Zirkzee rettet die Profis
Endlich glänzen Youngster: Beim FC Bayern rührt sich was


[Linked Image]
Erst schnappt Zirkzee (l.) Gnabry den Ball weg, trifft zum 1:0 – dann feiern sie gemeinsam mit Gnabrys Umrühr-Torjubel. Foto: imago/Sven Simon

Youngster Joshua Zirkzee trifft erneut mit dem ersten Ballkontakt – und imitiert den Torjubel von Teamkollege Serge Gnabry. Er steht für ein Umdenken beim FC Bayern.

München - Dass bei Bayern nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, konnte man am Samstagnachmittag sehen.

Da war dieser unbekümmerte, ja zuweilen rotzfreche, Joshua Zirkzee zunächst dem einschussbereiten Serge Gnabry zuvorgekommen, hatte die Kugel mir nichts, dir nichts ins Wolfsburger Gehäuse geschoben. Was den übrigen Bayern-Stars zuvor 85 Minute lang nicht gelungen war, erledigte der zwei Minuten zuvor eingewechselte ganz easy.

Zirkzee und Gnabry jubeln gemeinsam
Der Pass von Thomas Müller war eigentlich an Gnabry adressiert. Und dann imitierte der 18-Jährige im Übermut der Gefühle auch noch das Markenzeichen von Gnabry. Nein, nicht die Frisur, den Torjubel. Spitzbübisch schaute Zirkzee drein, als er mit einem imaginären Kochlöffel zu rühren begann. Gnabry ließ sich nicht zweimal bitten. Gemeinsam feiern ist doch das Salz in der Suppe. Rührend.

Den Jubel entlieh sich Gnabry von Basketball-Superstar James Harden (Houston Rockets). "Wenn Harden übertrieben viele Punkte macht, ist er der Chefkoch", erklärte der 24-Jährige. Zirkzee wurde in der letzten Woche zum Azubi, der den Bayern vier Punkte servierte. Bei seinem Bundesliga-Debüt am Mittwoch in Freiburg erzielte der Stürmer aus der vereinseigenen Akademie mit dem ersten Ballkontakt das 2:1 – nach nur 104 Sekunden.

Gnabry sorgte für das 3:1, das Dessert. Am Samstag brachte Trainer Hansi Flick, der mit dem goldenen Einwechselhändchen, Zirkzee beim Stand von 0:0. "Ich habe Joshua gesagt, dass er wieder dahin gehen soll, wo es gefährlich wird. Dort liegt seine Stärke", meinte Flick. Diesmal brauchte der 1,93m-große Holländer mit der Wuschelmähne etwas länger, 150 Sekunden. Wieder war es der erste Ballkontakt. "Das kann er gerne immer so machen, wenn wir ihn einwechseln", meinte Flick lachend. "Er hat diese Coolness, aber wir wollen die jungen Spieler alle behutsam weiterentwickeln."

Gnabry: "Zirkzee hat einen guten Riecher"
Schön am Boden bleiben. Gerade weil "Joshua gerade fliegt", wie Gnabry, der erneut mit dem Tor zum 2:0 einen draufsetzte, erklärte, bemühen sich die Bosse um Bodenhaftung beim Shootingstar. Interviews soll er vorerst keine geben und nun ist ja Winterpause. Zeit zum Verarbeiten seiner acht Bundesliga-Minuten mit acht Ballaktionen. Die Bilanz unterm Strich: Zwei Spiele, zwei Einwechslungen, zwei Torschüsse, zwei Tore.

"Er ist ein guter Typ und ein guter Fußballer", sagte Gnabry, "Joshua hat einen guten Riecher, hat ihn wieder eiskalt reingemacht." Vor wenigen Tagen war Zirkzee nur Experten bekannt. Erst seit Flick das Amt des Cheftrainers von Niko Kovac übernommen hat, trainiert der Teenager regelmäßig bei den Profis. Für die zweite Mannschaft hatte der U19-Nationalspieler Hollands in der 3. Liga in 13 Spielen kein einziges Mal (!) getroffen, dafür vier Mal in drei Einsätzen in der Youth League.

2017 hatte Bayern Zirkzee aus der Jugend von Feyenoord Rotterdam nach München geholt und vor der Saison ein Angebot von Ajax Amsterdam abgelehnt. Mitte September verlängerte der Verein seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2023 – sehr weise, wie man jetzt weiß.

Auch im Trainingslager in Doha (ab 4. Januar) wird Zirkzee dabei sein, schon ein wenig integriert. "Wir sind eine Mannschaft. Jeder wird positiv aufgenommen", betonte Gnabry, "wir nehmen jeden von den jungen Spielern an die Hand." Dass Flick auf eigene Talente setzt, zeigte sich auch mit den Profi-Debüts von Sarpreet Singh (20) und Leon Dajaku (18) bei ihren Kurz-Einsätzen gegen Bremen beziehungsweise Wolfsburg. Es rührt sich was.

Quelle: https://www.abendzeitung-muenchen.d...0206eeb-8f63-4c33-a2ac-b127b9b2d1fc.html


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)