Meine Meinung zu Uli Hoeneß, zum FC Bayern und zum Fußballgeschäft im Allgemeinen

„Ihr Auftritt war peinlich! Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!“

Als ich noch ein Kind war, war der FC Bayern nahbarer als viele andere Vereine. Selbst viele Jahre später kamen ständig Spieler zu unserem Fanclub und feierten mit uns. Das erste Mal traf ich Uli Hoeneß zu Zeiten, als es noch kein Social Media gab. Ich ging in einen Fan-Shop und dort stand ich zusammen mit meinem Vater im Laden beim Uli. Sonst war niemand da. Der damalige Manager des FC Bayern war zu der Zeit schon eine große Nummer. Trotzdem fuhr er an einem Spieltag des FC Bayern in den Fanshop, und vertrat uneigennützig die krank gewordene Verkäuferin. Niemand wusste davon, es war kein PR-Gag, sondern gelebter Respekt gegenüber dem FC Bayern, seinen Fans und der Mitarbeiterin. Das beeindruckte mich, genauso wie das Gespräch mit ihm. Dieser Mann hatte das Herz am richtigen Fleck.

Damals war der Fußballsport noch ein anderer, waren die handelnden Personen noch andere und auch Uli Hoeneß war anscheinend ein anderer.

Ich weiß nicht, wo und wann der Fußball falsch abbog, aber es scheint so zu sein, als verderbe Geld tatsächlich den Charakter. Das ist kein Phänomen FC Bayern, kein Phänomen Uli Hoeneß. Kein einziger Fan eines Bundesligavereins sollte mit dem Finger darauf zeigen. Ich glaube, dass sich unsere Gesellschaft radikal zum negativen verändert hat, ob der Fußball dabei eine Rolle spielt oder der Sport einfach nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass es nur Letzteres ist, befürchte aber, dass beide Aussagen zutreffen.

Die Liste der Unsportlichkeiten zum Wohle der Klubs auf den Fußballplätzen dieser Welt ist lang. Die Liste fragwürdiger Sponsoren ist noch viel länger. Von der FIFA und UEFA, dem DFB und anderen korrupten Verbänden brauche ich wohl nicht zu reden.

Und jetzt komme ich zur Aussage: „Ihr Auftritt war peinlich! Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!“. Nein, der FC Bayern ist nicht Amnesty International. Das muss der Verein auch nicht sein. Ebenso wenig wie andere Vereine. Aber der FC Bayern hat sich über Jahrzehnte für Soziales eingesetzt, auch und vor allem Uli Hoeneß. Ob es nur Show war? Weiß ich nicht, glaube ich aber nicht. Auch andere Vereine nahmen diverse Verpflichtungen wahr. Allerdings regiert nur noch das Geld, Steuergelder wurde wegen Corona zu Millionen in die Taschen gesteckt. Millionen, die aber nicht bei den Mitarbeitern ankamen, sondern hauptsächlich in den Taschen anderer Vereine, Spieler und deren Berater.

Bezeichnend auch dafür die Hilfen der Vereine für das Ahrtal. Der FC Bayern wurde am Nasenring durch die Arena geführt. Ein Verein, der Hunderte von Millionen für Spieler investiert, ein ganzes Jahrzehnt Dauermeister wurde. Ein solcher Verein hätte von Anfang an wesentlich großzügiger sein können, nicht erst, als sie von Horst Eschler herausgefordert wurden. Und bevor jetzt andere Applaus klatschen: was haben die anderen Klubs hier geleistet? Genau, nichts. Dortmund veranstaltete ein lächerliches Benefizspiel. Nicht, dass die Vereine verpflichtet wären zu handeln, aber berufen sich nicht immer alle auf ihren sozialen Wert? War das nicht die Argumentation von Schalke und Werder, als sie Steuergelder annahmen?

Weder Bayern noch andere Vereine sind Amnesty International. Aber wenn ein Verein dann noch Geld aus Katar annimmt, dann sollten sich viele fragen, ob sie diesen Vereinen und dem Profifußball noch die Stange halten wollen, ob sie all das mittragen und mitfinanzieren möchten. Und ein Uli Hoeneß sollte sich fragen, was für ein Mensch er geworden ist und für welche Werte er steht. Ich bin extrem enttäuscht, was aus meinem alten Vorbild geworden ist. Vorbildhaft ist dieses Verhalten jedenfalls nicht.

Als letzte Konsequenz überlege ich mir ernsthaft, beim FC Bayern als Mitglied auszutreten, dem Verein und diesem Sport ganz den Rücken zu kehren.




Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)