Lienens 45-Punkte-Rekord geknackt


Hanke im Pech


96 schießt Rostock in die zweite Liga und knackt den alten Rekord – mit nun schon 46 Punkten.

VON GUNTHER NEUHAUS
HANNOVER. Zwei Fragen konnte Dieter Hecking gestern am späten Abend nicht mehr umdribbeln. Erstens: Was bedeutet ihm nun dieser Punkte-Rekord mit 96? „Das ist nur ein schöner Nebeneffekt, mehr nicht“, versicherte der 96-Trainer. Viel mehr muss ihn ja die Entwicklung der Mannschaft interessieren. Das führte aber auch schon zu Frage zwei: Ist im Saisonendspurt doch noch UI-Cup-Platz sechs drin? Schielt er noch darauf? „Das bringt doch alles nichts“, wehrte Hecking ab, „auch alles Aufrechnen nicht, wo man vielleicht noch Punkte liegenlassen hat.“

Gestern holte 96 immerhin wieder drei, und diese kleine Erfolgsepisode begann mit einem Foul der Rostocker Fans: Mit einer Rauchbombe vernebelten sie sich zum Anpfiff die Sicht. Zündende Ideen hatten aber auch die Hansa-Profis erst mal nicht – Trainer Frank Pagelsdorf hatte ihnen ja mit dem Mut der Verzweiflung eine Offensivtaktik verpasst, die aber nicht griff.
Weil sich bei 96 jedoch in der Defensive der Fehlerteufel einschlich, hätte es hinten beinahe geknallt: Enrico Kern nahm einen verunglückten Pass von Christian Schulz dankend auf, trat den Ball aber über Robert Enke hinweg am Tor vorbei.

96 brannte zwar auch nicht gerade vor fußballerischem Feuereifer, bekam die Partie aber über aggressive Zweikampfführung und geschickteres Passspiel in den Griff. Nach einigen Fehlversuchen brachte Hanno Balitsch 96 in Führung: Steven Cherundolo hatte stark mit links geflankt, Torwart Jörg Hahnel lenkte den Ball an die Latte, von wo er zielgenau vor die Stirn von Balitsch prallte (19.).
Man hatte nun das Gefühl, dass 96 die von Ängsten um die erstklassige Existenz geplagte Rostocker Formation zerlegen könnte, doch dazu fehlte es noch an der nötigen Präzision – zumal sich in der Abwehr auch noch Lücken auftaten.

Für den Torschützen Balitsch war die Partie in der 41. Minute gelaufen – er wurde wegen einer Verletzung am rechten Fuß gegen Jan Rosenthal ausgewechselt. Zwar lag noch die Pause dazwischen, aber sechs Spielminuten nach seiner Einwechslung sorgte das 96-Talent für die Vorentscheidung: Orestes hatte eine Flanke von Szabolcs Huszti zu kurz abgewehrt, Rosenthal guckte Torwart Hahnel aus und traf flach links zum 2:0 (47.).

Die Hansa-Profis fügten sich nun weitgehend in ihr Schicksal. 96 bekam viel Raum für ansehnliche Kombinationen und brannte nun doch „ein Feuerwerk ab, so wie ich es mir gewünscht habe“, wie Hecking später lobte. Es wurden allerdings noch zu viele Chancen vergeben. Besonders den EM-Wackelkandidaten Mike Hanke wird das geärgert haben: Nach einer Huszti-Flanke schoss er volley mit links, doch Hahnel hielt (62.).

Es war also ein flotter Fußball-Abend in nun ungezwungener Atmosphäre – und schließlich knallte es auch noch mal: Rosenthal traf kurz vor Schluss nach einer Huszti-Ecke mit dem Kopf zum 3:0.

96, das nun den mit Trainer Ewald Lienen verbundenen Punkte-Rekord (45 aus der Saison 2004/05) geknackt hat, kletterte also schon auf Platz sieben, aber Torwart Robert Enke mahnte, man dürfe nun „nicht so darauf gucken“. Über die UI-Cup-Chance „haben wir schon so oft gesprochen. Es ging hin und her. Ich gucke einfach wieder am 34. Spieltag. Mal sehen, wo wir dann stehen.“