Wer gewinnt die Champions League?
Hitzfeld exklusiv: "Bayern gehört zum Favoritenkreis"


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Zählt zu den erfolgreichsten Trainern Europas: Ottmar Hitzfeld (oben), der mit dem FC Bayern 2001 in der Champions League triumphiert hat. Eine Wiederholung traut er dem Team heuer zu. Foto: GES/Augenklick

Ottmar Hitzfeld im Gespräch mit der Abendzeitung: Die Trainer-Ikone sieht die Münchner gegen Chelsea klar in der Favoritenrolle – und traut dem FC Bayern auch den Champions-League-Sieg zu.

München - Ottmar Hitzfeld zählt zweifellos zur höchsten Kategorie, zur Liga der außergewöhnlichen Gentlemen im europäischen Spitzenfußball. Als einem von nur fünf Trainern überhaupt gelang es Hitzfeld, die Champions League mit zwei verschiedenen Vereinen zu gewinnen – 1997 mit Borussia Dortmund und 2001 mit dem FC Bayern. Die weiteren Doppelpacker: Ernst Happel (1970 mit Feyenoord Rotterdam, 1983 mit dem Hamburger SV), José Mourinho (2004 mit dem FC Porto und 2010 mit Inter Mailand), Jupp Heynckes (1998 mit Real Madrid, 2013 mit dem FC Bayern) sowie Carlo Ancelotti, der den Henkelpott sogar dreimal in die Luft heben durfte (2003 und 2007 mit dem AC Mailand, 2014 mit Real Madrid).

Favorit auf den Champions-League-Titel: FC Liverpool
Hitzfeld kennt sich also bestens aus in der Königsklasse, der heute 71-Jährige saß bei insgesamt 95 Champions-League-Spielen auf der Trainerbank (48 Siege). Im Gespräch mit der AZ erklärt die Trainerlegende, dass der FC Bayern im Achtelfinale gegen den FC Chelsea die Favoritenrolle einnimmt. Die Blues seien zwar "eine gute Mannschaft, aber nicht vergleichbar mit der des FC Liverpool", sagt Hitzfeld. "Gegen Liverpool würde ich sagen, es ist ein 50:50-Duell, vielleicht mit leichten Vorteilen für die Engländer. Aber gegen Chelsea sind die Fakten klar."

Insgesamt sei der Wettbewerb in dieser Saison sehr ausgeglichen, nur eine Mannschaft rage heraus. "Liverpool ist aufgrund der imposanten Serie in der Meisterschaft Favorit auf den Champions-League-Titel. Diese Bilanz ist wirklich unfassbar. Die ziehen das durch", sagt Hitzfeld über das Team von Trainer Jürgen Klopp. Bayern gehöre "mit zum Favoritenkreis. Das Ziel ist immer, möglichst viele Titel zu holen. Real Madrid und der FC Barcelona sind nicht unschlagbar in dieser Saison, Juventus auch nicht. Es ist eine gute Gelegenheit für Bayern."

FC Bayern: Chance auf den Champions-League-Titel
In der Tat. Real und Barça, die spanischen Giganten, zeigen nicht die Konstanz vergangener Tage. Die Katalanen um Lionel Messi verloren in der heimischen Liga schon vier Spiele, Real hat von 25 Partien zehn nicht gewonnen. Auch andere Favoriten wie Manchester City, Paris Saint-Germain oder eben Cristiano Ronaldos Juve wirken angreifbar, schlagbar. Und selbst Liverpool muss nach dem 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid ja erstmal dafür sorgen, dass überhaupt die Qualifikation fürs Viertelfinale gelingt. Es könnte weit gehen für Bayern in dieser Saison.

Großen Anteil am Aufschwung der Münchner in den vergangenen Monaten hat aus Hitzfelds Sicht der Trainer: Hansi Flick. "Er hat es geschafft, dass Bayern als Team auftritt, dass der Zusammenhalt da ist. Auch spielerisch hat Bayern unter Hansi Flick bislang überzeugt." Wie Flick das nach der Trennung von Vorgänger Niko Kovac gemacht hat? "Hansi ist ein Teamleader", sagt Hitzfeld: "Er hat selbst bei Bayern gespielt und weiß, wie wichtig Mentalität innerhalb der Mannschaft ist. Diesen Spirit spürt man auf dem Platz. Das ist mit die wichtigste Voraussetzung."

"Hansi Flick macht bislang einen sehr guten Job"
Hitzfeld weiß, wovon er spricht. Seine Bayern von 2001 waren ein verschworener Haufen. Die Niederlage im Finale 1999 gegen Manchester United hatte das Team noch enger zusammengebracht, Oliver Kahn und Stefan Effenberg führten die Mannschaft zwei Jahre später erneut ins Endspiel. Gegen Valencia gelang dann endlich der große Coup – auch wenn bis zum Elfmeterschießen gezittert werden musste. Der Triumph 2013 unter Heynckes war ebenfalls ein Comeback-Erfolg nach der dramatischen Pleite ein Jahr zuvor gegen Chelsea im eigenen Stadion.

"Bayern hatte immer gute Spieler, aber letztlich ist die Teamführung entscheidend. Und dass Leistungsträger da sind, die die Mannschaft mitführen", erklärt Hitzfeld: "Hansi kitzelt das aus seinen Spielern heraus. Bislang macht er einen sehr guten Job. Jetzt liegt es an ihm und der Mannschaft. Das Abschneiden in der Champions League ist für einen Bayern-Trainer immer ein wichtiger Faktor." Flick kämpft um seine Zukunft. Und die Gelegenheit, etwas Großes zu schaffen, ist gar nicht mal so schlecht.

Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.d...992023d-6927-450e-a051-61e7d85fd088.html


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)