Mitchell Weiser im Interview - 26.01.2015 10:00
'...dann habe ich den Schalter umgelegt'



Vor rund zweieinhalb Jahren wechselte Mitchell Weiser als eines der größten deutschen Fußballtalente zum FC Bayern. Als 17-Jähriger. Es reichte bislang nur zu einigen Kurzeinsätzen, meist kam Weiser in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Seit Sommer aber hat sich einiges verändert. Pep Guardiola und der FC Bayern lernen einen anderen Mitchell Weiser kennen. „Wir erkennen eine Wandlung bei ihm. Er trainiert extrem gut und arbeitet hart an sich“, sagte Matthias Sammer jüngst im Trainingslager in Katar, wo Weiser in einem Testspiel mit zwei Toren auf sich aufmerksam machte. Lobende Worte, die dem 20-Jährigen „gut getan“ haben, wie er im Interview mit fcbayern.de verrät.

Das Interview mit Mitchell Weiser

fcbayern.de: Mitchell, es gab reichlich Lob für dich in den vergangenen Wochen...
Weiser: „Ganz ehrlich? Das hat echt gut getan und spornt mich weiter an. Aber nur, weil ich jetzt ein bisschen gelobt werde, denke ich nicht, dass ich schon irgendetwas erreicht habe. Nein, ich will einfach genauso hart und konzentriert weiterarbeiten wie im letzten halben Jahr.“

fcbayern.de: Du sagst 'im letzten halben Jahr' - was war in der Zeit davor?
Weiser: „Naja, ich habe mir im Sommer viele Gedanken gemacht. Zeige ich wirklich 100 Prozent im Training? Kennt unser Trainer den wahren Mitchell Weiser? Es war einfach nicht genug! Dann habe ich den Schalter umgelegt. Auch weil mein Vater mir gesagt hat: 'Mitch, ich werfe mir noch heute vor, dass ich früher als Profi nicht alles in die Waagschale geworfen habe.' Das hat mich beeindruckt.“

fcbayern.de: Dann aber kam diese schwere Sprunggelenksverletzung.
Weiser: „Ich hatte im Urlaub richtig hart gearbeitet, um beim Trainingsstart topfit zu sein - und dann verletze ich mich bei einem Freizeitkick zwei Tage vor dem Auftakt. Es waren schwere Wochen für mich. Aber ich bin zum Glück kein Grübler, ich habe immer nach vorne geblickt. Und es hat sich ausgezahlt.“

fcbayern.de: Was hast du konkret verändert?
Weiser: „Ich trainiere mehr, gehe vor jeder Einheit und auch manchmal danach in den Kraftraum. Und meine Einstellung zum Training ist eine andere. Schon beim Aufwärmen bin ich voll bei der Sache. Ich habe verstanden, wir das Geschäft funktioniert. Mit 90 Prozent kommt man nicht weiter.“

fcbayern.de: Wie ist dein Verhältnis zu Pep Guardiola?
Weiser: „Gut. Er spricht mittlerweile viel mit mir. Das tut gut. Ich merke, dass er mich wahrnimmt.“

fcbayern.de: Erinnerst du dich noch an deinen ersten Tag beim FC Bayern?
Weiser: „Natürlich. Den werde ich nie vergessen. Auf einmal stehen dir diese Spieler, die du bewunderst und nur aus dem Fernsehen kennst, gegenüber und schütteln dir die Hand. Es fühlt sich alles total irreal an im ersten Moment.“

fcbayern.de: Dann kannst du ja gut nachempfinden, wie es Gianluca Gaudino und Sinan Kurt in dieser Saison so ergeht.
Weiser: „Ja, wir reden auch viel miteinander und unterstützen uns gegenseitig. Sinan ist ein sehr aufgeschlossener Junge, der viel lacht und einen tollen linken Fuß hat. Gianluca ist für sein Alter schon sehr, sehr weit. Seine Ruhe am Ball und seine Technik sind erstaunlich. Wir sind oft zusammen im Kraftraum und danteln ein bisschen zusammen. Er versucht, mir Tricks zu zeigen - aber er stellt mich da ziemlich in den Schatten.“ (lacht)

fcbayern.de: Würdest du den Schritt, mit 17 zu Bayern zu wechseln, nochmal wagen?
Weiser: „Ja! Ich war mir bewusst, dass ich nicht sofort Stammspieler bin. Ich möchte von den Weltklasse-Spielern lernen. Das kann mir keiner mehr nehmen, diese Erfahrungen sind sehr, sehr wertvoll für meine Zukunft.“

Das Interview führte: Nikolai Kube





Quelle: fcbayern.de


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)