Kockas Motto : Weiterentwickeln


Die Trainingsszene war symptomatisch: Voller Einsatzfreude erwischte der erst 17-jährige Konstantin Rausch den routinierten Steven Cherundolo im Kampf um den Ball so unglücklich, dass dieser auf seine Schulter fiel und erst nach einer kurzen Behandlungspause wieder mitmischen konnte. „Kocka“, wie er gerufen wird, versucht sich, den notwendigen Respekt zu verschaffen – natürlich mit sportlich fairen Mitteln.



Hecking: „So stelle ich mir das vor“

Für A-Junior Konstantin Rausch ist ein weiterer Traum in Erfüllung gegangen. Das 17-jährige Ausnahmetalent, vor kurzem noch mit dem dritten Platz der U17-WM dekoriert, begleitet die Profis der Roten ins Trainingslager nach Teneriffa und soll nun mittelfristig als Nachfolger Michael Tarnats auf der Linksverteidigerposition aufgebaut werden. Zurückstecken gilt nicht, verstecken schon gar nicht. „Anders geht`s nicht“, findet auch Dieter Hecking. „Wenn ich noch ein junger Spieler wäre, würde ich auch vorne weg laufen, um mir Respekt zu verschaffen.

Kocka wird nicht geschont und teilt auch mal aus. So stelle ich mir das vor. Er ist gut dabei! “



Frohe Neujahrsüberraschung

Trotz seiner jungen Lenze hat Rausch schon einiges gesehen und erlebt: zum Beispiel eine erfolgreiche U17-WM in Südkorea gespielt. Inzwischen ist der im Alter von fünf Jahren aus Sibirien nach Deutschland Übergesiedelte fester Bestandteil der U18 des DFB und die vielleicht größte Nachwuchshoffnung der Roten. Überrascht sei er trotzdem gewesen, auf der Liste jener Spieler zu stehen, die Dieter Hecking für das Trainingslager auf Teneriffa nominiert hatte. Obwohl „Kocka“ bereits seit einiger Zeit regelmäßig bei den „Großen“ reinschnuppern durfte. „Ich möchte diese Chance nutzen und mich hier weiterentwickeln“, so das deutliche Credo des Youngsters, der bei „Blade Runner“ in Hannover seine Lehre zum Einzelhandelskaufmann absolviert.



Auf „Tannes“ Spuren

„Weiterentwickeln“ – dieses Ziel nennt Rausch immer wieder. Vor allem sein Kopfballspiel, seine Schnelligkeit und seinen schwächeren rechten Fuß hat er als Adressaten dieser Weiterentwicklung ausgemacht. Berührungsängste zeigt Konstantin dabei nicht: „Nach jeder Trainingseinheit versuche ich Tipps von den erfahrenen, aber auch jüngeren Profis zu bekommen. Da gehe ich dann auch schon mal selbst hin und frage sie direkt.“ Natürlich ist Vorbild Michael Tarnat dabei erster Ansprechpartner. Die Rückkehr vom zurzeit nach Paderborn ausgeliehenen Sören Halfar fürchtet „Kocka“ nicht. Der Kontrahent auf dem linken Flügel sei ein anderer Spielertyp. „Ich werde einfach mein Bestes geben“, so die selbst gesteckte, einfache Marschroute.



Herrlich ist „schuld“

Die Position des Linksverteidigers ist Rausch keinesfalls angeboren – DFB-Trainer Heiko Herrlich machte aus der Not eine Tugend und probierte den 96er, der bei den jungen Roten eigentlich im Mittelfeld spielte und oft auch noch spielt, auf der schwer zu besetzenden Außenbahn aus, als Alternativen fehlten. Und Rausch überzeugte den U17-Nationalcoach sofort und wurde zum absoluten Leistungsträger – auch während der WM. Dort durfte sich Rausch bereits mit den ganz großen Namen seiner Altersklasse messen, so mit Bojan Krkic, dem Jungstar des FC Barcelona. Stark beeindruckt haben ihn auch seine direkten Gegenspieler aus Ghana auf deren rechten Seite. „Mit denen hatte ich so einige Probleme“, sagt er selbstkritisch. Überragender Mann sei aber ein eigener Mitspieler gewesen: Toni Kroos vom FC Bayern!

Konstantin möchte es sich nicht nehmen lassen, einen expliziten Dank an seine Familie aus Lachendorf bei Celle und Freunde zu senden, die ihn immer unterstützt haben und nun voller Stolz beobachten, wie er immer stärker in die Öffentlichkeit „rauscht“…