Stevens : Sind vor Hannover gewarnt


Im Sommer wechselt HSV-Trainer Huub Stevens (54) nach Eindhoven, um wieder bei seiner kranken Frau zu sein. Der Holländer spricht über Gefühle, van der Vaart und 96.


VON FLORIAN KREBS

Herr Stevens, Sie gehen in Ihre letzten vier Monate als HSV-Trainer und wahrscheinlich auch als Bundesliga-Trainer. Ein komisches Gefühl?

Da mache ich mir momentan gar keine Gedanken drüber. Wichtig ist, was heute und morgen ist.

Keine Zeit für Gefühle?

Die hat man vielleicht mal, wenn man abends im Bett liegt und den Tag hinter sich hat. Aber auch da nur ganz selten. Der HSV erfordert meine ganze Aufmerksamkeit, das wird bis zum letzten Tag so sein.

Was wünschen Sie sich zum Abschluss?

Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir besser als letzte Saison, als wir Siebter waren, abschneiden wollen. Daran hat sich nichts geändert. Wir haben eine gute Ausgangsposition geschaffen in der Hinrunde, sind noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Wir werden versuchen, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Wir werden aber nicht über irgendwelche Geschichten reden, die nicht realistisch erscheinen.

Ist denn der erste HSV-Titel seit 21 Jahren realistisch? Ihr Klubchef Bernd Hoffmann meinte auf der Mitgliederversammlung: „Es wird Zeit.“

Waren Sie dabei, als er das gesagt hat? Bernd Hoffmann hat gesagt, der HSV hätte einen Titel verdient. Das ist ein Unterschied. Titel hat noch niemand durch Reden und Interviews in der Zeitung gewonnen, sondern nur durch hartes Arbeiten auf dem Platz.

Sie gehen, Rafael van der Vaart wohl auch. Machen Sie sich Sorgen um den HSV?

Das ist mir alles zu spekulativ. Fakt ist, dass Rafael van der Vaart beim HSV einen Vertrag bis 2010 hat. Und bisher ist für ihn beim HSV keine offizielle Anfrage eingegangen. Rafael van der Vaart hat in der Hinrunde gezeigt, dass er mit voller Konzentration beim HSV ist und was erreichen will. Da mache ich mir keine Sorgen darüber, was im Sommer sein könnte.

Belastet der Wirbel um van der Vaart die Mannschaft?

Nein, das ist überhaupt kein Thema. In Fußball wird generell viel Wirbel gemacht, Hamburg ist eine Medienstadt, Rafael ist eine Symbolfigur der Stadt, die medial sehr präsent ist – das beeinflusst keineswegs die Leistung oder die Abläufe rund um die Mannschaft.

Hart, zart oder beides – wie sollte Ihr Nachfolger sein?

Wir können uns gern über den aktuellen HSV und den Trainer Huub Stevens unterhalten. Über Nachfolgekandidaten oder was der HSV bei seiner Suche berücksichtigen soll, darüber werde ich mich nicht äußern.

Alles klar. Wie lief denn die Vorbereitung?

Es macht keinen Sinn, über Zustände von Vorbereitungen zu philosophieren. Entscheidend ist, was die Mannschaft gegen 96 abruft. Da zählt das Ergebnis, es interessiert keinen Menschen mehr, ob wir in der Vorbereitung phasenweise nicht so gut gearbeitet, aber vier Spiele gewonnen haben.

Dann reden wir übers 96-Spiel ...

Wir sind froh, dass es endlich wieder losgeht, zudem mit einem Heimspiel. Das Nordderby gegen 96 hat immer einen besonderen Reiz. Im Hinspiel war es eng. Wir haben 1:0 gewonnen, haben drei- oder viermal die Latte getroffen, trotzdem wurde es in der Schlussphase nochmal eng. Benny Lauth hatte die große Chance zum Ausgleich, Frank Rost hat da gut gehalten. Hannover hat eine gute Mannschaft! Wir sind gewarnt und werden alles geben müssen, um das Spiel zu gewinnen. Die Fans erwarten viel!

Ist ein Sieg Pflicht?

Von Pflichtsiegen zu sprechen, ist sowieso nicht meine Art. Das ist respektlos dem jeweiligen Gegner gegenüber. Und erinnern Sie sich mal ans Ende der Hinrunde. Da haben alle über uns gesagt: Oh nein, wie können die 0:0 gegen Cottbus spielen! Eine Woche später hat das gleiche Cottbus 5:1 gegen Hannover gewonnen. In der Bundesliga liegt alles nah beieinander. Pflichtaufgaben gibt es nicht.

Was sagen Sie zur Entwicklung in Hannover?

Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Ich kann darüber sprechen, was sich beim HSV entwickelt. Aber wie weit Hannover entfernt ist von uns? Etwas mehr als 150 Kilometer, glaube ich. Das ist zu weit, um dort entsprechende Einblicke zu haben.

Wer wird Meister?

Ich habe immer gesagt, die Bayern werden Meister. Dabei bleibe ich.