Spielbericht: H96 - DSC Arminia Bielefeld 2:2 (1:2)


Auch in der Saison 07/08 kann Hannover 96 zuhause nicht gegen "Angstgegner" Bielefeld gewinnen.



Nach schwacher erster Halbzeit, in der der Gast durch Tore von Mijatovic (15.) und Eigler (38.) bei einem Gegentreffer Arnold Brugginks (16.) führte, steigerten sich die Roten deutlich und kamen durch Joker Jii Stajner zum 2:2-Ausgleich (56.). Ein dritter Treffer blieb der Hecking-Elf jedoch trotz guter Chancen verwehrt.



Improvisation nötig

Viele Verletzte – deswegen musste 96-Cheftrainer Dieter Hecking stark improvisieren. Für Michael Tarnat (Sehnenanriss Oberschenkel) rückte Schulz auf die linke Verteidigerposition. Lala übernahm dessen Mittelfeldpart. Vinicius (Knie) wurde von Dariusz Zuraw ersetzt, dazu erhielt Bruggink den Vorzug vor Lauth. Auch Heckings Gegenüber Michael Frontzeck nahm drei Wechsel vor: Fernandez stand für Hain (angebrochene Rippe) zwischen den Pfosten. Kirch und Halfar kamen für Tesche und Zuma.



Bielefeld nutzt Freiräume über links

Die erste Halbzeit konnte die 96-Anhänger in der AWD-Arena nicht zufriedenstellen. Eine hohe Fehlerquote und Stockfehler verhinderten einen gelungenen Spielaufbau bei den Roten. So war es auch ein Bielefelder, der für erste Gefahr im Arminen-Strafraum sorgte. Rau verlängerte einen Freistoß unglücklich per Hinterkopf auf die Querlatte (6.). Bei dieser Aktion verletzte sich Keeper Fernandez am Ellbogen und musste wenig später für Stand-By-Profi Dirk Heinen den Platz räumen. In der 14. Minute dann die Gästeführung: DSC-Innenverteidiger Andre Mijatovic war nach einer Rau-Linksecke mit aufgerückt und drückte die Hereingabe aus kurzer Distanz in die Maschen. (15.). Doch die Antwort der Gastgeber kam postwendend: Über Hanke gelangte das Leder zu Pinto, der von rechts in die Mitte flankte. Arnold Bruggink nahm das Spielgerät mit dem Rücken zum Tor an und traf per Drehschuss flach ins rechte Eck (16.). Fast hätte Balitsch die Partie vollkommen gedreht, doch sein Kopfball aus kurzer Distanz wurde von Fernandez entschärft (20.). In der Folge offenbarten die Niedersachsen große Probleme auf ihrer rechten Abwehrseite. Immer wieder konnten die Ostwestfalen fast unbedrängt über diese Flanke Offensivaktionen ankurbeln. Bereits nach 14 Minuten hatte Eigler von hier nur das Außennetz getroffen. In der Schlussphase der ersten Halbzeit wirkten die Roten dann vollkommen indisponiert. In der 35. Minute kam Eigler erneut über links zum Abschluss, scheiterte mit seinem Schlenzer aber an Enke. Nur eine Minute danach war es Wichniarek, der zum Schrägschuss ansetzen konnte – Enke parierte erneut glänzend. Wiederum nur wenige Sekunden später war Wichniarek erneut links durchgebrochen und flankte ins Zentrum. Der von Cherundolo noch abgefälschte Ball fand Christian Eigler am langen Pfosten, der ohne Mühe zur erneuten Arminen-Führung einköpfen konnte (37.). Und 96 hatte Glück, vor der Pause nicht noch den Knockout zu kassieren. Zunächst war es wieder Wichniarek, der den freien Raum auf der rechten 96-Abwehrseite nutzte, jedoch aus 16 Metern knapp über die Querlatte zielte (42.). In Minute 44 verhinderte dann Robert Enke mit einer sensationellen Parade Schlimmeres: Rau hatte eine Linksecke auf Marx gebracht, dessen Direktschuss mit Innenrist der 96-Schlussmann aus dem rechten Winkel fischte. Glück, dass auch der Nachschuss Wichniareks nicht den Weg in die Maschen fand. Fast unverhofft somit die dicke 96-Ausgleichschance praktisch mit dem Pausenpfiff: Nach guter Cherundolo-Rechtsflanke fand Balitsch bei seinem Kopfball aus fünf Metern im phantastisch reagierenden Heinen seinen Meister.



