Auswärts ein Riese

96 will beim HSV morgen mutig „nach vorne spielen“. 96 fühlt sich stark und beschwört seine Tugenden als disziplinierte Schweißgemeinschaft vor dem Rückrundenstart morgen beim HSV.


VON GUNTHER NEUHAUS

HANNOVER. Es war im 96-Trainingslager auf Teneriffa an der Zeit für große Worte. Man bemühe sich darum, den schlafenden Riesen 96 zu wecken, sagte also Sportdirektor Christian Hochstätter, „und ich denke, er hat schon ein Auge auf“. Beim 4:3 gegen Bremen am 16. Spieltag hatte sich der 96-Riese sogar schon ein wenig aufgerichtet, beim 1:5 in Cottbus schnarchte er aber wieder.

„Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um irgendwann riesig zu sein“, sagte Dieter Hecking in einem Interview, das auf der HSV-Homepage veröffentlicht wurde. Gestern legte er gewissermaßen seine Rübezahl-Agenda vor. Nur gemeinsam sei man stark, „wir müssen den Mannschaftsgedanken leben. Schaffen wir das nicht, wird Hannover 96 keine gute Rückrunde spielen“, warnte der 96-Trainer. „Wenn wir nicht hundertprozentig konzentriert spielen, sind wir eine Mannschaft, die von jedem zu schlagen ist.“

Nach der großartigen Hinrunde schienen sich einige 96-Profis in der winterlichen Vorbereitungsphase aufs Zaubern verlegen zu wollen. Dazu fehlt es aber doch an der individuellen Klasse. 96 ist vor allem dann stark, wenn dem Gegner mit aggressivem Pressing zugesetzt wird, wenn Raum und Zeit insbesondere im Mittelfeld zum knappen Gut werden.

Beim 2:2 gegen St. Pauli vor der Haustür des HSV in Hamburg etwa habe 96 viel zu lasch agiert, „so einen Auftritt darf es nicht geben“, schimpfte Hecking nun, „sonst wird das ganze Gebilde instabil“. Gleichwohl reagierte er selbstbewusst auf die Frage nach den Stärken des HSV: „96 ist eine richtig gut spielende Mannschaft“, der andere HSV sei zu ignorieren – das ist das Signal, das Hecking damit vermitteln will: „Wir werden unsere Stärken einbringen.“

Hecking fährt „sehr optimistisch nach Hamburg“. 96 werde mutig „nach vorne spielen und vor ausverkauftem Haus beweisen, dass wir zu Recht eine der besten Auswärtsmannschaften der Bundesliga geworden sind“ (mit 14 Punkten). Bisher gibt sich 96 vor allem in der Fremde als Riese, das soll morgen auch der seit drei Bundesligaspielen sieglose HSV zu spüren bekommen.