Wie Gustavo seine Oma stolz macht


Der neue Brasilianer kassiert beim ersten Training mit den Bayern einen Rüffel von Coach van Gaal, freut sich aber riesig über den geglückten Transfer: „Davon habe ich mein ganzes Leben geträumt.“


DOHA - Die Taufe folgte beim ersten Training. Direkt von Louis zu Luiz, von van Gaal zu Gustavo. Es dauerte nicht lange, bis der Neuzugang des FC Bayern den ersten Anpfiff bei der Vormittagseinheit vom Coach bekam. „Sie müssen Druck machen, Gustavo. Fordern sie den Ball. So können sie nicht stehen.“

Hartelijk welkom beim FC Bayern, oder anders gesagt: Na servus!


Beim Frühstück im Mannschaftshotel „Grand Hyatt“ in Doha hatte sich der 23-Jährige per Handschlag bei jedem Mitspieler vorgestellt, dafür fehlte nach der Ankunft am Montagabend die Zeit. Um elf Uhr am Dienstag ging es erstmals in Klamotten des Bayern-Ausrüsters auf den Platz. In eine neue Welt für den Brasilianer. „Das ist ganz anders als in Hoffenheim. Das ist eine andere Philosophie und ein anderes Niveau. Ich muss noch lernen", sagte Luiz Gustavo nach dem Training.



Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. In seiner Heimat Brasilien machte er Urlaub mit seiner Freundin Milene (23). Am 25. Dezember überraschte er sie – mit dem Antrag zur Verlobung. „Sie wusste von nichts“, erzählte er. In den ersten Monaten bei Bayern muss er jedoch ohne seine Liebe auskommen, Milene studiert auf einer englischen Schule und kommt, so Gustavo, erst im Frühjahr „für zwei oder drei Monate" nach München.

Vor seinem Urlaub hatte er bereits den Entschluss gefasst, die TSG Hoffenheim, der er sich 2007 für eine mickrige Ablöse von einer Million Euro vom brasilianischen Zweitligaklub Alagoano angeschlossen hatte, sofort zu verlassen. Es folgten zähe Tage des Wartens in seiner Heimat, ehe Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Christian Nerlinger den Deal kurz vor Silvester doch noch vollzogen hatten. 15 Millionen Euro bezahlt der FC Bayern, mit ein paar Zusatzdetails im Vertrag kann Hoffenheim noch ein paar Millionen mehr verdienen. „Ich bin Herrn Hopp und allen bei Hoffenheim sehr dankbar", sagte Gustavo, „ich will das noch persönlich nachholen.“


Dass TSG-Mäzen Dietmar Hopp, ein enger Freund von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, den Transfer eingefädelt hatte, bereitet den Hoffenheimern nun allerdings Ärger. Die DFL will klären, ob dabei gegen die „50+1“-Regel" verstoßen worden ist. Hopp soll an dem Winter-Verkauf des Brasilianers, der auch zur Trennung von Trainer Ralf Rangnick führte, aktiv mitgewirkt haben. Dies könnte einen Verstoß gegen die DFL-Statuten bedeuten, die eine Einmischung von Investoren in die Tagesgeschäfte der Clubs untersagen.


Luiz Gustavo kann es egal sein. Der Mann, dessen Stimme an Giovane Elber erinnert und der noch dünnere Waden als Thomas Müller hat, sagte in sehr passablem Deutsch: „Von so einem großen Klub habe ich mein ganzes Leben geträumt, davon, in einer großen Mannschaft zu spielen. Wenn man so eine Chance bekommt, muss man sie nutzen. Ich bin sehr glücklich." Nicht nur er. Vor allem seine Oma Irondina zu Hause in Pindamonhangba bei Sao Paulo. „Meine Mutter ist leider gestorben als ich 16 Jahre alt war“, erzählte Gustavo, „meine Oma wurde meine zweite Mutter. Sie macht alles für mich." Und der Enkel sie glücklich. Er selbst beschreibt sich „als ruhigen, einfachen Typ“, der zwei Mal am Tag die Bibel studiert. Ganz der Vater Luiz Antonio Dias. „Er ist auch ruhig, sehr nett.“ Was er denn beruflich mache? Gustavo zögerte, antwortete: „Urlaub.“ Er ist also Privatier. „An erster Stelle kommt bei mir Gott, dann die Familie.“ Der neue Bayern-Star und seine Bezugspunkte: Gott, Oma, Milene – nun kommt noch Louis van Gaal hinzu.

Quelle: AZ