Hecking wählt die harte Tour

Straftraining, freier Tag weg. Lala gilt jetzt als Vorbild.



Harte Welle bei 96. Gestern Straftraining, heute der freie Tag gestrichen. Lob gabs vom 96-Trainer nur für den in Leverkusen fehlenden Altin Lala.

VON ANDREAS WILLEKE
HANNOVER. Enttäuscht von der Mannschaft? „Das ist der falsche Ausdruck“, sagt Dieter Hecking, „man konnte ja nicht erwarten, dass wir im Hurra-Stil nach Europa gehen.“ Aber mehr als beim 0:2 in Leverkusen konnte man schon erwarten.

„Das waren zwei Fußball-Welten“, meint 96-Chef Martin Kind. Leverkusen zeigte die schöne, 96 die dunkle Seite.
Heckings Team spielt schlechter als in der Hinrunde, und die Frage für Kind ist: „Warum ruft die Mannschaft ihr Potenzial nicht ab?“
Eine Antwort hat der Chef nicht, der Trainer kann zumindest reagieren. Die 96-Profis trabten gestern nicht wie sonst 30 Minuten um den Maschsee, sondern mussten mehr als eine Stunde lang auf der Mehrkampfanlage Hütchen umrunden – immer mit Sprints zwischendurch.

Das war „intensives Auslaufen“, sagt Hecking. Ein Straftraining, und für heute strich er den freien Tag. „Nur mit gutem Zureden kommen wir ja nicht weiter“, sagt der Trainer, „wir müssen ein paar Sachen ändern.“
Zu Heckings harter Welle gehört auch die namentliche Kritik an den Spielern. „Es wird immer nur über Lauth geredet, aber warum nicht über Huszti, Hanke und Schulz?“ Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Viele haben Probleme, und zusammen funktionieren sie auch nicht. „Wir haben elf Einzelkämpfer“, diagnostiziert Hecking. Keine Mannschaft – wie kann der Trainer da helfen? „Die müssen sich selber helfen“, keilt der Ex-Profi zurück.

Hecking ist angefressen und zeigt seinen Spieler die Zähne. Er kritisiert, lobt aber auch einen, der das 0:2 im Bett verfolgt hat. Den kranken Altin Lala nennt Hecking als 96-Vorbild. „Altin hätte sich wenigstens gewehrt“, auch mit „dreckigen“ Mitteln, „alles im erlaubten Rahmen wohlgemerkt“.
96 zu brav, „sie sind nicht aggressiv rangegangen“. Kein Spieler habe aufgemuckt und den Kampf angenommen: „Wenn die uns schon eine Vorführung geben, dann solls wenigstens wehtun.“

Es schmerzt auch der Verlust der guten Ausgangsposition nach der Hinrunde. Dennoch bleibt die kleine Krise ein „Luxusproblem“ für Kind. 96 wird trotz Schwächephase nicht mehr wie früher in Abstiegsgefahr geraten. „Wir sind auf einer höheren Entwicklungsstufe“, meint der 96-Chef. Das neue Basislager liegt auf Platz zehn – ohne Absturzgefahr, aber die Aussicht ist auch nicht schön.