Tremmel gefagt


Torwart lobt die Disziplin in Cottbus. Er will endlich weg vom Ende.



Gerhard Tremmel (29) ist die neue Nummer eins im Cottbuser Tor. Der frühere 96-Profi (2002 bis 2004) freut sich auf das Wiedersehen – und glaubt an die Rettung.

VON GUNTHER NEUHAUS

Sie haben zuletzt in Hamburg unentschieden gespielt, davor gegen den KSC gewonnen und Anfang November auch gegen Schalke. Erklären Sie uns doch bitte mal den zarten Aufschwung?

Wir sind sehr diszipliniert und glauben wieder an unsere Chance. Außerdem können wir das neue System, das der Trainer uns beigebracht hat, immer besser umsetzen.

Was läuft in dem 4-4-2 besser als im 4-2-3-1-System zuvor, das ja auch 96 praktiziert?

Wir haben dadurch mehr Möglichkeiten in der Offensive. Es war vorher schwer, mit dem einzigen Stürmer da vorne etwas zu machen. Aber das liegt auch an den Spielertypen.

Sie mussten lange auf Ihre Chance im Tor warten. In Hamburg beim 0:0 haben Sie Ihrer Mannschaft jüngst das Unentschieden gerettet. Wie fühlt sich das an, die neue Nummer eins zu sein?

Gut. Aber ich mag das nicht, wenn alles auf eine Person reduziert wird. Wenn die Mannschaft nicht so diszipliniert gewesen wäre, hätten wir da nichts geholt.

Wenn man auswärts beim Tabellendritten unentschieden spielt, heißt das dann, dass man zu Hause gegen den Fünften gewinnt?
Das heißt es nicht. Aber wir wollen gewinnen, und ich bin da sehr zuversichtlich.

Warum?

Weil alle wissen, dass wir den letzten Tabellenplatz verlassen, wenn wir gegen 96 gewinnen. Die anderen Mannschaften da unten werden nicht alle gewinnen. Das wäre für uns eine Riesensache, den letzten Platz endlich zu verlassen.

Tja, Sie stehen schon sehr lange da unten …

Seit dem ersten Spieltag, wenn ich mich recht entsinne. Viel zu lange also, das wollen wir zum Jahresende noch ändern. Das würde uns ein gutes Gefühl geben.

Ihr Trainer ist Slowene. Wie läuft die Kommunikation?

Er spricht von Woche zu Woche besser Deutsch. Ich verstehe ihn gut und weiß, was er will. Mit einigen Spielern unterhält er sich in seiner Landessprache, so kann er bestimmte Dinge noch besser erklären.

Wie ist das Verhältnis zum Konkurrenten Tomislav Piplica?

Kollegial. So war es von Anfang an. Ich hatte nie etwas gegen ihn.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft. Ihr Vertrag läuft aus?

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Im Fokus steht für mich nur der Abstiegskampf.

Uns können Sie es ja verraten: Hegen Sie heimlich noch Sympathien für 96?

Ja, klar. Das gilt für alle Mannschaften, bei denen ich gespielt habe, also Hertha, Hannover und Unterhaching. Da gucke ich schon genauer hin.

Und was sehen Sie bei 96? Was ist drin in dieser Saison?

Ein einstelliger Tabellenplatz auf jeden Fall. Ob es für den UEFA-Cup reicht, wird man in der Rückrunde sehen. Die Mannschaften dahinter, wie Schalke, Dortmund, Stuttgart, drängen ja nach. Das ist alles sehr eng.

Als Sie 2002 nach Hannover kamen, sagte Trainer Ralf Rangnick, Sie könnten unter Umständen Nationaltorwart werden …

Darüber mache ich mir keine Gedanken.

War das nicht etwas zu hoch gegriffen?

Das müssen Sie Ralf Rangnick fragen.

Wie sehen Sie den Wettstreit im deutschen Tor – müsste Robert Enke bei der EM im Tor stehen, wenn Lehmann und Hildebrand nicht spielen?

Ich denke, dass Jens Lehmann im Tor stehen sollte.

Weshalb?

Weil er der Mann mit der größten Erfahrung ist, auch international. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.