96-Stürmer trumpft auf und sticht Hanke aus



Von Norbert Fettback
Hannover. Es war die Szene des Spiels. Nicht nur, weil Hannover 96 damit drei Punkte im Sack und das nicht mehr für möglich Geglaubte geschafft hatte, sondern weil diese Aktion zu den raren fußballerischen Glanzlichtern dieses Nachmittags gehörte. Die Beteiligten: Szabolcs Huszti (als Einfädler), Vahid Hashemian (als Passgeber) und Christian Schulz (als Vollstrecker). Die Unbeteiligten: drei sichtlich konsternierte Frankfurter Abwehrspieler und Eintracht-Torwart Markus Pröll, dem in der 89. Spielminute allein die Aufgabe zufiel, den Ball aus dem Netz zu holen.


2:1 lautete danach aus 96-Sicht die frohe Botschaft auf der Anzeigetafel der AWD-Arena; auf dem Platz und auf den Rängen machten sich wenig später, als das Resultat endgültig Bestand hatte, Ausgelassenheit und Glückseligkeit breit. Einer hatte besonderen Grund zur Freude: Vahid Hashemian, für viele der eigentliche Matchwinner, obwohl er gar nicht ins Tor getroffen hatte.
Aber er hatte diese geniale Eingebung, die das Spiel entschied und die es Christian Schulz so kinderleicht machte, den Siegtreffer zu erzielen. „In so einer Situation einen solchen Pass zu spielen, das verdient ein Riesenlob“, sagte Trainer Dieter Hecking, der mit der Einwechslung des Iraners zur 2. Halbzeit diesmal alles richtig gemacht hatte.


Hashemian tat das persönliche und zugleich kollektive Erfolgserlebnis sichtlich gut. Seinen strahlenden Gesichtsausdruck von der Ehrenrunde im Stadion trug er noch eine halbe Stunde später zur Schau, als im kleinen Kreis die Fragen auf ihn einprasselten und es dabei vor allem um die eine Szene ging: die vor dem Siegtreffer.

„Ich habe den Kopf kurz hochgenommen“, sagte der 31-Jährige. „Eigentlich wollte ich ja schießen, aber Christian Schulz hatte eine gute Position. Da habe ich mich entschieden, zu ihm zu passen.“ Wie an der Schnur gezogen nahm der Ball seinen Weg durch den Frankfurter Strafraum zu Schulz, der mühelos vollenden konnte.

Edelreservist Hashemian, zum 15. Mal in dieser Saison eingewechselt, überraschte am Sonnabend endlich einmal positiv. In den Spielen zuvor hatte er all denen fleißig Vorlagen geliefert, die ihn wegen seiner Spielweise und vor allem wegen der fehlenden Tore kritisiert hatten. Und die Fakten geben den Kritikern Recht: Seit seinem Wechsel vom FC Bayern München zu den „Roten“ vor drei Jahren hat es Hashemian in 75 Bundesliga-Einsätzen auf lediglich neun Treffer gebracht – zu wenig für einen, der mit der Erwartung verpflichtet wurde, ein Torjäger zu sein. Dass seine Zeit in Hannover mit dem im Sommer auslaufenden Vertrag zu Ende geht, dürfte dem Iraner spätestens klar gewesen sein, als der Klub Mike Hanke unter Vertrag nahm.

Auch wenn es sich Hashemian nicht anmerken ließ: Gegen Frankfurt durfte er frohlocken, denn er war klar der bessere 96-Stürmer. Und er will auch in den noch ausstehenden sechs Spielen alles geben, „auch wenn ich weiß, dass ich nächste Saison nicht mehr in Hannover bin“. Vorlagen und Tore: Das ist das beste Bewerbungsschreiben für neue Arbeitgeber.