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Seit vier Wochen ist Miroslav Klose zurück beim FC Bayern! Der Weltmeister von 2014 trainiert in der neuen Saison die U17 des Rekordmeisters. Für den DFB-Rekordtorjäger ist es die erste Station als Chefcoach. In der vergangenen Woche absolvierte der 40-Jährige mit seiner Mannschaft ein Trainingslager im österreichischen Windischgarsten. Mit fcbayern.com sprach Klose über seine Rückkehr zum FCB, eine „professionelle Einstellung“ auf und neben dem Platz sowie die Erwartungen an seine neue Aufgabe.
Das Interview mit Miroslav Klose

fcbayern.com: Herr Klose, Spieler sagen oft, dass Trainingslager nicht unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählen. Wie beurteilen Sie ihr erstes als Cheftrainer?
Klose: „Es war ein guter Einstand. Wir haben enorm viel und hart gearbeitet. Zwischendurch war natürlich auch etwas Regeneration angesagt. Insgesamt hatten wir aber ein sehr intensives Pensum. Die Jungs haben super mitgezogen. Jetzt sind die Beine selbstverständlich schwer.“

fcbayern.com: Die Spieler haben jetzt ein paar freie Tage. Haben sie es sich verdient?
Klose: „Absolut! Natürlich geht es dabei darum, dass die Spieler nach den intensiven letzten Wochen regenerieren und mit vollem Elan die finale Phase der Vorbereitung angehen. Aber wir haben es insbesondere auch aus dem Grund gemacht, dass die Ferien jetzt losgehen und die Jungs ansonsten kaum dazu kommen, Zeit mit ihren Eltern und Geschwistern zu verbringen.“

fcbayern.com: Woran haben Sie mit dem Team im Trainingslager gearbeitet?
Klose: „Wir haben weiterhin unseren Spielaufbau und die Arbeit gegen den Ball thematisiert. Da sind wir aber noch nicht fertig. Wir werden die restlichen zwei Wochen der Vorbereitung nutzen, um uns noch weiter zu verbessern.“

fcbayern.com: Seit gut vier Wochen trainieren Sie die U17 des FC Bayern. Wie ist ihr Eindruck von der Mannschaft?
Klose: „Wir sind ein großes Stück vorangekommen. Ich habe häufig mit den Jungs gesprochen, wie ich mir ihr Verhalten auf dem Platz vorstelle. Am Anfang haben sie sich ein wenig schwer getan, weil altersbedingt einige neue und für sie ungewohnte Komponenten dazu gekommen sind. Mittlerweile kommen sie damit aber gut zurecht und wissen, was wir als Trainer verlangen. Die Fortschritte in der täglichen Arbeit sind klar zu erkennen. Daran gilt es, weiter zu arbeiten.“

fcbayern.com: Im Kader stehen sehr viele Jungjahrgänge. Wie schätzen Sie diesen Faktor ein?
Klose: „Das war eine bewusste Entscheidung. Wenn ein Spieler so talentiert ist, dass er droht, in seiner Altersklasse unterfordert zu sein, müssen wir ihn hochziehen, damit er sich weiter steigert und nicht stagniert. Natürlich gehört es dazu, dass die Jungs auch mal eine schlechte Phase haben. Dabei spielen enorm viele Faktoren eine Rolle, besonders der eng getacktete Tagesablauf. Aber sie müssen lernen, dass sie zu 100 Prozent da sind, wenn es drauf ankommt - sowohl vom Kopf als auch vom Körperlichen.“

fcbayern.com: Für Sie ist es die erste Station als Cheftrainer. Was hat Sie dazu bewegt, das Angebot als U17-Trainer beim FC Bayern anzunehmen?
Klose: „Ich wollte zwei Jahre beim DFB meine Erfahrungen sammeln und alles mitnehmen, was geht. Es war eine sehr lehreiche Zeit mit vielen neuen und interessanten Aspekten. Jetzt war aber der Zeitpunkt, an dem klar war, dass ich selbst die Entscheidungen treffen will. Du musst Dinge ausprobieren und auch Fehler machen, nur dann kannst du dich als Trainer weiterentwickeln. Ich habe in der ersten Zeit sicherlich schon den einen oder anderen Fehler gemacht und es werden auch noch weitere folgen. Genauso gab es aber auch viele Dinge, die so eingeschlagen sind, wie ich es mir erhofft hatte. Die Aufgabe ist mit viel Arbeit verbunden, aber sie bereitet mir einfach enorm viel Freude.“

