Respekt für den Abräumer

Altin Lala spielt seit Wochen stark auf und soll auch heute gegen Rostock für Ordnung in der Defensive sorgen



Von Christian Purbs
Hannover. Dass Altin Lala ausgepumpt war, konnte man an seinem Gang erkennen. Viel Kraft steckte nicht mehr in diesen kleinen O-Beinen, was nicht überrascht, denn in den 90 Minuten zuvor im Bundesligaspiel beim FC Schalke 04 waren sie wieder einmal sehr viel in Bewegung gewesen. Wann immer sich ein Schalker dem Strafraum von Hannover 96 näherte, Lala war zur Stelle. Der defensive Mittelfeldspieler rannte, kämpfte, grätschte und verteilte die Bälle. Lala war omnipräsent. Lala war gut, richtig gut.

Schon seit Wochen ist der kleine Albaner in bestechender Form, und auch heute Abend im Bundesligaspiel gegen den FC Hansa Rostock (AWD-Arena, 20 Uhr) wird Lala bis zum Abpfiff wieder alles geben. Mit seinen Leistungen hat er einen großen Anteil daran, dass die „Roten“ von den vergangenen acht Begegnungen nur eine verloren haben. „Wie Altin das macht, verdient einfach Respekt. Wie er sich immer wieder in die Zweikämpfe wirft und versucht, sie für die Mannschaft zu gewinnen, ist klasse“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking. Dass der 32-Jährige dabei auch immer bis an die Grenze des Erlaubten geht, gehört zu seiner Spielweise wie die Frage nach dem 96-Torschützen bei Bruggink-Freistößen. Ab und an überschreitet Lala diese Grenze, so wie im Spiel beim FC Bayern, als er Ze Roberto und Franck Ribery zu oft zu sehr Maß nahm, dafür die Gelb-Rote-Karte sah und sich einen Rüffel von Bayern-Manager Uli Hoeneß abholte.
Doch dieser Platzverweis war die Ausnahme. Insgesamt handelte er sich in 25 Spielen nur vier Gelbe Karten ein. Bei einem wie Lala, den man auch beim Trainingsspiel lieber in der eigenen Mannschaft hat, ist das fast schon ein Indiz für körperloses Spiel. Es scheint, als ob Lala in dieser Saison ruhiger geworden ist. Der 32-Jährige ist immer noch topfit und verfügt über viel Erfahrung. In Situationen, in denen er früher ohne Rücksicht auf Verluste dazwischen gegangen wäre, klärt er die Angelegenheit mittlerweile in den meisten Fällen souverän. Mit Routine und Auge statt einer Grätsche. „Es kommt ja nicht von ungefähr, dass wir Altin allein auf der 6er-Position spielen lassen, obwohl er nicht gerade zu den großen Spielern gehört“, sagt Hecking.

Nur mit den ganz großen Auftritten hat der kleine Kämpfer so seine Probleme, was an seinem einzigen Manko liegt: Lala ist so torgefährlich wie der 96-Platzwart. Wenn sich der Albaner einmal ein Herz fasst und aus 25 Metern aufs Tor schießt, ist bei den 96-Fans im Stadion ein wissendes Schmunzeln zu beobachten. Das ist nicht böse gemeint, denn kaum einem anderen Spieler gönnen die Zuschauer einen Treffer mehr als Lala. Erst einmal in den sechs Jahren Bundesliga war es soweit. Beim 5:0-Sieg im Heimspiel gegen Hertha BSC in der vergangenen Saison erzielte der Mittelfeldspieler sein erstes Bundesligator. Die Arena bebte vor Begeisterung.

Auch heute Abend gegen Hansa werden wahrscheinlich andere im Rampenlicht stehen, Lala wird wieder den Job des Abräumers im defensiven Mittelfeld übernehmen. Jeder macht halt das, was er am besten kann. Aber vielleicht ist das Spiel ja früh entschieden. Vielleicht gibt es am Rostocker Strafraum ja die Gelegenheit zum Doppelpass. Vielleicht …