FC Bayern München – Hertha BSC



Der FC Bayern gewinnt weiter seine Spiele und ist souveräner Tabellenführer in der Bundesliga. Am Mittwochabend hat der amtierende Meister das dritte Heimspiel in Folge. Nach Rostov und Ingolstadt wird diesmal Hertha BSC sein Glück in der Allianz Arena versuchen.


Die Berliner spielten eine hervorragende letzte Saison und kamen auch in diesem Sommer wieder gut in die Bundesliga. Mit Marc Schwitzky, Chefredakteur von Hertha BASE 1892, sprachen wir über den Erfolg in der Vergangenheit, die Aktualität und Zukunftspläne des Vereins.

Hallo Marc, stell dich unseren Lesern bitte kurz vor. Wie bist Du Hertha-Fan geworden und was verbindet dich mit der alten Dame?

Hallo Justin! Ich heiße Marc Schwitzky, bin 20 Jahre alt und lebe in Berlin. Ich studiere und betreibe nebenbei den Blog Hertha BASE 1892, auf dem ich mit meinen sechs Kompanen über das Geschehen bei der alten Dame berichte.
Ich bin wohl recht klassisch ein Herthaner geworden, denn es wurde mir von meinem Vater in die Wiege gelegt. Mit sechs Jahren ging es das erste Mal ins altehrwürdige Olympiastadion, in welchem wir an dem damaligen Spieltag 1860 München Richtung zweite Liga schossen, daran erinnere ich mich noch genau. Seitdem hat mich der Hertha-Virus voll gepackt. Große Spieler und Identifikationsfiguren wie Niko Kovac, Marcelinho, Arne Friedrich oder Josip Simunic waren natürlich auch ein Faktor.

Hertha hat eine erfolgreiche Saison hinter sich. Was waren deiner Meinung nach die wichtigsten Säulen für den Erfolg?

Zunächst sollte man das Trainerteam nennen: Pal Dardai und Rainer Widmayer leisten seit der Amtsübernahme von Jos Luhukay fantastische Arbeit. Sie brachten der Mannschaft wieder Fußball bei, so platt sich das anhören mag. Wir lernten mit Ballbesitz umzugehen, defensiv kompakt zu stehen und Konter effizient auszuspielen.

Auch Sportdirektor Michael Preetz verdient großes Lob! Er verpflichtete mit Darida, Weiser, Ibisevic und Stark eine absolute Achse des Erfolgs und hielt wichtige Spieler wie Skjelbred und Brooks.

Natürlich ist aber die Leistung der Mannschaft für den letztendlichen Erfolg entscheidend und diese spielte eine bärenstarke Saison. Man spürte Hunger und Spielfreude. Kalou und Ibisevic waren absolute Waffen im Sturm. Darida zog die Fäden im Mittelfeld und auch Skjelbred spielte eine unfassbare Saison, in der er zur Versicherung der Defensive wurde. Die gesamte Viererkette war unheimlich stabil und somit der Grundstein des Erfolgs. Zudem war der Torwartwechsel von Thomas Kraft auf Rune Jarstein ein echter Gewinn für die Mannschaft.

Die Berliner lebten sicherlich auch davon, dass sie etwas überperformt haben, also manchmal bessere Ergebnisse einfuhren als der Spielverlauf hergab. Würdest Du dem zustimmen und glaubst Du an eine Wiederholung des Erfolgs?

Der Saisonstart ist vielversprechend, aber natürlich noch kein Hinweis für die gesamte Spielzeit. An sich glaube ich, dass wir eine ähnliche Saison spielen können, denn das Team ist komplett zusammengeblieben, hat keinen einzigen Stammspieler verloren. Zudem werden die jungen Spieler wie Weiser, Brooks oder Stark immer erfahrener. Wir haben uns in der vergangenen Saison ein wunderbares Gerüst gebaut. Sind die 50 Punkte wieder möglich? Auf jeden Fall! Haben die Top-Teams der Liga wieder einen Kollektiveinbruch wie 2015/2016? Wohl sehr unwahrscheinlich. Wolfsburg, Schalke und co. werden nicht mehr so massiv wackeln, sodass Hertha dieses Jahr nicht so weit noch oben stoßen wird. Voraussichtlich.

Sinan Kurt kam als großes Talent zum FC Bayern und wurde dann nach Berlin verkauft. Wie schätzt Du seine Entwicklung ein und glaubst Du, dass er bei Hertha irgendwann seinen Durchbruch schaffen kann?

Kurt hat wirklich komplizierte Jahre hinter sich. Vom Jahrhunderttalent zum unbelehrbaren Schnösel in nur kurzer Zeit – In Berlin hat er die Ruhe, um sich nur auf den Fußball zu konzentrieren. Pal Dardai hat ein gutes Händchen für Talente und kann ihn sicherlich an den Männerfußball gewöhnen. Kurt hat die Vorbereitung voll ausgenutzt und sehr an seinem Körper gearbeitet. Leider schafft er momentan noch nicht den Sprung in den 18er Kader, er ist aber nah dran. Nach der Hinrunde wird man ihn weitaus besser einschätzen können. Bleibt er geduldig, wird ihm Dardai eine Chance geben, sich zu beweisen.

Kommen wir zum Spiel in München. In welcher taktischen Ausrichtung erwartest Du die alte Dame?

Dardai hat in jedem Spiel einen anderen Matchplan, daher bin ich sehr gespannt, wie er diese Aufgabe angehen wird.
Hertha könnte mit einer 5er-Kette antreten. Wir haben mit Brooks und Langkamp bereits eine sehr starke IV, in die wir Lustenberger als Libero bringen können (hat einmal gegen den BVB sehr gut geklappt), der überall hilft. Rechts Pekarik, links Plattenhardt. Davor dann Stark/Skjelbred/Darida, Haraguchi & Weiser als schnelle Außen und Knipser Ibisevic vorne drin.

Wäre eine mutigere Spielweise mit höherem Pressing keine Option?

Ich wäre nicht schockiert, sollten wir doch nur mit Viererkette spielen, also ein normales 4-2-3-1. Dardai lässt gegen spielerisch starke Gegner auch gerne agieren und nicht nur reagieren. Er will Fußball sehen und das auch gegen die Großen! Mal schauen!

Wie geht das Spiel am Mittwoch aus und welche Ziele verfolgt der Verein kurz-, mittel- und langfristig?

Sollten wir einen Punkt gegen euch holen, wäre ich unglaublich zufrieden. Viel mehr kann man gegen diese Mannschaft einfach nicht erwarten. Solange wir nicht abgeschossen werden, können wir nicht klagen.
Dardai und Preetz möchten Mannschaft und Verein Schritt für Schritt weiterentwickeln. Jedes Jahr wird eine neue Komponente dazugeschraubt, spielerisch wie personell. Langfristig soll man dem Kreis der besten 8 Bundesligavereine angehören, zumindest nie den Anschluss an diese verlieren und auch in der Beliebtheitsskala nach oben wandern. Hertha BSC muss und will mehr Präsenz in der Stadt und darüber hinaus erlangen. Der Verein arbeitet an einer klaren Philosophie und probiert in dieser Richtung sehr viel (“We try. We fail. We win.”).


Quelle: miasanrot.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)