Mike im Interview

Von Wolfsburg über Hannover zur EM und in den UEFA-Cup: 96-Stürmer Mike Hanke im Interview.



Herr Hanke, beim Auswärtsspiel in Hamburg sind Sie wieder sehr viel gelaufen, hatten ein, zwei Torschüsse, selbst aber keinen Erfolg: Stimmen aus Ihrer Sicht Aufwand und Ergebnis?

Wir hatten ja trotzdem einige Möglichkeiten zu einem weiteren Tor, um so als Sieger vom Platz zu gehen. Für mich als Stürmer ist es nicht befriedigend, wenn ich nur einmal aufs Tor schieße oder gar nicht treffe. Aber ich sage auch: Wichtig ist, dass wir als Mannschaft gut funktionieren.



Mit acht Toren haben Sie nach 18 Spieltagen so oft getroffen wie in Wolfsburg zuvor in der gesamten Saison. Leiten Sie daraus ein neues persönliches Ziel ab?

Ich werde mich hüten und sagen, ich möchte so und so viele Tore schießen. Was zählt, und da kann ich mich nur wiederholen, ist, dass die Mannschaft nach vorne kommt. Und dafür tue ich alles. Selbst wenn ich in dem Fall sieben oder acht Spiele lang nicht treffe, mache ich mich nicht verrückt.



Als Sie im Sommer aus Wolfsburg nach Hannover gewechselt sind, hatten Sie etliche Erwartungen im Hinterkopf. Was ist davon bislang in Erfüllung gegangen?

Die Erwartungen waren nicht unbedingt hoch. Ich wusste, dass die Mannschaft intakt ist, und wollte mich so schnell wie möglich reinspielen und eine Stütze werden. Und damit hat es aus meiner Sicht relativ rasch geklappt.



Beschreiben Sie doch einmal das Stimmungsbild in der Mannschaft. Wie muss man sich das vorstellen nach dem Training in der Spielerkabine?

Da sitzen wir schon öfter mit zwölf oder 13 Spielern zusammen und lachen uns kaputt über irgendwelche Sachen. Wir verstehen uns eben auch außerhalb des Platzes sehr gut, sind befreundet. Es klappt mit der Integration der Neuen, alle Spieler sprechen sehr gut Deutsch, und in der Kabine wird auch nur Deutsch geredet. Das kannte ich aus Wolfsburg nicht, da gab es verschiedene Gruppen. Hier legt der Trainer viel Wert darauf, dass wir hinterher noch zusammen sind und über die verschiedensten Dinge reden. Es passt einfach.



Das galt auch für den Großteil der bisherigen Spiele. Zu was ist 96 in dieser Saison noch imstande?

Es war wichtig, nach der Winterpause wieder gut reingekommen zu sein. Das zeigt, dass wir weiter nach oben und einen Platz im UEFA-Cup erreichen wollen. Mit der Mannschaft haben wir richtig gute Chancen, etwas Zählbares zu erreichen, wenn wir alles dafür geben. In Hamburg hat man ja wieder gesehen, dass wir mit den Top-Teams der Bundesliga mithalten können.



Mit einem Sieg gegen den Karlsruher SC könnte Ihre Mannschaft einiges für dieses Ziel tun …

Wir können auch ein deutliches Zeichen setzen, dass wir auf jeden Fall oben dabei bleiben wollen.



Und dann kommen die Bayern nach Hannover.

So weit denke ich noch nicht. Die Konzentration gilt erst einmal dem KSC. Wenn wir die drei Punkte eingefahren haben sollten, dann werden wir sehen, was passiert.



Mit Maik Franz sehen Sie an diesem Sonnabend einen Freund aus Wolfsburger Tagen wieder. Haben Sie ihn schon darauf vorbereitet, was ihn in Hannover erwartet?

Ab und an telefonieren wir miteinander. In jüngster Zeit war das nicht der Fall. Ich weiß zumindest, was mich erwartet: Er ist ein emotionaler, aggressiver Typ, der immer alles gibt. Aber so werde ich auch spielen.



Als die Nationalmannschaft unter der Woche gegen Österreich gespielt hat, haben Sie das Spiel am Fernsehgerät verfolgt. Wie reagieren Sie auf Ihre Nicht-Berücksichtigung?

Zunächst war ich etwas irritiert, dass ich selbst keine Absage und keine Informationen darüber bekommen hatte. Ich bin der Meinung, in den letzten Spielen der Hinrunde schon ein paar Zeichen gesetzt zu haben. Groß den Kopf zerbreche ich mir aber nicht darüber, dass ich nicht dabei war. Ich spiele ja nicht nur für die Nationalmannschaft, sondern stehe bei Hannover 96 unter Vertrag. Hier kann ich mir die nächste Einladung zur Nationalmannschaft verdienen. Spätestens zur Europameisterschaft, hoffe ich.



Was streben Sie in Ihrer Karriere noch an?

Irgendwann möchte ich mal bei einem Top-Verein spielen und einen Titel holen.



Könnte dieser Top-Verein auch Hannover 96 heißen, wo Sie noch bis 2011 einen Vertrag haben?

Warum nicht. Aber mich würde zum Beispiel auch der englische Fußball reizen. Zurzeit fühle ich mich aber pudelwohl in Hannover, spiele regelmäßig in einer Mannschaft, die sich Schritt für Schritt weiterentwickeln möchte, und verschwende keinen Gedanken an einen Wechsel. Warum sollten wir in drei Jahren nicht zu einer Nummer für den UEFA-Cup werden können?



Auch der VfL Wolfsburg hatte Jahr für Jahr hochtrabende Pläne. Ihr letzter Trainer dort war Klaus Augenthaler. Worin besteht der Unterschied zu Dieter Hecking?

Ich habe die Zeit in Wolfsburg durchaus als angenehm empfunden. Dieter Hecking ist viel emotionaler und lebt den Fußball förmlich. Er spricht sehr viel mit allen Spielern, auch mit einem, der mal von den Amateuren reinschnuppert. Augenthaler hat sich auf die Führungsspieler konzentriert.



Anfang März werden Sie zum zweiten Mal Vater. Eine Tochter haben Sie, gibt’s diesmal einen kleinen Fußballer?

Ja, es wird ein Junge. Der Termin ist aber auf den 19. Februar vorverlegt worden.



Am 17. Februar spielt 96 gegen Bayern. Das könnte problematisch werden …

Die erste Geburt hat acht Stunden gedauert, bei der zweiten soll es ja schneller gehen. Und ein Spiel dauert ja nur 90 Minuten.


Interview: Norbert Fettback und Christian Purbs