Heinen überragend

In der Pause musste Dieter Hecking reagieren: Von Jiri Stajner und dem Debütanten Bastian Schulz erhoffte sich der 96-Trainer neue Impulse. Und tatsächlich, 96 wirkte wie ausgewechselt, schnürte die Ostwestfalen zeitweise ein und hatte in Stajner einen immer aktiven Wirbelwind. Und der Tscheche brauchte nur wenige Minuten, um sein wichtiges Jokertor zu erzielen. Husztis Rechtsecke wurde von Ismael auf den langen Pfosten verlängert, wo Stajner per Kopf zum erneuten Ausgleich eindrücken konnte (56.). Und nun wollten die Gastgeber den Dreier! Nach einer Stunde war es einmal mehr Dirk Heinen, der die 96er zum Verzweifeln brachte. Eine Linksflanke von Schulz fand Bruggink alleine vor dem Tor, doch der Kopfball des Holländers wurde vom Oldie-Schlussmann der Arminia entschärft. Auch Stajner hatte mit seinem Kopfball nach Schulz-Flanke keinen Erfolg, er ging knapp über das Tor (72.). Der Gast aus Bielefeld kam selbst kaum noch vor das 96-Gehäuse, einmal allerdings brandgefährlich: Wichniareks Geschoss von der rechten Strafraumkante wurde von Enke bravourös pariert (78.). Auch in der Schlussphase gelang es den Roten nicht mehr, Dirk Heinen zu überwinden. Zuraws Kopfball ging knapp über den Kasten (82.), Stajners rechts am Tor vorbei (85.). Als in der Nachspielzeit auch die letzte 96-Großchance durch Stajner vergeben war – Heinen drehte den Drehschuss des Tschechen gerade noch um den linken Pfosten – war klar, dass sich 96 mit einem Zähler begnügen musste.



Zwei verschiedene Halbzeiten

Aufgrund zweier vollkommen verschiedener Halbzeiten ist die Punkteteilung am Ende leistungsgerecht. Mit etwas mehr Abschlussglück wäre nach zweimaliger Egalisierung eines Rückstands jedoch auch durchaus noch der erste Heimerfolg der Roten gegen Bielefeld seit 1972 möglich gewesen. Doch ein phantastisch aufgelegter Dirk Heinen verhinderte dieses. Ein gutes Bundesligadebüt feierte Amateurspieler Bastian Schulz in Durchgang zwei. Beim kommenden Spiel in Duisburg müssen die Roten auf Arnold Bruggink verzichten, der sich die fünfte Gelbe Karte abholte.



STATISTIK

Hannover 96: Enke - Cherundolo, Ismael, Zuraw, C.Schulz - Balitsch (87. Krebs), Lala (46. B. Schulz), Pinto (46. Stajner), Bruggink, Huszti - Hanke

DSC Arminia Bielefeld: Fernandez (22. Heinen)- Korzynietz (68. Bollmann), Mijatovic, Kucera, Rau - Kauf, Kirch, Marx - Halfar, Eigler (77. Zuma), Wichniarek

Tore: 0:1 Mijatovic (15., Rau), 1:1 Bruggink (16., Pinto), 1:2 Eigler (38., Wichniarek), 2:2 Stajner (56., Ismael)

Gelbe Karten: Bruggink (5., gesperrt) / Rau, Halfar, Bollmann

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Zuschauer: 35.104