96 bewegt sich erfolgreich auf dem Transfermarkt



Von Norbert Fettback
Hannover. Mitunter macht gute Laune übermütig; erst recht dann, wenn die Stimmung durch frühlingshafte Temperaturen und einen strahlend blauen Himmel noch gesteigert wird. Siehe Dieter Hecking: Einen Tag nach der Entscheidung, Jan Schlaudraff bis 2012 unter Vertrag zu nehmen, landete der Chefcoach von Hannover 96 bereits den nächsten Volltreffer. Kurz nach dem Training trat er so heftig und zielsicher gegen einen Ball, dass dieser einen 30 Meter entfernt postierten Medienvertreter mit voller Wucht am Kopf erwischte. Dieser Schuss, aus Jux abgefeuert, ging versehentlich nach hinten los und war ein Grund, sich zu entschuldigen – ganz im Unterschied zu den Transferbemühungen der „Roten“ in den vergangenen Wochen.

Jan Schlaudraff vom FC Bayern München, davor Florian Fromlowitz und Mario Eggimann: Hannover 96 hat mit diesen Spielerverpflichtungen ein atemberaubendes Tempo an den Tag gelegt, was auch die Bundesliga-Branche aufmerksam registriert haben dürfte. Der gut gelaunte Hecking konnte sich gestern den Hinweis darauf nicht verkneifen, kein anderer Klub könne so frühzeitig so eine Bilanz vorweisen. Sowohl einen deutschen als auch einen Schweizer A-Nationalspieler sowie einen deutschen „U 21“-Auswahltorwart in einer Transferperiode unter Vertrag genommen zu haben sei zudem „einmalig“ in der 96-Historie.

Der hannoversche Klub hat sich diese zukunftsträchtigen Personalentscheidungen etliche Millionen Euro kosten lassen. Hecking und Sportdirektor Christian Hochstätter müssen deshalb aber keinen Rüffel ihres Chefs befürchten, der immer ein waches Auge auf die Haushaltslage hat. Ganz im Gegenteil. „Ich bin rundum zufrieden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Martin Kind. „Wir sind unglaublich früh fertig.“ Solche Professionalität bei 96 hinzubekommen habe fast zehn Jahre gedauert. Hecking und Hochstätter hätten ganze Arbeit geleistet.

Dabei ist auch der Stil ein anderer geworden; Transfers in Hannover gehen lautlos über die Bühne, so ist es inzwischen die Regel. Den Erfolgsaussichten scheint das – ebenso wie die gesunde Perspektive, die 96 zu bieten hat – nicht gerade abträglich. „Wenn wir wissen, wen wir haben wollen und haben können“, sagt Klubchef Kind, „dann brauchen wir nicht lange zu warten.“ So habe man der Konkurrenz auch Schlaudraff weggeschnappt. Hecking meint: „Wir müssen nicht mehr die Spieler nehmen, die irgendwann noch auf dem Markt sind.“

Mit dem Geldausgeben soll bei 96 fürs Erste Schluss sein, doch daran, Ende April mit Blick auf die Saison 2008/2009 und darüber hinaus bereits fertig zu sein, glaubt niemand so recht. Kinds Worten zufolge gibt es noch die Überlegung, einen weiteren Offensivspieler zu verpflichten. Man werde sich in Ruhe und aller Gelassenheit umschauen. Am fehlenden Geld müsste so ein Plan jedenfalls nicht scheitern. „Wir haben das Glück, dass wir seriöse Gesellschafter haben, die 96 uneigennützig unterstützen“, sagt der 63-Jährige.

Darüber hinaus haben die Gerüchte neue Nahrung erhalten, der Bremer Patrick Owomoyela könnte in Hannover anheuern. „Ich will spielen und das Gefühl haben, dass ich gebraucht werde“, sagte der 28 Jahre alte Außenverteidiger gestern nach dem Training. Ein Wechsel komme für ihn prinzipiell infrage. Und bei 96 werde gerade etwas aufgebaut. In Hannover ist das keine unbekannte Sichtweise; von Schlaudraff waren kürzlich ähnliche Worte zu hören. Und dass der Bremer Reservist Owomoyela bereits in der Nationalelf gespielt hat, passt ebenfalls bestens ins neue 96-Raster.