Robert Enke

...hält phänomenal – und rechnet fest mit der EM-Teilnahme



Von Jörg Grußendorf
Gelsenkirchen. Weltklasse. Dieses Adjektiv wird im Fußball sehr häufig verwendet und ist daher auch fast genauso oft übertrieben. Doch diese Parade von Robert Enke, dem Torwart von Hannover, war in der Tat weltklasse. Diesen Ball, den der Schalker Halil Altintop in der 17. Minute mit voller Wucht und Präzision aufs 96-Gehäuse hämmerte, den hätte in der Bundesliga kaum einer gehalten – und auf dem Erdball auch höchstens eine Handvoll Torleute. Enke phänomenal.

Auf Schalke war diese die beste von gleich mehreren überdurchnittlichen Paraden des 30-Jährigen. Wer auch auf ihn zusteuerte, wer es auch versuchte, egal, ob Ivan Rakitic, Kevin Kuranyi oder Heiko Westermann – sie konnten sich nur die Haare raufen. An Enke gab es kein Vorbeikommen. Auch Altintop, dem es zumindest einmal gelang, durfte sich noch mehrfach von der Klasse der Keepers überzeugen. „Man hat gesehen, wie gut er ist“, sagt 96-Trainer Dieter Hecking.

Die Schalker befinden sich dabei übrigens in bester Gesellschaft; denn konstante Leistungen auf höchstem Niveau sind bei Enke an der Tagesordnung. Fehler muss man bei ihm mit der Lupe suchen. Darum hat ihn auch ein Spiel wie gegen Hertha BSC (2:2) überhaupt nicht gestört, als er zwei Bälle aufs Tore bekam und beide waren – unhaltbar für ihn – drin. Eigentlich bitter für einen Torwart. „Das ist Quatsch“, sagt Enke. „Bitter ist es, wenn man Fehler macht. Und ich habe dabei keinen Fehler gemacht und habe auch auf Schalke keinen gemacht.“

Enkes Leistungen sind umso höher zu bewerten, da die 96-Abwehr mit bereits 50 Gegentoren zu den Schießbuden der Liga zählt. Wie viele müssten es sein, wenn ein Durchschnittstorwart den Kasten der „Roten“ hüten würde? Diese Frage stellt sich Gott sei Dank auf längere Sicht für 96 nicht, Enke hat noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2010 – und wenn er den wie erhofft erfüllt, hat 96 mindestens noch zwei Jahre einen Supermann im Tor.

Aber auch einen, der weiter zum festen Stamm der Nationalmannschaft zählt? Enke schmunzelt. „Ich weiß nicht mehr als ihr“, sagt er auf die Frage, ob er bei der Europameisterschaft im nächsten Monat in Österreich und der Schweiz dabei sei. Er habe länger nichts von Bundestrainer Joachim Löw gehört. „Die offizielle Nominierung ist am 16. Mai; und die Spieler werden es wohl erst eine oder zwei Stunden vorher erfahren“, sagt der 30-Jährige.

Äußerlich hat er auch beim Thema Nationalmannschaft die Ruhe weg wie sonst im Kasten. „Ich habe es schon des Öfteren gesagt“, meint Enke, „ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln, dass ich bei der EM dabei bin. Und nach dem Spiel auf Schalke erst recht nicht.“

Einer seiner direkten Konkurrenten im Nationaltor hinter Jens Lehmann und Timo Hildebrand gab keine zehn Meter von Enke entfernt den Journalisten Auskunft. Manuel Neuer dürfte nach seinen schwankenden Leistungen beim Thema EM und Nationalmannschaft eher in Erklärungsnot gekommen sein … .