Das Ende des Schweigens

München - Bayern-Präsident Uli Hoeneß wollte eigentlich freiwillig bis Weihnachten schweigen - um mehr Ruhe in den Verein zu bringen. Doch am Dienstagabend muss er sich wohl öffentlich zu Wort melden.

Vor knapp vier Wochen, vor dem Bundesligaspiel des FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach, kam Uli Hoeneß eine Erkenntnis. Er wolle – auch aus Rücksichtnahme auf die Kollegen in der Bayern-Führungsetage – nicht mehr so häufig in den Zeitungen auftauchen, sagte Hoeneß zur tz. Zu sehr hatte damals der Streit zwischen ihm und Trainer Louis van Gaal die Schlagzeilen der letzten Tage bestimmt. Daher entschied sich Hoeneß zu schweigen: „Ich werde von jetzt an bis Weihnachten nichts mehr sagen!“ Ulis Schweigegelübde bis zum Jahresende!

Was er damals vermutlich nicht bedachte: Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern, Dienstag Abend in der Olympiahalle (Einlass: 17.30 Uhr, Beginn: 19 Uhr), wird Hoeneß als Präsident gar nicht darum herum kommen, zur aktuellen Situation Stellung zu nehmen. Der Präsident muss eine Bilanz des Jahres 2010 ziehen – zudem löst er Franz Beckenbauer als Moderator des Abend ab. Eine schwierige Nachfolge, war der Kaiser doch viele Jahre lang das Highlight eher ­trockener Jahreshauptversammlungen. Sportdirektor Christian Nerlinger: „Franz ist dieses Jahr nicht da. Er hat immer sensationell durch die Veranstaltung geführt, aber das wird auch für Uli kein Problem.“


Ein Problem aber könnte es für die Mannschaft geben. Wie wird sie von den Mitgliedern in der Olympiahalle empfangen werden? Immerhin ist die Tabellenspitze weit, weit weg, die Bayern liegen mit 14 Punkten Rückstand auf Dortmund nur auf dem fünften Platz. Der Trainer glaubt nicht, dass der Empfang frostig ausfallen wird. „Ich denke, dass die Hauptversammlung uns zujubeln wird“, sagte Louis van Gaal. Im vergangenen Jahr befand sich die Mannschaft in einer ähnlichen Situation – wurde aber von den Fans mit warmem Applaus begrüßt. „Die Fans haben bei der letzten Jahreshauptversammlung ein feines Gespür gehabt und den Umschwung eingeleitet“, sagte Nerlinger zu den Vorgängen im vergangenen Jahr.

Lediglich Bastian Schweinsteiger bekam damals Pfiffe. Der Unterschied: Seitdem hat sich Schweini zu einem der wichtigsten Bayern-Spieler entwickelt, zeigt seit Monaten starke Leistungen. „Dieses Jahr wird das Bastian nicht passieren!“, weiß Nerlinger.

So gehen die Bayern-Fans mit einer gewissen Spannung in den Abend – auch wenn in diesem Jahr keine Wahlen anstehen. Doch alle wissen: so eine Bayern-Jahreshauptversammlung ist immer für eine Überraschung gut. Im letzten Jahr das berühmte „Danke“-Gedicht von Karl-Heinz Rummenigge, im Jahr 2007 der legendäre Hoeneß-Ausraster gegen die eigenen Fans. Zu einem solchen Eklat wird es in diesem Jahr voraussichtlich nicht kommen. Voraussichtlich…

Quelle: TZ