fcbayern.com: Sie sind mit ihrer Familie in München heimisch geworden. Was bedeutet es Ihnen, nach ihrer aktiven Station nun auch als Trainer beim FC Bayern zu arbeiten?
Klose: „Das ist natürlich etwas Besonderes. Als das Angebot kam, habe ich nicht lange gezögert. Nach meiner letzten aktiven Station als Profi in Rom sind wir mit der Familie zurück nach München gezogen. Jetzt direkt vor der Haustür arbeiten zu können und das dann auch beim FC Bayern, ist natürlich umso schöner. Mit den Jungs macht es einfach auch sehr viel Spaß.“

fcbayern.com: Von welchem Trainer ihrer aktiven Karriere konnten Sie sich besonders viel abschauen?
Klose: „Ich konnte von vielen, sehr unterschiedlichen Trainern verschiedene Dinge für meinen eigenen Weg mitnehmen. Was das Taktische und auch das Menschliche angeht, waren sehr viele positive Dinge dabei. Gleichzeitig gab es aber natürlich auch einige negative Aspekte. Beispielsweise wie es ist, wenn man als Spieler keine Bindung zu einem Trainer herstellen kann. Insgesamt habe ich in meiner aktiven Karriere viele Facetten mitbekommen. Wenn man fußballerisch so tickt wie ich, will man möglichst alles umsetzen, was der Trainer von einem verlangt. Dabei verlässt man teilweise seine Komfortzone. Einerseits ist das gut, weil man neue Impulse bekommt. Andererseits kommen aber die eigenen Stärken dann nicht immer so sehr zum Tragen. Die richtige Mischung zu finden, ist das Entscheidende.“

fcbayern.com: Weltmeister, DFB-Rekordtorschütze, Deutscher Meister und vieles mehr – verspüren Sie bei ihren Spielern eine besondere Aufmerksamkeit ihnen gegenüber? Und inwiefern kann Ihnen ihre äußerst erfolgreiche sportliche Karriere bei der neuen Aufgabe helfen?
Klose: „Ich versuche, ganz natürlich zu sein, so wie ich bin und sehe mich nicht als etwas Besonderes. Es geht darum, dass ich eine Bindung zu den Spielern herstelle. Dabei ist egal, was in meiner aktiven Karriere war. Jetzt will ich mich als Trainer beweisen und die Jungs in ihrer Entwicklung unterstützen.“

fcbayern.com: Was wollen Sie den Spielern auf ihrem Entwicklungsweg mitgeben?
Klose: „Profifußballer zu werden, ist das Schönste, was es gibt auf der Welt! Dafür müssen die Jungs alles tun. Auf und vor allem neben dem Platz ist eine professionelle Einstellung das Wichtigste. Das versuchen wir, den Jungs beizubringen und vorzuleben. Die Jungs müssen auf viele Dinge verzichten – ihre Freunde gehen feiern usw. Aber wenn man ein Ziel vor Augen hat, muss man dementsprechend danach leben.“

fcbayern.com: In zwei Wochen beginnt die Saison in der B-Junioren Bundesliga. Wie groß ist die Vorfreude auf den Start?
Klose: „Groß! Es geht jetzt in die Schlussphase der Vorbereitung. Dabei gilt es, uns auch auf die Gegner vorzubereiten, um das Niveau einschätzen zu können. In der vergangenen Saison habe ich einige U17-Bundesligaspiele gesehen. Da war das Niveau sehr sehr hoch. Für den Großteil der Jungs ist die Bundesliga eine neue Aufgabe. Auch in unserem Campus-Stadion zu spielen, ist für viele der Spieler neu. Wir freuen uns darauf und wollen es zu unserer Heimfestung machen.“

fcbayern.com: Mit welcher Zielsetzung gehen Sie die Saison mit der U17 an?
Klose: „In erster Linie geht es vor allem um die individuelle Entwicklung. Der sportliche Erfolg geht damit Hand in Hand. Wir wollen guten und schönen Fußball spielen. Aufgrund der diesjährigen Konstellation, dass wir eine sehr talentierte aber auch noch enorm junge Mannschaft haben, sehe ich uns nicht als einen der Titelanwärter. Wenn wir die Hinrunde absolviert haben, können wir sicherlich mehr sagen.“

https://fcbayern.com/de/news/2018/07/klose-jetzt-will-ich-mich-als-trainer-beweisen