Guardiola vor ManCity-Spiel: "Weil wir Bayern München sind"



Für den FC Bayern geht es im Champions-League-Spiel gegen Manchester City um nichts mehr. Trotzdem warnt Trainer Guardiola vor einem Spannungsabfall und motiviert seine Spieler mit der Aussicht auf taktische Freuden.

Manch einer behauptet, Josep Guardiola habe seine Zuhörer an der Nase herumgeführt, als er als Trainer des FC Bayern vorgestellt wurde. Damals erstaunte der Katalane die Fußballwelt, weil er seine Antrittsrede auf Deutsch hielt. Doch: Er hatte, so heißt es, seine Sätze einfach auswendig gelernt. Mittlerweile beherrscht Guardiola die Sprache so gut, dass er locker zwischen Deutsch, Spanisch, Englisch oder Italienisch hin- und herspringen kann.

Vor dem Champions-League-Spiel bei Manchester City (20.45 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE; TV: Sky) hatte er sich die Worte dennoch sorgfältig zurechtgelegt: Er und seine Spieler hätten sich auf das sportlich unbedeutende Match akribisch vorbereitet, "weil wir Bayern München sind, und Champions League ist Champions League", sagte Guardiola. Von Bayern München werde erwartet, professionellen, erstklassigen Fußball zu spielen.

Der Trainer machte damit deutlich, worum es für sein Team an diesem Abend in Manchester geht: ums Prestige. Der FC Bayern ist längst als Gruppenerster für die K.-o.-Runde qualifiziert, er könnte diese Partie gelassen und ohne große Bedenken angehen. Doch genau das will Guardiola verhindern, denn zu gut erinnert er sich noch an die vergangene Saison, als er nach dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft im März erklärte, die Bundesliga sei vorbei. Seine Spieler verloren erst ihre Motivation - und dann das Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid.

"Um Fußball zu spielen, brauchen wir Spannung, wir müssen kämpfen können, wir müssen ein bisschen Angst haben", sagte Guardiola, "deshalb ist ManCity ein guter Gegner morgen, für sie geht es um viel." Für die Elf von Trainer Manuel Pellegrini steht nicht weniger als das Weiterkommen auf dem Spiel, sie braucht dringend einen Sieg. Guardiola kommt das gerade recht: "Man muss immer etwas finden, das einen motiviert. Und über die Punkte geht es nicht mehr."

Es ist daher auch in seinem Sinne, dass ManCity sich endlich aus seiner Champions-League-Starre löst und vor eigenem Publikum als würdiger und aggressiver Gegner für die Münchner erweist. Guardiola hofft auf einen starken Sparringspartner, auf einen Schlagabtausch, der sein Team voranbringt. "Wir wollen unsere Spielweise weiterentwickeln. Dieses Spiel ist eine gute Gelegenheit dazu. Unser Plan ist es, ManCity mit unserer Taktik zu besiegen, mit unseren Bewegungen. Das soll uns anspornen", sagte Guardiola. Für ihn und sein Team ist die Begegnung ein Trainingsspiel auf Champions-League-Niveau. Nicht gegen irgendwen, sondern gegen den englischen Meister.

Allein das sagt viel über die derzeitige Verfassung des FC Bayern aus. Zwar ist Guardiolas Kader durch etliche Verletzungen stark ausgedünnt, doch er hat nun die Freiheit, mit den Spielern zu experimentieren, die ihm zur Verfügung stehen. Es wäre falsch zu sagen, dass der Trainer sich über die aktuelle Situation freut, doch eine Chance ist sie für ihn und seine nominellen Ersatzspieler allemal.

Die Spieler können sich besser anpassen

So kann er in Ruhe testen, ob der Mittelfeldstratege Xabi Alonso mit dem gerade genesenen Bastian Schweinsteiger harmoniert, er kann jungen Spielern wie Pierre-Emile Højbjerg zu internationaler Erfahrung verhelfen oder verschiedene Ideen ausprobieren. Das hatte Guardiola schon im Bundesligaspiel gegen Hoffenheim am Wochenende gemacht, als er das System nach zehn Minuten kurzerhand änderte.

Seine Mannschaft wird so noch flexibler: "Unsere Stärke ist es mittlerweile, dass wir uns anpassen können, dass wir wissen, wo die Räume sind. Da kommt es eben vor, dass wir uns umstellen, wenn der Gegner sich umstellt", sagte etwa Mario Götze. Vor rund einem Jahr klang das noch ganz anders, damals schienen die Münchner Spieler überfordert von den ständigen Änderungen und Anpassungen ihres neuen Trainers. Heute können sie vor knapp 50.000 Zuschauern in Manchester spielen, als befänden sie sich zu Hause, an der Säbener Straße. Wo da noch Luft für Entwicklung sein soll, weiß vermutlich nur Guardiola.

Quelle: spiegel.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)