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Mit seinen Leistungen in der vergangenen Spielzeit hat sich Sven Ulreich in die Herzen der Bayern-Fans gespielt und wurde dementsprechend zum Spieler der Saison gewählt. Nach seinem verdienten Urlaub steht der 29-Jährige nun seit etwas mehr als zwei Wochen wieder täglich auf dem Platz und arbeitet hart, um die Leistungen der vergangenen Saison zu wiederholen. Der Torhüter ist sich aber bewusst, dass er sich in der kommenden Spielzeit wieder hinter Manuel Neuer einreihen muss. Mit fcbayern.com sprach Ulreich über diese Situation, seinen Torwarttrainer und darüber, wen es in der Vorbereitung härter trifft: Feldspieler oder Torhüter.

Das Interview mit Sven Ulreich

Die ersten zwei Wochen Vorbereitung sind geschafft. Wie geht’s den Knochen?
Sven Ulreich: „Die zwei Tage Pause zu Wochenbeginn haben gutgetan, um sich zu erholen. Bisher war es sehr anstrengend, wir haben gut Gas gegeben. Aber so muss eine Vorbereitung sein.“

Denkt man während dieser Einheiten ab und zu an den Urlaub zurück und wünscht sich, da wäre ich gern wieder?
Ulreich: „Urlaub ist immer schön, wenn man Zeit hat für sich und für die Familie. In den letzten Tagen habe ich schon mal dran gedacht, wie schön es im Liegestuhl war. Aber ich habe mich schon auch riesig gefreut, als es wieder los ging. Es macht Spaß, wieder auf dem Trainingsplatz zu stehen. Das ist meine Leidenschaft! Deswegen fällt mir auch das Quälen leichter.“

Du wurdest nach deinen starken Leistungen mit fast einem Drittel der Stimmen von den Bayern-Fans zum Spieler der vergangenen Saison gewählt. Was hat dir das bedeutet?
Ulreich: „Das freut mich natürlich. Beim FC Bayern gibt es so viele Top-Spieler. Und wenn man dann von den Fans diese Auszeichnung bekommt, ehrt mich das natürlich. Das macht mich stolz.“

Du bist jetzt seit drei Jahren in München und hast dich in dieser Zeit stetig entwickelt. Einen Anteil daran hat sicher auch Toni Tapalovic. Wie ist die Arbeit mit ihm?
Ulreich: „Toni ist ein super Typ. Ich bin vom ersten Tag an super mit ihm klargekommen. Er hat mir viele Videos gezeigt und viel Zeit in mich investiert. Das hat sich gelohnt. Ich arbeite immer noch daran, mich zu verbessern und es gibt noch einige Stellschrauben, an denen wir drehen können. Er ist ein super Torwarttrainer und es macht viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Er bringt die richtige Mischung von Lockerheit und konzentriertem Arbeiten mit. Er hat definitiv großen Anteil an meiner Entwicklung.“

Was waren die Schwerpunkte im Training?
Ulreich: „Am Anfang ist er auch abseits des Trainings mit mir draußen geblieben, weil die Inhalte in der normalen Einheit nicht unterzubringen waren. Besonders am Thema Abdruck haben wir gearbeitet. Wir haben das auch auf Video aufgenommen. Es ist immer besser, sich selbst zu sehen, um alles zu verstehen. Das war sehr zeitintensiv.“

Du hast immer gesagt, dass du dich trotz der Leistungen der vergangenen Saison wieder hinter Manuel Neuer anstellst, sobald er zurück ist. Ist das wirklich so leicht?
Ulreich: „Ich kenne meine Rolle. Ich habe mich sehr gefreut, öfter zu spielen. Es war schön, diese Saison mit der Mannschaft zu spielen. Aber ich weiß, dass Manu der Welttorhüter ist. Man sieht jeden Tag, dass er ein großartiger Torhüter ist. Deswegen stelle ich mich natürlich hinten an, werde aber dennoch Gas geben. Die Hoffnung gibt es immer, dass ich das ein oder andere Spiel bekomme, um im Rhythmus zu bleiben.“

Was hat sich für dich unter dem neuen Trainer geändert? Der Tagesablauf ist ja definitiv etwas anders.
Ulreich: „Momentan trainieren wir zwei Mal am Tag. Es wird sich zeigen, wie es dann unter der Saison wird. Für einen Torhüter ändert sich weniger, im Vergleich zum Feldspieler. Es gibt ein paar neue taktische Ideen, aber für den Torhüter ist mehr der Torwarttrainer entscheidend. Auch wenn der Cheftrainer ebenfalls Vorstellungen hat, was er vom Torwart erwartet. Deswegen hat sich bisher - bis auf die Trainingszeiten und Intensität - wenig geändert.“

Letztens sagte einer deiner Kollegen auf dem Weg in die Kabine: „Im nächsten Leben werde ich Torhüter“. Wenn du siehst, was die Kollegen derzeit so machen müssen, denkst du dir: Zum Glück bin ich Keeper?
Ulreich: „Ich bin nicht so der Läufer, deswegen bin ich schon froh, wenn ich nicht so viel laufen muss. Aber ich denke, wenn sie einmal ein zweistündiges Torwarttraining machen würden, wären sie auch nicht mehr froh. Das geht schon auch auf die Knochen und die Muskulatur, wenn man 200 bis 300 Sprünge macht. Dann würden sie sicher auch lieber wieder den Torwart aus drei Metern abballern, ohne Rücksicht auf Verluste. (lacht)“

Man merkt an solchen Aussagen, dass die Stimmung gut ist, obwohl es so hart ist?
Ulreich: „Das gehört dazu. Fußballer meckern immer, dass es so anstrengend ist. Aber wir wissen, dass es dazu gehört, deswegen ist die Stimmung trotzdem gut - und kleine Sticheleien gehören dazu.“

Ihr wisst ja auch, warum ihr euch quält.
Ulreich: „Man macht es natürlich, um erfolgreich zu sein. Titel sind das Ziel und es geht jedes Jahr von Neuem los. Der Grundstein wird in der Vorbereitung gelegt. Wenn wir fit sind und unser gewohnt sicheres Spiel abliefern, wird es schwer für die anderen Mannschaften.“

Am Wochenende steht schon das erste Vorbereitungsspiel an und mit Paris Saint-Germain geht es gegen einen Top-Gegner. Was erwartest du von dem Spiel?
Ulreich: „Das erste Spiel ist dafür da, dass die Automatismen wieder greifen. Es ist ein guter Test und man kann neue Dinge anwenden, auch wenn die Beine vielleicht schwer sind. Aber so wird es Paris auch gehen. Wir haben interessante Tests in den nächsten Wochen.“

Die nächsten Spiele sind in den USA gegen Juventus und Manchester City.
Ulreich: „Darauf freue ich mich schon. Es ist toll, wenn man sich mit solchen Mannschaften messen kann.“

Was erwartest du generell von der Audi Summer Tour? Vor zwei Jahren warst du ja auch dabei.
Ulreich: „Die USA sind immer eine Reise wert. Ich freue mich auf gute Spiele und gute Trainingseinheiten. Wir werden wieder viele neue Eindrücke von diesem Land bekommen. Ich liebe Amerika, das Große und Weite, die Menschen. Deswegen freue ich mich auf die Reise.“


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