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Heute Thema Breno:



Breno versteckte sich zum Weinen auf der Toilette

Der ehemalige Bayern-Profi spricht erstmals über seine Zeit im Gefängnis. Er habe Suizidversuche anderer Gefangenen beobachtet und oft geweint. Nur zur Frage aller Fragen schweigt er.

Bislang hatte er seine Ehefrau Renata und die drei Kinder nur alle zwei Wochenenden sehen dürfen. Bislang. Ab dem 15. November wird sich dies ändern. Breno, der ehemalige Profi des FC Bayern München, wird dann an jedem Wochenende mit seiner Familie zusammen sein können. Es ist der nächste Schritt zurück zur Normalität.

Am 4. Juli 2012 war der brasilianische Innenverteidiger, der 2008 für die Ablösesumme von mehr als zwölf Millionen Euro vom FC Sao Paulo zum Rekordmeister gewechselt war, vom Landgericht München zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden. Schwere Brandstiftung, so der Tatbestand, nachdem der damals 22-Jährige offenbar im Rausch seine Villa im Stadtteil Grünwald angezündet hatte. Die Profikarriere endete abrupt, ebenso wie sein privates Leben.

Seit dem Sommer genießt er den Freigänger-Status und arbeitet im Rahmen einer Resozialisierungsmaßnahme beim FC Bayern, nun wartet das nächste Stückchen Freiheit auf ihn. Anlass für Breno, sich erstmals öffentlich über seine Zeit in der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim zu äußern und einen Einblick in sein Seelenleben zu geben.

Breno musste oft weinen


"Ich habe viel geweint, als ich die ersten Briefe von meiner Frau in den Knast bekam und die Bilder der Kinder sah. Ich ging aufs Klo, so dass mein Zellennachbar nicht sah, wie ich weinte", sagte er im Gespräch mit dem brasilianischen Fernsehsender TV Globo. Die Zeit im größten Gefängnis Bayerns, in dem 1400 Gefangene einsitzen, sei hart gewesen.

Hart und lehrreich. 8,5 Quadratmeter ist seine Zelle klein. Breno hat ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Stuhl. Der kleine Fernseher, auf dem er zumindest mittwochs die Spiele seiner ehemaligen Mannschaftskollegen in der Champions League verfolgen kann, ist der einzige Luxus.

"Ich war dabei, als Gefangene versuchten, sich umzubringen. Sie hatten Höchststrafen erhalten und versuchten, sich das Leben zu nehmen", berichtet Breno, der sich während seiner Haft mit wenigen Ausnahmen als vorbildlich und kooperativ zeigte. "Breno ist ein völlig unproblematischer und vertrauensvoller Insasse", hatte Oberregierungsrat Frank Dickmann, Abteilungsleiter in Stadelheim, im September der "Welt am Sonntag" gesagt, "wir spüren, dass Breno mit dem Freigang sehr gut zurecht kommt."

Botengänge für den FC Bayern

Gute Führung, welche die neue Haftmilderung überhaupt erst möglich macht. Im Nachwuchsleistungszentrum der Münchner ist Breno mittlerweile ein fester Bestandteil. "Ich hole Zeitungen, bringe Sachen zur Post", beschreibt er seine Tätigkeit. Wenn die Büroarbeit getan ist, trainiere er individuell.

Die verbrannte Villa ist längst abgerissen worden, es sind noch Mietausfallforderungen von 150.000 Euro offen. Breno will das Geld zurückzahlen, sobald er wieder welches verdient. Nach seiner Entlassung, voraussichtlich im ersten Quartal 2014, wird er zum FC Sao Paulo zurückkehren, so ist es vereinbart.

Über die Nacht vom 20. September 2011 schweigt Breno allerdings weiter beharrlich. "Es tut mir immer noch weh. Eines Tages werde ich es aber schaffen, alles zu erklären", sagt er. Aktuell überwiege ohnehin die Freude: "Es war ein Lernprozess. ich sehe jetzt meine Frau und meine Kinder wieder und werde nichts Verrücktes machen. Bald werde ich das Gefängnis verlassen."

Quelle: Die Welt
https://www.welt.de/sport/fussball/bundes...r-Toilette.html


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)