Zwei Gesichter in Anderlecht
„Samstag müssen wir anders auftreten“

Brüssel ist eine Stadt mit zwei verschiedenen Fassaden. Auf der einen Seite stehen in der belgischen Hauptstadt moderne Hochhäuser und Bürogebäude, auf der anderen Seite prägen hundertjährige Jugendstilbauten das Stadtbild. Ähnlich unterschiedlich waren auch die beiden Halbzeiten des FC Bayern beim 2:1-Sieg gegen den Vorstadtklub RSC Anderlecht am 5. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase.

Im ersten Durchgang kamen die Bayern überhaupt nicht ins Spiel und boten Anderlecht zahlreiche Chancen. „Wir haben keinen Zugriff gefunden“, meinte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Die Mannschaft war in der ersten Halbzeit nicht wiederzuerkennen. Wir hatten viel zu große Abstände“, wunderte sich Jupp Heynckes. „Wir haben uns sehr schwer getan. Wir hatten viele einfache Ballverluste“, analysierte auch Marco Friedl, der am Mittwoch sein Pflichtspiel-Debüt feierte. Es gab nur einen Grund, warum der FCB in dieser Phase kein Gegentor kassierte.

Lob für Ulreich

„Wir konnten uns bei Sven bedanken, dass wir nicht zurückliegen“, zeigte sich Jérôme Boateng erleichtert. Ulreich parierte mehrmals stark im Eins-gegen-Eins und hielt die Partie für den deutschen Rekordmeister offen. Der Schlussmann knöpfe an seine starken Leistungen aus den letzten Wochen an. „Der Ulle hält seit Wochen richtig gut. Er ist für uns ein überragender Rückhalt“, lobte Mats Hummels seinen Hintermann.

So konnten die Bayern nach dem Seitenwechsel ihr zweites Gesicht zeigen. Plötzlich wurden mehr Zweikämpfe gewonnen und die Münchner kamen zu Torchancen. Heynckes fand in der Kabine wohl die richtigen Worte. Schnell gelang Robert Lewandowski nach einem schönen Spielzug die Führung (52.) und die Mannschaft hatte mehr Spielkontrolle. Dennoch kam Anderlecht durch Sofiane Hanni (63.) zum Ausgleich. Der deutsche Meister musste das Gegentor zwar kurz verdauen, drängte dann aber auf die erneute Führung – die letztendlich Corentin Tolisso gelang (78.).

Hauptsache gewonnen

„Wir sind vielleicht zu unbekümmert ins Spiel gegangen. Wir haben zwar 2:1 gewonnen, aber das war kein Ruhmesblatt“, so das abschließende Fazit des Trainers. Und auch Karl-Heinz Rummenigge meinte auf dem Bankett: „Ich glaube, das Spiel heute Abend wird leider nicht in die Annalen des Weltfußballs eingehen.“ Der Vorstandschef schob jedoch sofort hinterher: „Aber ich denke, das macht nichts.“ Denn am Ende zählen die drei Punkte.

Getrübt wurde der Erfolg jedoch von den beiden Verletzungen von Thiago und Arjen Robben. Ob das Duo Heynckes am Wochenende in Mönchengladbach zur Verfügung stehen wird, ist fraglich. Damit die Spieler bis zu dieser Partie genug Zeit zur Erholung haben, machten sich die Bayern am Donnerstag direkt von Brüssel auf den Weg ins Rheinland.

„Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Und deswegen ist es gut, dass wir nochmal zusammen sind und sehr kritisch mit der Leistung umgehen“, lobte Boateng diese Maßnahme. „Samstag ist es ein ganz anderer Gegner. Da müssen wir ganz anders auftreten, sonst wird es schwer“, so der 29-Jährige weiter. „Wir müssen uns jetzt gut regenerieren und dann am Samstag gegen Gladbach ein anderes Gesicht zeigen“, forderte Ulreich. Nicht jenes aus den ersten 45 Minuten in Brüssel.

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