Die Mannschaft fliegt ins Trainingslager, der Trainer sorgt mit einem Scherz für Aufregung, ein neuer Brasilianer ist da und der Kapitän lässt seine Zukunft offen.


Es blieben einige Sitzplätze leer. Als der Airbus A330 des FC Bayern am Sonntag um 10.28 Uhr Richtung Doha abhob, fehlte nicht nur der große Hoffnungsträger für die Aufholjagd 2011. Arjen Robben hatte die Winterpause in Dubai verbracht und durfte direkt ins nächste Emirat jetten.

An Bord der Maschine fehlten auch zahlreiche weitere Spieler, Offizielle, Zugang Luiz Gustavo und sogar der Mediendirektor. Und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen: Verletzt abgemeldet: Danijel Pranjic (Erkältung), Toni Kroos, der eine weitere Woche Gips tragen muss, sowie Ivica Olic (Reha). Millionen-Zugang Gustavo war nicht dabei, da er am Sonntag den letzten Teil des Medizinchecks absolvierte – den Dr. Müller Wohlfahrt durchführte, der mit dem Brasilianer und Nerlinger am Montag nachreist.

Und auch Pressechef Markus Hörwick wurde vermisst, da kurz vor Abflug der Reisepass weg war. Ab Montagabend soll die bayerische Delegation aber dann komplett sein! Bereits am Samstag wurde der Transfer des Hoffenheimers perfekt gemacht. Der 23-Jährige kommt für 15 Millionen sofort aus Hoffenheim. „Der FC Bayern kauft nur gute Spieler. Ich denke, dass er ein guter Spieler ist“, sagt Louis van Gaal, „er ist multifunktional“. Der Trainer plant mit Gustavo zunächst als linken Außenverteidiger, „er hat bei Hoffenheim aber im Mittelfeld und auch in der Innenverteidigung gespielt.“



Van Gaal weiter: „Auf diesen Positionen hatten wir Probleme.“ Selbst hatte der Trainer noch keinen Kontakt zum aggressiven Ball­eroberer. „Ich habe noch nicht mit Gustavo gesprochen“, gibt van Gaal zu. Ein Zeichen, dass vor allem der Vorstand auf den Deal drängte. „Er kennt die Bundesliga, ist an Deutschland angepasst“, meint der Holländer, „aber er muss sich auch an den FC Bayern anpassen.“ Kurze Pause. „Und an Louis van Gaal gewöhnen.“

In der Rückrunde soll Gustavo, der gut deutsch spricht, die Wackel-Abwehr stärken – ab Sommer 2011 dann mit Schweinsteiger im Zentrum abräumen. Van Bommel bleibt bis Saisonende. Mit Gustavo gehen die Bayern in die Rückrunde – und mit einem zum Start bestens gelaunten van Gaal. „Na, sind sie schon wieder hungrig?“, begrüßte der Trainer die Journalisten – und sorgte für das Rätsel des Tages. Es gäbe noch „eine große Überraschung“, kündigte der Trainer an. Zu „99 Prozent“ käme noch diese Woche Verstärkung – und zwar für die Offensive. Ein Millionen-Mann? Ein neuer Star? Karl-Heinz Rummenigge („Unser wichtigster Zugang ist Arjen Robben“) dementierte noch während die Mannschaft in der Luft war einen Offensiv-Transfer.

Bis das Rätsel gelöst wurde: Van Gaal meinte Robben – und hatte seine Freude an ratlosen Experten. Ob auch die Bosse lachen? Auch ohne neuen Offensivstar baut Bayern um. Gustavo kommt für die Attacke 2011. Zwei gehen: Neben Demichelis wurde am Wochenende auch David Alaba verliehen, nach Hoffenheim. „Aber wir haben weiter die Rechte an ihm, er ist ein großes Talent“, sagt van Gaal. „Aber bei uns hatte er keine Spielzeit.“


Aufräumarbeiten für die Aufholjagd. Während die Spieler in Doha bei zwei Trainingseinheiten täglich und Temperaturen von rund 25 Grad schwitzen, wird im Hintergrund gepokert. Es geht heiß her: Fünf Verträge (Klose, Ottl, Altintop, Kraft, van Bommel) laufen aus. Viel zu tun für Nerlinger. Und einen würde die Bayern auch noch gerne abgeben: Edson Braafheid. Den hatten einige am Sonntag bei einem neuen Verein vermutet, weil er zunächst nicht am Flughafen auftauchte. Aber der Holländer ist weiter dabei – es gab nur technische Probleme. Van Gaal: „Ich denke, dass ihn sein I-Phone nicht geweckt hat.“


Quelle: TZ