Vorfreude

96 Trainer Dieter Hecking glaubt an Coup gegen die Münchener / Ismaël unter Beobachtung



Von Christian Purbs
Hannover. Es ist ein Phänomen, das sich einmal pro Saison wiederholt: Die Bayern kommen, und alle freuen sich. Wenn die Münchener in Hannover aufspielen, will jeder dabei sein, da wird der Skiurlaub verlegt und Omas 70. Geburtstag halt nachgefeiert. Es ist das Spiel der Spiele, dem Fans und Mannschaft wochenlang entgegenfiebern. Was erstaunlich ist, zumindest wenn man sich die Bilanz gegen den Rekordmeister der Fußball-Bundesliga seit dem Wiederaufstieg der „Roten“ 2002 anschaut: zwei Niederlagen, drei Unentschieden, kein Sieg. Es ist nicht zu leugnen, dass dem Bayern-Fieber leicht ein kräftiger Schüttelfrost folgt.

Es muss also andere Gründe haben, die zu dieser großen Vorfreude auf die Begegnung mit dem FC Bayern am Sonntag (17 Uhr, AWD-Arena) führen. Es ist das alte David-gegen-Goliath-Spiel, von dem die Fans des Außenseiters nie genug kriegen können. Es den großkopferten Bayern mit ihrem Starensemble mal so richtig zu zeigen, darauf hofft das 96-Publikum – und auch Dieter Hecking. „Man freut sich drauf, sich mit dem vermeintlich besten Team der Liga zu messen. Und wenn man dann auch noch die Chance hat, die Liga spannend zu machen, dann ist die Motivation natürlich groß“, sagt der 96-Trainer und macht den Fans Mut, dass es gegen die Münchener besser laufen wird als zuletzt gegen Karlsruhe: „Was eine Woche alles super war, ist eine Woche später nicht alles wieder schlecht. Warum sollten wir gegen die Bayern nicht einen guten Tag erwischen und sie schlagen?“

Um diese Hoffnung mit Fakten zu stärken, verweist der 43-Jährige auf die Bilanz seines Teams in den vergangenen vier Begegnungen. „Da haben wir mit Bremen, Hamburg und Karlsruhe gegen drei Mannschaften gespielt, die in der Tabelle vor uns stehen, und kein Spiel verloren“, rechnet Hecking vor. Ob mit Valérien Ismaël ein ehemaliger Münchener in der Mannschaft stehen wird, der der Coup gegen die Bayern gelingen soll, wird sich wohl erst am Ende der Woche entscheiden. Die Trainingsleistungen des Franzosen, der ungeduldig auf seinen ersten Ligaeinsatz für die „Roten“ wartet, werde er genauso intensiv beobachten wie die seiner Konkurrenten um einen Platz in der Innenverteidigung, Vinicius und Frank Fahrenhorst, sagte Hecking.
Der Trainer machte auch deutlich, dass die von vielen erwartete Umstellung des Teams auf zwei, drei Positionen nach der enttäuschenden Partie gegen den KSC nicht zwangsläufig kommt. „Die Spieler dürfen nicht das Gefühl haben, dass alles nach einem schlechten Spiel umgeworfen wird. Auch ein Valérien Ismaël würde von mir verlangen, dass ich ihm vertraue, wenn er einmal ein schlechtes Spiel gemacht hat.“ Kann Ismaël also damit rechnen, einen Platz in der Startelf zu bekommen? Vinicius hat zwar schlecht gespielt, allerdings sei er bei den Gegentoren das „Ende einer Fehlerkette gewesen. Da müssen sich auch andere an die Nase fassen“, sagte Hecking – die Ismaël-Frage bleibt also zunächst offen.

Und für all diejenigen, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie sich wirklich auf die Begegnung mit den Münchener freuen sollen, hat Hecking noch ein paar gute Gründe zur Vorfreude parat: „Gegen die Bayern ist immer viel drin. Entweder, weil sie einen auseinandernehmen, oder einen schlechten Tag erwischt haben, oder weil ihnen ein Gegner die Zähne zeigt“ – so wie es 96 schon einmal in München tat.